Brandpilz am Hundszahn

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Brandpilz am Hundszahn

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diesen Brandpilz habe ich am 1. September in Rom, vermutlich an dem Gewöhnlichen Hundszahn (Cynodon dactylon), gefunden.

Um welchen könnte es sich hierbei handeln?


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mfg Jule
Andricus
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Re: Brandpilz am Hundszahn

Ungelesener Beitrag von Andricus »

Hallo Julia,

ohne eine genaue Untersuchung sollte man bei Namensangaben parasitischer Pilze besonders vorsichtig sein. Aber die Angaben bei Herbert Buhr "Bestimmungstabellen der Pflanzengallen ( Zoo- und Phytocecidien ) Mittel- und Nordeuropas " Jena 1964/65 treffen doch recht gut zu. Danach ist es:

(Basid.) Brandpilz - Ustilago cynodontis (Pass.) Curzi

Ein in Südeuropa etc. verbreiteter, vereinzelt im Süden des Gebietes beobachteter, kaum cecidogener, im Befallsbild dem Gerstenflugbrand ähnlicher Pilz. Savulescu, 1957.

Mit besten Grüßen
Andricus
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Julia
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Re: Brandpilz am Hundszahn

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Ich habe den Beitag auch eigentlich nur eingestellt, weil der Detlef Emgenbroich im moment meine Funde mikroskopiert und die Ergebnisse wohl morgen einstellen wird. Also werden wirs morgen genau wissen, ob es tatsächlich der von dir genannte ist, den Detlef auch schon im Chat favorisiert hat.

mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Re: Brandpilz am Hundszahn

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia, Andricus und alle Phytoparasitenfreunde,

[quote=Julia,12.11.2007, 22:24]
Hi!

Ich habe den Beitag auch eigentlich nur eingestellt, weil der Detlef Emgenbroich im moment meine Funde mikroskopiert und die Ergebnisse wohl morgen einstellen wird. Also werden wirs morgen genau wissen, ob es tatsächlich der von dir genannte ist, den Detlef auch schon im Chat favorisiert hat.

mfg Jule
[/quote]

also Julias Brandpilz aus Rom auf dem Hundszahn Cynodon dactylon ist mikroskopiert und bestimmt.

Es ist tatsächlich der schon gestern im Chat und oben durch Andricus angesprochene Brandpilz

Ustilago cynodontis (Hennings 1892) Hennings 1893

der lt. Professor Scholz in den Infloreszenzen von Cynodon dactylon in :
CH, E, F, GR, H, I, P, RO und SU gefunden werden kann.

Da in der Englera 8 noch keine Funde aus Deutschland bekannt waren, hat Scholz auch keine ausführliche Beschreibung der wichtigen Daten gemacht, was die Bestimmung zunächst erschwerte.

In seinem Nachtrag 2 ( siehe Literaturnachweis ) wird ein Erstfund für Deutschland für das MTB 6516/41 Ludwigshafen-Rheingönheim, Rheinland-Pfalz vom 22.6.2004 aufgeführt und damit ist Deutschland jetzt auch nachgewiesen, neben den Süd,- und Osteuropäischen Ländern.

Nachfolgend meine Mikrobilder in 400 und 1.000 facher Vergrößerung:


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Die Bestimmung war insofern relativ einfach, da sowohl im Klenke, als auch im Scholz und Brandenburger lediglich der Brandpilz Ustilago cynodontis (Hennings 1892) Hennings 1893 als Befall auf Cynodon dactylon angegeben wurde.

Im Brandenburger war gottseidank eine ausführliche Beschreibung mit allen relevanten Daten vorhanden, die zum einen eine Überprüfung und Bestimmung gewährleistete und zum anderen als Informationsquelle für eventuelle zukünftige Funde gelten kann ( Erstfunde in anderen Bundesländern ).

Hier die Beschreibung aus dem Brandenburger:

Blütenstand +/ - zerstört, zum Teil in Blattschneide steckenbleibend; Sporenmasse pulverig, schwarz; Sporen kugelig 6 - 9 µm im Durchmeser oder ellipsoidisch 7 - 12 x 5 - 9 µm, Wand glatt oder etwas punktiert.

In dem Herbarbeleg wurden sowohl kugelige Sporen mit ca. 7 - 8 µm, als auch ellipsoidische Sporen mit 8- 10 x 5 - 8 µm gefunden, die sich als Trockensporen in dem Rahmen der Angaben bewegten und damit die Bestimmung auch mikroskopisch absicherten.

Damit ist Dir Julia wieder ein hervorragender Fund gelungen :tup: und wir können in der Datenbank pilzbestimmung.de wieder eine weiße Fläche mit Bildnachweisen von Dir und meinen zugehörigen Mikrobildern belegen.

Der Fund ist zwar in Rom gemacht worden und bestätigt mal wieder den bekannten Spruch: " Reisen bildet !", aber der o.g. Erstfund vom 22.6.2004 zeigt immerhin die Möglichkeit auf, auch zukünftig Funde bei uns eventuell zu machen ( Klimawandel, Wirtsimport etc. ).

Das war ja auch der Grund, weshalb ich in Absprache mit Eric bei der Bearbeitung der Datenbank für die Phytoparasiten den Rahmen auf Europa vom Nordkap bis an die Grenzen Afrikas und Asiens, bzw. sogar auf Wirte weltweit steckte, die auch bei uns vorkommen und wo mit Funden zukünftig gerechnet werden kann.

