Hallo Harry,
Harry hat geschrieben:
der Eichenschildbecherling erscheint von März bis Mai auf abgestorbenen, noch zum Teil ansitzenden dünnen Eichenzweigen. Die Apothecien sind nur in Regenperioden geöffnet. In Trockenphasen sind sie von einem schwarzen lederartigen Gehäuse umgeben, der Pilz ist dann nur als schwarzer Strich auf den befallenen Ästchen zu sehen. Diese schwarzen Striche sind aber recht auffällig und liegen oft sehr dicht zusammen. Sie sind auch ohne Lupe gut zu erkennen. Wenn man ein Ästchen mit nach Hause nimmt und ca. 8 Stunden wässert sieht das Ganze dann so aus:
Colpoma quercinum - Eichenschildbecherling ( Pers. : Fr. ) Wallroth
Also ran an die nächste Eiche. Die Art ist recht häufig und quasi überall zu finden. Viel Glück bei der Nachsuche.
- Danke für's Zeigen dieser Pilzart, die man auch später noch an (keineswegs nur am Boden liegenden) Eichen-Ästen/-Zweigen, nachdem der Fruchtkörper bereits vergammelt ist, an den überwiegend quer zur Astrichtung verlaufenden typischen "schiffchen bis spindligen" Rindenschäden erkennen kann.
- Weniger bekannt sind (vergleiche [1]) folgene Details, auf die ich zusammenfassend aufmerksam machen möchte:
(1) "Colpoma quercinum" unterstützt die natürliche Astreinigung der Eiche, bei der funktionslos gewordene, +- absterbende/tote Äste/Zweige zuerst am "Astkragen" (die Stelle, aus der der Ast/Zweig herausragt) abgeschottet und dann später als "Totholz" abgeworfen werden.
(2) Auf der Eiche wurden zwischenzeitlich
[2] über 48 veschiedene Pilzarten ermittelt, die abhängig von der Dicke der Äste in bestimmter Reihenfolge und Häufigkeit auftraten. Als Charakterart und "Anführer" der Vermorschung konnte der "Eichen-Schildbecherling" ermittelt werden.
(3) Ähnliche Pilzgesellschaften mit anderen , ebenfalls wirtssapezifischen Pilzarten fanden sich bei Buche, Esche oder Ahorn.
(4) Die natürliche Astreinigung unterstützende Pilzarten kann man eher der natürlichen Baumenwicklung als der Pathologie zuordnen.
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- Bei der Gattung "Colpoma" möchte ich noch auf eine weitere, ähnliche, allerdings sehr seltene (!?) Art hinweisen, die ich bisher leider nur vor Jahren erst einmal entdeckt habe:
"Colpoma juniperi" (Wachholder-Schildbecherling)
Grüße
Gerd
Literatur:
[1] Butin, H. (2011): Krankheiten der Wald- und Park-bäume; Eugen Ulmer-Verlag
[2] Butin, H., Kowalski, T. (1983): Die natürliche Astreinigung und ihre biologischen Voraussetzungen. II. Die Pilzflora der Stieleiche (Quercus robur); Eur.J.Forest Path 13:428-439