Brandpilz an gemeiner Quecke

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Harry
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Brandpilz an gemeiner Quecke

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Phytofreunde und natürlich auch alle anderen,

bei einer gestrigen Kräuterexkursion ( sommerblühende Heilpfanzen ) viel mir ein Grashalm auf dessen Rispe recht dunkel verfärbt war. Meine Vermutung, dass es sich um einen Brandpilzbefall handeln könnte, bestätigte sich zu Hause.

Nicht so sicher bin ich mir mal wieder beim Wirt. Mit Gräsern hab ich eigentlich nix am Hut, die abgebildete Pflanze wird bei uns gemeinhin als Quecke ( Agroppyron repans ) bezeichnet. Vielleicht kann das jemand bestätigen oder berichtigen. Doch nun die Bilder:

der Halm in der Gesamtansicht



Nahaufnahmen mit dem 105er Macro.






Der Brand sport kräftig aus, mikroskopiert habe ich aber noch nicht.

Gruß
Harry
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Dedimyk
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Re: Brandpilz an gemeiner Quecke

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Harry hat geschrieben: Hallo Phytofreunde und natürlich auch alle anderen,

bei einer gestrigen Kräuterexkursion ( sommerblühende Heilpfanzen ) viel mir ein Grashalm auf dessen Rispe recht dunkel verfärbt war. Meine Vermutung, dass es sich um einen Brandpilzbefall handeln könnte, bestätigte sich zu Hause.

Nicht so sicher bin ich mir mal wieder beim Wirt. Mit Gräsern hab ich eigentlich nix am Hut, die abgebildete Pflanze wird bei uns gemeinhin als Quecke ( Agroppyron repans ) bezeichnet. Vielleicht kann das jemand bestätigen oder berichtigen. Doch nun die Bilder:

Der Brand sport kräftig aus, mikroskopiert habe ich aber noch nicht.

Gruß
Harry
Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,

da ist Dir ein hervorragender Fund gelungen, schon wieder ein neuer Brandpilz. :freu: :freu: :freu:

Auch ich bin leider bei der Bestimmung von Gräsern ein nobody, aber wir haben ja Julia, Tanja und noch andere Spezialisten dafür.

Ich habe mal Deine Bestimmung auf Quecke Elymus repens, syn. Agropyron repens als richtig unterstellt und nach Klenke durchgeschlüsselt, dann kämen 2 seltene Brandpilzarten in Frage und zwar:
Tilletia controversa J.G. Kühn in Rabenhorst 1874 oder
Ustilago bullata Berkeley in Hooker f. 1855

Unterscheidung beider Arten durch Sporengröße.

Warten wir mal die Pflanzenexperten ab.

Danach sehen wir weiter, ich würde natürlich liebend gern ein kleines Stückchen als Herbarbeleg haben und dann natürlich die Bilder für die Datenbank nach Bestimmung natürlich mit Dir als Bildautor.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturverzeichnis:

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004
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Julia
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Re: Brandpilz an gemeiner Quecke

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Also, eine Quecke ist das m.E. nicht.

Ich denke hierbei ziemlich sicher an den Glatthafer (Arrhenatherum elatius).

mfg Jule
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Flodder
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Re: Brandpilz an gemeiner Quecke

Ungelesener Beitrag von Flodder »

Hoi,Glatthafer war auch meine Idee aber ein iele,in Deutsch :dünne,nicht ein gut entwikkelde.
Gruss,Flodder,ich Dachtte auch an eine Trisetum?
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Harry
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Re: Brandpilz an gemeiner Quecke

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Julia, hallo Flodder,

danke für die Bestimmung des Halmes. Abwohl der Glatthafer auf den Abbildungen die ich gefunden habe etwas anders aussieht besteht für mich kein Grund eure Bestimmung anzuzweifeln.

