Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
diesen Rostpilz auf Vincetoxicum hirundinaria, der Weißen Schwalbenwurz, habe ich zwar schon am 18.9.2007 makroskopisch bestimmt, aber da mir Julia inzwischen einen Herbarbeleg zugeschickt hat, habe ich diesen mikroskopiert und stelle das Ergebnis nachfolgend vor.
Obwohl das Bild blattunterseitig schöne II-Uredosporenlager und auch schon die III-Teleutosporensäulen in den Uredolagern zeigt ( gleiches gilt für den Herbarbeleg ), waren die Sporenlager quasi leer und ich habe mit viel Mühe einige wenige II-Uredosporen gefunden, III-Teleutosporen überhaupt keine:
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Hier die Mikrobilder in 400 facher Vergrößerung, die nur wenige II-Uredosporen zeigen:
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Anhand der II-Uredosporen und des makroskopischen Befallsbildes konnte meine Bestimmung des Rostpilzes
Cronartium flaccidum ( Alb. & Schweinitz 1805 ) G.Winter 1880
einwandfrei bestätigt werden.
Hier die relevanten Daten zur Erkennung aus Brandenburger, Gäumann und Klenke:
II-Uredosporenlager auf der Unterseite der Blätter, auf besonders oberseitlich gelblich verfärbten Flecken herdenweise beisammen, klein, bis 0,25 mmm, pustelförmig von einer Pseudoperidie bedeckt, die sich am Scheitel porenförmig öffnet.Pseudoperidienzellen mit ringsum ziemlich gleichmäßig dicker 2 - 3 µm Wand.
II-Uredosporen eiförmig oder ellipsoidisch, 21 - 27 µm lang, 15 - 20 µm breit; Wand farblos, 1,5 -2 µm dick , entfernt stachelwarzig, Warzenabstand etwa 2,5 - 4 µm, Keimporen nicht sichtbar.
III- Teleutosporensäulen in den Uredolagern entstehend, durch die Öffnung der Pseudoperidie hervortretend, gelbbraun oder braun, trocken hornig, 1 - 2mm lang, 60 - 130 µm dick, meist gekrümmt, rasenweise beisammenstehend, selten das ganze Blatt bedeckend.
III-Teleutosporen ellipsoidisch bis langgestreckt, 26 -56 µm lang, 9 - 14 µm breit. Wand dünn, kaum 1 µm dick, die der endständigen Sporen am Scheitel verdickt. IV-Basidiosporen rundlich, etwa 8 µm im Durchmesser.
Cronartium flaccidum vollendet auf dem Dikaryophyten ( Telienwirt ) Vincetoxicum hirundinaria seine Entwicklung mit II -Uredien und III - Telien und
wechselt dann auf den Haplonten ( Aezienwirt ) Pinus sylvestris und leitet mit der Infektion der Nadeln und Bildung der 0 - Pyknien und I -Aezien den Entwicklungskreislauf wieder ein.
Damit ist auch diese makroskopische Bestimmung jetzt mikroskopisch abgesichert worden.
Vielen Dank fürs Zeigen und den Herbarbeleg

, der mir die Möglichkeit gab diesen mir bisher unbekannten Rostpilz zu untersuchen.
Julia, das war der letzte Herbarbeleg, aus dem mir zugeschickten Umfang, allerdings fehlen noch einige aus alten Bestimmungsanfragen, die solltest Du mir auch noch unbedingt zur Prüfung schicken.
Ich werde mich jetzt erstmal an meine eigenen gesammelten Werke der letzten Zeit heranmachen, die Herbarbelege dürften nach 3 - 6 Monaten Trockenzeit ja fertig sein ( 4 alte Telefonbücher als Trockenpresse )

und weiter mikroskopieren und das eine oder andere hier demnächst vorstellen.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X