Danke für den Herbarbeleg und die Vorstellung dieses unbekannten Brandpilzes.

Dadurch erhöht sich der durch Bilder belegte Bestand an Brandpilzarten der Datenbank auf 20 Arten von insgesamt 483 möglichen Arten des vorgenannten Spektrums, zwar immer noch erst 4,14%, eine erfreuliche Steigerung und anderseits aber auch ein Beleg für die Seltenheit dieser oft übersehenen und auch ignorierten Vertreter der Pilzwelt, die jedoch dank dieses Forum und Eurer kräftigen Mithilfe ihr Schattendasein verlassen. :tup: :wo:


Herzliche Grüße Detlef


Literaturverzeichnis:

--Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000

-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004
EricS
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Re: Brandpilz am Hundszahn

Ungelesener Beitrag von EricS »

Hallo Jule, hallo Detlef,

zunächst einmal Glückwunsch zum tollen Fund an Jule. :biggt:
Das war ja auch der Grund, weshalb ich in Absprache mit Eric bei der Bearbeitung der Datenbank für die Phytoparasiten den Rahmen auf Europa vom Nordkap bis an die Grenzen Afrikas und Asiens, bzw. sogar auf Wirte weltweit steckte, die auch bei uns vorkommen und wo mit Funden zukünftig gerechnet werden kann.
In der Tat, da wäre uns ein schöner Fund entgangen, hättest Du nicht die Mehrarbeit in Kauf genommen und Dich nicht auf ganz Europa gestürzt. Ein Fehler übrigens, den ich bei vielen Gattungen begangen habe (nur auf D beschränkt) und der mich jetzt viel Zeit kostet um ihn auszubügeln...

Das Phytoparasitenforum ist natürlich Gold wert und ich werde es nächstes Jahr auch wieder vermehrt benutzen, im Moment fehlt mir leider komplett die Zeit für die Pilze :(

Viele Grüße,
Eric
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Dedimyk
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Re: Re: Brandpilz am Hundszahn

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=EricS,14.11.2007, 14:34]
Hallo Jule, hallo Detlef,

In der Tat, da wäre uns ein schöner Fund entgangen, hättest Du nicht die Mehrarbeit in Kauf genommen und Dich nicht auf ganz Europa gestürzt. Ein Fehler übrigens, den ich bei vielen Gattungen begangen habe (nur auf D beschränkt) und der mich jetzt viel Zeit kostet um ihn auszubügeln...

Das Phytoparasitenforum ist natürlich Gold wert und ich werde es nächstes Jahr auch wieder vermehrt benutzen, im Moment fehlt mir leider komplett die Zeit für die Pilze :(

Viele Grüße,
Eric
[/quote]

Hallo Eric,

danke für die Blumen, aber Du hast absolut recht, da wäre wirklich einiges verloren gegangen.

Ganz konkret ist mir das aufgefallen, als ich einen Echten Mehltaupilz auf Catalpa bignonioides, dem Trompetenbaum fand und echt bei der Bestimmung verzweifelte.
Lt. Klenke kamen insgesamt 4 unterschiedliche Mehltaupilzarten in Frage, doch keine Art entsprach den mikroskopierten Perithezien und Appendices meiner Untersuchungen.
Deshalb hab ich ja auch Professor Braun ( dem Mehltaupilzspezialisten schlechthin ) meine Mikrobilder geschickt und um Hilfe gebeten.

Ergebnis:

Lieber Herr Emgenbroich!

Bei dem Pilz handelt es sich um die jüngst aus Nordamerika eingeschleppte Art: Erysiphe elevata (Burrill) U. Braun & S. Takam. (= Microsphaera elevata Burrill), cf. Ale-Agha et al. (2004): Erysiphe catalpae and Erysiphe elevata in Europe. Mycol. Progress 3(4): 291-296.

Herzliche Grüße,

Uwe Braun

Also ein ganz neuer Pilz, den ich als Erysiphe elevata (Burrill 1876) U. Braun & S. Takamatsu 2000 , syn. Microsphaera elevata Burrill 1876 schon in der Datenbank erfaßt hatte, da der Amerikanische Wirt ja auch bei uns vorkommt und ein späterer Fund nicht auszuschließen war :idee: , was sich jetztendlich auch gezeigt hat.

Anhand dieses Schlüsselerlebnisses habe ich bei den nachgeschalteten Bearbeitungen der Brandpilze, Nacktbasidien und Wucherlinge der Datenbank die komplette Europa, bzw. weltweite Wirte- Verbreitung berücksichtigt und werde dies auch bei meinem derzeitigen Projekt der Bearbeitung der Rostpilze genauso machen.

Da bin ich Dir gegenüber im Vorteil, hat zwar insgesamt einiges an Mehrarbeit bedeutet, aber kein Vergleich zu dem Aufwand der nachträgliche Erweiterung, den Du jetzt machst.

Zu Deinem letzten Satz gilt: "kommt Zeit, kommt Rat , kommen wieder bessere Zeiten, sprich Phytoparasitenforumsnutzung !" :zustimm:

Herzliche Grüße Detlef
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