Hallo Phytoparasitenfreunde,
nachdem ich Julias umfangreiches Herbarmaterial ja fertig mikroskopiert habe, konnte ich mich jetzt auch meinen eigenen noch ausstehenden Bestimmungen widmen.
Als erstes habe ich den Rostpilz auf der Stellaria nemorum, der Hain-Sternmiere untersucht aus Julias und meiner gemeinsamen Exkursion am 13.8.2007 bei der Mykologentagung im Bayerischen Wald.
Hier noch ein aktuelles Bild von mir direkt am Standort aufgenommen:
Blattunterseitig sind sehr gut die braunen Teleutosporenlager zu erkennen, die ich mikroskopiert habe und die bei 400 facher Vergrößerung so aussehen:
Auf Stellaria können insgesamt 3 verschiedene Rostpilzarten gefunden werden, deshalb war das Mikroskopieren zwingend erforderlich.
Anhand der sehr gut ausgebildeten und sporenreichen Teleutosporenlager war die Bestimmung mit Hilfe des Klenke und Gäumann allerdings sehr einfach und erbrachte
Puccinia arenariae ( Schumacher 1803 ) J. Schröter 1880
die verbreitet auf allen Stellaria-Arten, also auch auf Stellaria nemorum
gefunden werden kann.
Hier die relevanten Daten zur Erkennung aus Brandenburger, Gäumann und Klenke:
III-Teleutosporenlager rundlich oder länglich, polsterförmig, braun, auf der Blattunterseite zerstreut, gewöhnlich aber zu Gruppen vereinigt und dabei oft kreisförmig gestellt.
III-Teleutosporen sofort keimend, ellipsoidisch oder spindelförmig, am Scheitel meist etwas zugespitzt oder papillenförmig ausgezogen, an der Basis in den Stiel verschmälert oder gerundet, an der Grenze beider Zellen schwach eingeschnürt ( gut auf den Mikrobildern zu erkennen, speziell Bild 3 Einzelspore ); Länge 28 - 49 µm , vereinzelt bis 63 µm, Durchmesser 10 - 19 µm , beide Zellen meist ungefähr von gleicher Länge und von gleichem Durchmesser; Wand glatt, hellgelb, am Scheitel stark verdickt; Keimporus der oberen Zelle scheitelständig oder ein wenig seitwärts gerückt, derjenige der unteren Zelle hart neben der Scheidewand; Stiel sehr lang, bis 140 µm, fest, fablos; Sporen nicht abfallend.
Anomalie: 1- und 3 zellige Teleutosporen
Puccinia arenariae verkürzt seine gesamte Entwicklung auf nur III-Teleutosporen und befällt als polyphager Rostpilz ( viele Pflanzenarten befallend ) neben Stellaria auch noch eine Vielzahl anderer Pflanzenarten.
Damit ist auch diese Bestimmung durchgeführt mikroskopisch abgesichert worden.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X