[quote=Harry,26.05.2007, 13:44]
Hallo Phytofreunde,
heute Morgen habe ich beim Spaziergang mit meinem Westi ( ja ich hab auch einen

) an Euonymus europaea den hier abgebildeten Mehltau gefunden. Natürlich habe ich keinen blassen Schimmer um welchen es sich handeln könnte. Vielleicht können da ja unsere Spezialisten Licht hinter meinen Schatten bringen.

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Der Befall war noch nicht sehr stark ausgeprägt, möglicherweise erschwert dies die Bestimmung der Mehltauart. Wenn das Pfaffenhütchen von mehrere Mehltauarten befallen werden sollte dürfte wohl ohne mikroskopische Untersuchung nichts zu machen sein.
Gruß
Harry
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Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,
da hast Du es einfacher als ich im Spätherbst letzten Jahres, als ich den Wirt als Jungtrieb mit einem Salix verwechselte und mich dann dumm gesucht habe nach dem Mikroskopieren der Perithezien siehe hier:
Ein Beispiel für die unverzichtbare Kenntnis des Wirtes bei einer Bestimmung #1 Datum: 04.12.2006, 16:25
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Hallo Phytoparasitenfreunde,
ich will Euch an nachfolgendem aktuellen Beispiel aufzeigen, wie wichtig es ist den Wirt genau zu kennen, um eine Bestimmung durchführen zu können:
Auf 2 Jungpflanzen, die am Geländer der Brücke über einen Wassergraben wuchsen und die ich als "Salix sp." bestimmte, habe ich einen Mehltaupilz gefunden, der beidseitig Myzel und reichlich sehr schöne Perithezien mit langen dichotom verzweigten Appendices und 4-sporigen Asci gebildet hat.
Nach Klenke, Braun, Brandenburger und Ellis & Ellis kämen auf Salix nur
hyllactinia guttata, Podosphaera schlechtendalii, Erysiphe adunca var. adunca und Erysiphe adunca var. regularis in Frage, die alle überhaupt nicht passen.
Jetzt gibt es nur 2 Möglichkeiten:
1. Der Wirt Salix sp. stimmt nicht, was ich mir eigentlich vorstellen kann, obwohl ich nicht weiß, was für eine Salix das sein soll, doch vom ganzen Habitus her tippe ich auf Salix.
2. Wenn es Salix sp. ist, was ist das für ein Mehltaupilz ?
den Rest könnt ihr ja noch nachlesen, ist fast wie ein Krimi.
Also auf Euonymus kommen insgesamt 3 Echte Mehltaupilzarten vor, die sich aber schon im Ausschlußverfahren makroskopisch unterscheiden lassen:
1.
Phyllactinia guttata (Wallroth 1819) Léveillé 1851 hat meist nur blattunterseitiges Myzel, auf Harrys Bilder sehen wir 2 seitige schwache Myzelbildung,
scheidet damit aus .
2.
Erysiphe euonymi-japonici (Viennot-Bourgin 1968) U. Braun & S. Takamatsu 2000, syn. Microsphaera euonymi-japonici Viennot-Bourgin 1968 wird nur auf Euonymus japonicus gefunden und
scheidet somit auch aus.
3.
Erysiphe euonymi De Candolle 1815, syn. Microsphaera euonymi (De Candolle 1815) Saccardo 1882 der selten auf Euonymus europaeus gefunden wird.
Hier Bilder des reifen Mehltaupilzes mit Perithezien:
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Und die zugehörigen Mikrobilder, die schön die aufgeplatzten Perithezien mit heraustretenden Asci ( Schläuchen ), Sporen und die für die Sektion Microsphaera typischen langen, am Ende gegabelten Appendices zeigen:
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Viel Spaß beim Betrachten und viel Erfolg bei der Nachsuche.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturhinweis:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Braun, Uwe: The powdery mildews ( Erysiphales ) of Europe, Gustav Fischer Verlag, Jena,
Stuttgart, New York 1995, 338 Seiten ISBN 3-334-60994-4 ( Jena ), ISBN 1-56081-424-1 ( New York )
-Phylogeny of Erisiphe, Microsphaera, Uncinula ( Erysipheae )
and Cystotheca, Podosphaera, Sphaerotheca ( Cystotheceae ) inferred from rDNA IST sequences- some taxonomic consequences
Autor: Braun, Uwe & Takamatsu, Susumu
Kategorie: Zeitschrift
Seitenanzahl:S.1 - 33
Schlechtendalia 4 ( 2000 ), Veröffentlichungen aus dem Institut für Geobotanik und Botanischer Garten der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg
Anmerkungen: Vollkommene Überarbeitung der Taxonomie und Nomenklatur anhand molekularbiologischer Untersuchungen