Ich kenne mich mit Gräsern überhaupt nicht aus und ein möglicher Grund für die mangelhafte Ausbildung des Halmes könnte ja durchaus der Brandpilzbefall sein.

@Detlef

ich denke du kannst bedenkenlos von Arrhenatherum elatius als Wirt ausgehen. Was käme den eventuell auf dieser Pflanze an Brandpilzen vor? Ein Stückchen des Halmes schicke ich dir gerne zu und die Bildeinstellung bei pilzbstimmung.de geht selbstverständlich auch in Ordnung.

Gruß
Harry
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Dedimyk
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Re: Re: Brandpilz an gemeiner Quecke

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Harry hat geschrieben: Hallo Julia, hallo Flodder,

danke für die Bestimmung des Halmes. Abwohl der Glatthafer auf den Abbildungen die ich gefunden habe etwas anders aussieht besteht für mich kein Grund eure Bestimmung anzuzweifeln.

Ich kenne mich mit Gräsern überhaupt nicht aus und ein möglicher Grund für die mangelhafte Ausbildung des Halmes könnte ja durchaus der Brandpilzbefall sein.

@Detlef

ich denke du kannst bedenkenlos von Arrhenatherum elatius als Wirt ausgehen. Was käme den eventuell auf dieser Pflanze an Brandpilzen vor? Ein Stückchen des Halmes schicke ich dir gerne zu und die Bildeinstellung bei pilzbstimmung.de geht selbstverständlich auch in Ordnung.

Gruß
Harry
Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,

okay, dann nehmen wir mal den Glatthafer an.

Es gibt zwar insgesamt 6 verschiedene Brandpilzarten auf dem Glatthafer, aber anhand des Durchschlüsselns nach Klenke als Antherenbrand bleiben voraussichtlich nur noch 2 Arten übrig, die durch Mikroskopieren einwandfrei bestimmt werden können.

Infrage kämen Ustilago avenae (Persoon 1801 : Persoon 1801) Rostrup 1890 , die wir schon anhand Julias Beitrag "Kaum findet man einen Brandpilz im Herbar... #1 Datum: 21.01.2007, 16:09" bestimmt und inzwischen auch in der Datenbank pilzbestimmung.de abgelegt haben, sowie Ustilago hordei (Persoon 1801 : Persoon 1801) Lagerheim 1889 .

Wenn ich Deine Bilder mit Julias Bilder vergleiche, dann könnte es sein, daß Dein Fund dieses Kriterium des Schlüssel erfüllt:
Erst zur Körnerreife stäubend, Sporen glatt und das wäre dann tatsächlich die 2. Art Ustilago hordei :freu: :freu: .

Also nehme ich Dein Angebot dankend an ein Stückchen des Beleges zu Mikroskopieren und zu bestimmen, vielleicht haben wir Glück und es ist tatsächlich was anderes als Ustilago avenae und wenn nicht, dann sind es noch phantastische Bilder für die Datenbank zur Ergänzung/Austausch.


Herzliche Grüße Detlef

Literaturverzeichnis:

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004
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Dedimyk
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Re: Brandpilz an gemeiner Quecke

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,

den mir am Donnerstag zugeschickten Herbarbeleg :tup: habe ich noch am gleichen Tag mikroskopiert, da ich ungemein neugierig war .

Als mir schon beim Öffnen des in einer verschließaren Plastikhülse hervorragend in ein Papiertuch eingepackten Hälmchens schwarzes Sporenpulver entgegenrieselte, zerschlug sich mein Traum, daß es sich um den 2. möglichen Brandpilz Ustilago hordei (Persoon 1801 : Persoon 1801) Lagerheim 1889 handeln könnte, den ich weiter oben erwähnte.

Denn Ustilago hordei stäubt erst zur Körnerreife, während Ustilago avenae früh stäubend ist und der Herbarbeleg zeigte ja auch noch ein frühes Entwicklungstadium der Ovarien und Spelzen an, damit war makroskopisch schon im Ausschlußverfahren Ustilago hordei leider ausgeschieden.

