Calvatia excipuliformis

nicht eindeutig geklärte bzw. unbekannte Funde können hier gezeigt und besprochen werden. Forumsstart - 05.11.2007

Moderator: Harry

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Fredy
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Calvatia excipuliformis

Ungelesener Beitrag von Fredy »

Hallo zusammen!

Handelt es sich bei folgendem Pilz um einen Beutel-Stäubling (Calvatia excipuliformis)?
Forum - Stäubling 2012.11.09 - 2.jpg
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Forum - Stäubling 2012.11.09 - mit Maß.jpg
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Forum - Stäubling 2012.11.09 - liegend - mit Maß.jpg (194.46 KiB) 4071 mal betrachtet

Das gezeigte Exemplar besitzt eine Höhe von gut 20 Zentimetern (siehe Bilder)!
  • Fundregion: Höhenzug in Südbaden, Kalk
  • Fundstelle: auf knapp 600 m ü. M., am Rande eines Jungbuchenbestandes, inmitten eines verrottenden Altholz-Haufens (vermutlich Eiche), die Stielbasis befand sich samt erkennbarem Mycel inmitten eines feuchten Ballens von Blättern, Erde und zerbröckeltem, durchnässten Altholz am Boden.
Der Stäubling von imposantem Ausmaß eignet sich hervorragend als Anschauungsmaterial betreffend des Innenlebens sowie des Aussehens dieser Art bei Reife (zu sehen ist der komplette, aufgeklappte Pilz):
Forum - Stäubling 2012.11.09 - Schnitt.jpg
Forum - Stäubling 2012.11.09 - Schnitt.jpg (195.29 KiB) 4072 mal betrachtet
Wie viele Sporen mögen in diesem riesigen Kopfteil wohl vorhanden sein?

Kommen noch andere Arten in Frage?


Vielen Dank für's Anschauen!

Fredy
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Harry
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Re: Calvatia excipuliformis

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Fredy,

Fredy hat geschrieben:Handelt es sich bei folgendem Pilz um einen Beutel-Stäubling (Calvatia excipuliformis)?
Fredy hat geschrieben:Kommen noch andere Arten in Frage?
da für mich keine anderen Arten in Frage kommen ist Clavatia excipuliformis korrekt. Heute hört er allerdings auf den Namen Handkea excipuliformis ( Scopoli 1772 Persoon 1801 ) Kreisel 1989
Diese alten Überreste überdauern oft mehr als ein Jahr, es ist also nicht gesagt das deine Funde auch aus dem Jahre 2012 stammen.

Wieder ein tolle Vorstellung mit hervorragendem Bildmaterial. So macht es dem Bestimmer auch richtig Spaß. :tup: :tup:
Besonders gelungen finde ich das letzte Foto. Man erkennt sehr schön den oberen sporenbildenden Kopfteil und den unteren watteartig ausgestopften und sterilen Pseudostiel. Prima :tup:
Wieviel Sporen der Pilz produziert kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, ich denke es dürfte sich im hohen zweistelligen Millionenbereich bewegen. :er:

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
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rickenella
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Re: Calvatia excipuliformis

Ungelesener Beitrag von rickenella »

Hallo Fredy,

korrekt, das sind Mumien von Calvatia excipuliformis Beutel-Stäubling.
Du hast recht, man kann an diesen Exemplaren einige Details sehr schön erkennen. In Bild 1 und 2 (von oben) das bei Reife zerfallende Kopfteil mit der Gleba, die sich vollkommen in Sporen umwandelt.
Im letzten Bild kann man sehr schön die "Trennstelle" zwischen dem Kopf- und Stielteil erkennen. Am "Übergang" von Gleba zu Subgleba im Stielteil ist eine etwa 4mm breite Linie gepreßt erscheinender Gleba zu erkennen. Diese Trennung wird auch als Pseudodiaphragma bezeichnet. (Ein echtes Diaphragma kannst Du im Schnitt bei Vascellum pratense erkennen).
Solange der Beutel-Stäubling noch fest und innen weiß ist, nehme ich ihn gern mit. Man kann ihn analog dem Riesenbovist zubereiten.

Viele Grüße
Peter
Zuletzt geändert von rickenella am Sa 10. Nov 2012, 14:58, insgesamt 2-mal geändert.
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Fredy
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Re: Calvatia excipuliformis

Ungelesener Beitrag von Fredy »

Hallo Harry, hallo Peter!

Vielen Dank für Eure Ausführungen!

