Hallo Rika,
UmUlmHerum hat geschrieben:
Die zweite Zugabe ist der Link zu einer völlig verrückten Missbildung in einem anderen Pilze-Forum. Bei einer Eichen-Rotkappe war der Stiel gebrochen, irgendwie und irgendwann bildeten sich Verbindungen von Stiel zum gekippten Hut, geäst-förmig aus Stiel-Material. Schwer zu beschreiben, das Reinschauen (Foto 9 und 10) lohnt sich! Ich will hier keine fremden Bilder rumkopieren - deswegen der Original-Thread unter
http://www.pilzepilze.de/cgi-bin/webbbs ... ead=228350
Bei diesem bizarrem Kunstwerk tappe ich ziemlich im Dunkeln und trage zuerst einmal (sinngemäß) Beispiele aus der Literatur zusammen:
(1)
Hutlose Fruchtkörper:
[1]„Manche Pilzarten bilden in völliger Dunkelheit normale, fertile Fruchtkörper, …
Andere, vorwiegend holzzerstörende Hymenomyzeten bilden bei Lichtmangel, hutlose, sterile, stiel-, horn- oder geweihförmige „Dunkelformen“ aus, z.B.Flammulina velutipes, …
Artabhängig reicht zur Ausbildung von derartigen Missbildungen bereits die Lichtqualität (z.B. zu geringer Blauanteil) oder eine zu geringe Beleuchtungsdauer…“[/i]
[1] beschreibt im Abschnitt „Horn- und geweihförmige Bildungen“ Beispiele (Boletales werden nicht erwähnt) aus Bergwerken, Brunnenschächten, Kellern und unter experimentellen Bedingungen bei denen die Stiele horn-/geweihförmig verzweigt, oft stark verlängert sind und dem Fruchtkörper Hüte und Hymenophore fehlen.
---> Aber, in all den gezeigten Fällen sind die Stiel extrem schlank und nicht normal ausgebildet.
Regeneration
- Wir haben schon viele Beispiele gezeigt, bei denen sich „Nichtblätterpilze“ bei einer Lageveränderung des Substrats anpassen und gleich mehrere, der Porenschicht oder der Huthaut entspringende, neue Fruchtkörper bilden.
(2)
Doppelfruchtkörper
[1] zeigt einen „Stockwerkspilz“, den er in der Bildunterschrift wie folgt kommentiert:
- Scheinbare Dreifachbildung beim Wiesen-Egerling, Agaricus campestris: der unterste Fruchtkörper hat einen zweiten emporgehoben, mit dessen Hut erverwachsen ist; der Stiel (Anm. Gerd: senkrecht nach oben zeigend) des oberen Pilzes hat aus seiner Basis einen vollständigen Hut mit Hymenophor neu gebildet. Nach Smith 1873.
---> Etwas Ähnliches (einen Steinpilz von einem jüdischen Friedhof) hatten wir, leider nicht mehr auffindbar, auch schon.
(3)
Regeneration
- Insbesondere "Nichtblätterpilze" reagieren bei einer Lageveränderung des Substrat (Stichwort Geotopismus) mit der Neubildung mehrerer, aus dem Hymenophor oder der Huttrama entspringender, frischer Fruchtkörper.
---> Auch hier hatten wir schon einige Beispiele gezeigt.
----------------------------------------
Mein Erklärungsversuch:
- Der Hut wurde durch mech. Beschädigung abgerissen und lag noch auf dem Stiel!?
- Der Stiel hat durch Regeneration/Weiterwachsen versucht einen neuen Hut zu bilden, wurde dabei "evtl. wegen des daraufliegenden Huts durch Lichtmangel) in seinem genetisch fixiertem Programm gestört und hat synchron mehrere Stielauswüchse produziert, die mit dem daraufliegendem , etwas abgehobenem Hut letztendlich (mit der Huttrama) verwachsen sind.
Sorry, aber eine bessere Vermutung fällt mir nicht ein.
Grüße
Gerd
Literatur:
[1] (ID-05008): Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62; 108-124