Die nachfolgende mikroskopische Untersuchung bestätigte dann, daß es sich um den Brandpilz Ustilago avenae (Persoon 1801 : Persoon 1801) Rostrup 1890 handelt, den wir schon mit Julias Beitrag bestimmt haben.

Hier die neuesten Mikrobilder, die genau zur Beschreibung von Scholz passen:

[br][br]

[br][br]

[br][br]

[br][br]

Die Bilder wurden mit 400 und 1.000er Vergrößerung gemacht.

Nachfolgend die Beschreibung aus Scholz ( S. Literaturhinweis ):

Sori ( Sporenlager ) in den Ähren, in den Ovarien und Spelzen, ausnahmsweise auch in den Rispen-bzw. Ährenachsen und selbst in den Blättern.
Befallene Pflanzen oft anfangs im Längenwachstum vorauseilend und daher kurzfristig die gesunden überragend; Brandähren breiter und verkürzt.
Sporenpulver braunschwarz.
Sporen kugelig bis schwach ellipsoidisch, 4 - 8 µm im Durchmesser, seltener bis 11 µm lang;
Sporenwand gelblich- bis olivbraun, 0,5 - 1 µm dick, an einer Seite dünner und heller, mit winzigsten Warzen ( hier nicht zu sehen ), die im SEM ( wer hat schon sowas ) als auf einer feinkörnigen Wandoberfläche locker stehende, abgerundete, etwa 0,5 µm hohe Papillen erscheinen.

Meine Sporen lagen im Bereich um 6 - 7 µm, was für einen Herbarbeleg prima paßt.

Harry danke für das übergebene Herbarmaterial :tup: und könntest Du mir bitte auch die hervorragenden Bilder 800x600 schicken, die möchte ich als Ergänzung/ Austausch in die Datenbank pilzbestimmung.de stellen, natürlich mit Dir als Bildautor.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturverzeichnis:

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
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ISSN: 1434-1662

-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
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ISBN-3-921800-28-5

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
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Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004
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Harry
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Re: Brandpilz an gemeiner Quecke

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Detlef,

vielen Dank für deine Mühe. Ich habe es befürchtet dass es nicht Ustilago hordei ist. Wäre auch zu schön gewesen.

Die Bilder habe ich gerade bei pilzbestimmung.de hochgeladen.

Gruß
Harry
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Dedimyk
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Re: Re: Brandpilz an gemeiner Quecke

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Harry hat geschrieben: Hallo Detlef,

vielen Dank für deine Mühe. Ich habe es befürchtet dass es nicht Ustilago hordei ist. Wäre auch zu schön gewesen.

Die Bilder habe ich gerade bei pilzbestimmung.de hochgeladen.

Gruß
Harry
Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,

danke, daß Du die schönen Bilder in die Datenbank eingestellt hast.

Aber ich habe eine Bitte für zukünftige Bildeinstellungen von Phytoparasiten : unbedingt den Wirt auf dem Bild ausweisen, wie ich es bei meinen, Julias und Bildern von anderen Bildautoren immer gemacht habe ( deshalb habe ich ja um einen Bildnachweis gebeten, um ihn entsprechend aufbereitet einstellen zu können bei gleichzeitiger Nennung des Bildautors).

Gerade der Wirt ist absolut unverzichtbar und kann sehr oft anhand des Bildes ohne Namen nicht einwandfrei erkannt werden, vor allem, wenn es sich um einen polyphagen ( viele Pflanzenarten befallend ) Phytoparasiten handelt.

Ganz besondres wichtig bei Ausschnittsaufnahmen etc., wie zum Beispiel diese:

http://www.pilzfotopage.de/cgi-bin/uplo ... 5047&big=1
[br][br]

Ich bitte alle Bildautoren von Phytoparasiten dies zu berücksichtigen .

Herzliche Grüße Detlef
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