Dem Geruch in der Basis des aufgeschnittenen Pilzes nach war der Stäubling sicherlich auch nicht mehr aus diesem Jahr, aber was tut man nicht alles für die Wissenschaft :lol: !

Imposant ist dieser riesige "Sporenturm" alle Male und zum Fotografieren ein echter Blickfang, egal wie alt er auch sein mag!

Schon neulich hatte ich mir aus anderem Anlass die Namensgebung des Beutel-Stäublings etwas genauer angeschaut. Der Beutel-Stäubling scheint ja eines der vielen Namens-Chamäleons der Pilzwelt zu sein:

Laut IF wurde Handkea excipuliformis (Scop.) Kreisel 1989 durch Lycoperdon excipuliforme (Scopoli) Schaeffer 1774 abgelöst, bei MykoBank wird Calvatia excipuliformis (Scop.) Perdeck 1950 wieder als "currently used" eingestuft!

So, jetzt werde ich mir mal Peter's fachliche Ausführungen verinnerlichen, damit ich das das nächste Mal noch weiß!

Ich danke Euch und bis dann!

Fredy
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Re: Calvatia excipuliformis

Ungelesener Beitrag von Fredy »

Hallo Peter!

Bei Wiki zum Thema "Großstäublinge": "Die Exoperidie kann glatt, kleiig oder warzig sein. Die Endoperidie zerfällt bei der Reife im oberen Teil und gibt dann die Gleba frei"...

--> Bei den Erdsternen ist mir die Unterteilung in Endo- und Exoperidie ja klar: die ursprüngliche Aussenhülle (Exoperidie) "geht auf" und die "Fruchtkugel" mit der Endoperidie ist zu sehen.

Bei Stäublingen kann ich das nicht nachvollziehen, da gibt's doch von Anfang an nur eine einzige Hülle, oder nicht?

Vielen Dank für Deine Mühe!

Fredy
Zuletzt geändert von Fredy am Sa 10. Nov 2012, 17:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Calvatia excipuliformis

Ungelesener Beitrag von rickenella »

Fredy hat geschrieben:
Hallo Peter!

1. Ist das richtig: Das gesamte "Innere" des Beutel-Stäublings ist die Fruchtmasse (Gleba = Gleba + Subgleba), und der Teil, welcher oben braun ist und die Sporen enthält heißt "Subgleba"
(-->" ...das bei Reife zerfallende Kopfteil mit der Subgleba")?

2. Ist es nicht umgekehrt, und die Fruchtmasse im Kopfteil ist die Gleba und der gekammerte Teil im Stiel ist die Subgleba (vorausgesetzt man differenziert überhaupt)?

--> somit erschiene mir dieser Satz (aus Wikipedia zum Thema "Großstäublinge") auch etwas verständlicher: "Bei den europäischen Arten ist die Subgleba fehlend oder kompakt".


Fredy,
natürlich ist es so wie Du geschrieben hast, nämlich umgekehrt :gnade .
Ich hätte es an Deinem Foto gern grafisch ( mit Pfeil und Textfeld) dargestellt, aber das ist mir nicht gelungen. Beim Schreiben ist mir dann dieser Fehler unterlaufen. Danke für den Hinweis, ich werde es im Beitrag korrigieren.

Viele Grüße
Peter
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Re: Calvatia excipuliformis

Ungelesener Beitrag von rickenella »

Hallo Fredy,

stelle Dir einen längs halbierten Beutel-Stäubling vor.
* der Kopfteil beinhaltet die Gleba. Die reife Gleba besteht aus sterilen Fasern (Capillitium) und aus Sporenpulver. Das Capillitium hat die Aufgabe, ein Verkleben der Sporen untereinander zu verhindern. Außerdem hat es die Funktion, deren Verstäubung zu fördern.
* Der untere Teil („Stiel“) des Beutel-Stäubling beinhaltet die Subgleba.
* Umschlossen wird das Ganze von einer dünnen „Gewebehaut“, der Peridie. Im weiteren Sinne könnte man sogar von Endoperidie sprechen, da ja ebenfalls direkt die Sporenmasse umschlossen wird.
* Sind dann noch wie bei Lycoperdon perlatum Stacheln vorhanden, bilden diese die Exoperidie.

QUELLE:
DÖRFELT, H., GÖRNER, H. 1989: "Die Welt der Pilze", URANIA-Verlag

Viele Grüße
Peter
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Re: Calvatia excipuliformis

Ungelesener Beitrag von Fredy »

Danke Peter!

Gruß,

Fredy
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