Gymnopilus?

nicht eindeutig geklärte bzw. unbekannte Funde können hier gezeigt und besprochen werden. Forumsstart - 05.11.2007

Moderator: Harry

Roel_Ardent

Gymnopilus?

Ungelesener Beitrag von Roel_Ardent »

Könnte es sich bei den abgebildeten Pilzen um die Gattung Gymnopilus handeln? Aufgrund nur des einen Fotos möchte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen...

Gefunden auf einem sehr modrigen (vermutlich) Fichtenstamm im sehr feuchten, von Moos überzogenen, sauren fichtendominierten Wald.
14-09-17_DSC02784.jpg
14-09-17_DSC02784.jpg (128.32 KiB) 7571 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2014:09:15 15:28:09
Bild aufgenommen am/um:
Mo 15. Sep 2014, 13:28
Brennweite:
4.5 mm
Belichtungszeit:
1/30 Sek
Blendenwert:
f/3.3
ISO:
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Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
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Gerd †
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Re: Gymnopilus?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Roel_Ardent hat geschrieben:Könnte es sich bei den abgebildeten Pilzen um die Gattung Gymnopilus handeln? Aufgrund nur des einen Fotos möchte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen...

Gefunden auf einem sehr modrigen (vermutlich) Fichtenstamm im sehr feuchten, von Moos überzogenen, sauren fichtendominierten Wald.

Bild

- Hmm, wenn du die Lamellen gelb einfärbst, könnte es "Gymnopilus picreus" (Dunkelstieliger Flämmling) sein. :gnade

- Nein, ich würde eher einer "Hellsporer" vermuten.

- Übrigens, mit KOH verfärbt sich bei allen Flämmlingen das Fleisch schwarz!

Grüße
Gerd
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Beorn
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Re: Gymnopilus?

Ungelesener Beitrag von Beorn »

Hallo.

Ich finde Gymnopilus picreus hier eine sehr gute Idee, Gerd.
Diese nach Großpilze BWs eigentlich seltene Art wächst in den Sandkiefernwäldern nördlich von Mannheim gerade inflationär, also etwa an jedem dritten liegenden, optimalmorschen Kiefernstamm.
(Und an und um jeden fünften optimalmorschen Kiefernstumpf herum Callistosporium luteoolivaceum.) :spr:
Ich glaube, das funktioniert aber auch nur in diesem, recht speziellen Jahr.

Bei G. picreus hat meine Kamera auch gelegentlich die Angewohnheit, das Gelb in den Lamellen zu ignorieren.
Insbesondere, wenn das Bild im Sonnenlicht aufgenpmmen wird:
gp1.JPG
gp1.JPG (135.65 KiB) 7560 mal betrachtet
Im Schatten und mit etwas erhöhten Kontrasten sieht die Sache wieder ganz anders aus:
gp2.JPG
gp2.JPG (148.43 KiB) 7560 mal betrachtet
Aber das muss man im Zweifel selbst beurteilen, mit den Pilzen in der Hand. Sporenpulverfarbe und KOH - Reaktion lassen sich ja gut überprüfen.


LG, Pablo.
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Gerd †
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Re: Gymnopilus?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Pablo0,
Beorn hat geschrieben:Hallo.

Ich finde Gymnopilus picreus hier eine sehr gute Idee, Gerd.
...

Bild

Aber das muss man im Zweifel selbst beurteilen, mit den Pilzen in der Hand. Sporenpulverfarbe und KOH - Reaktion lassen sich ja gut überprüfen.

(1) "G. picreus" war nach meiner Recherche die einzige Gymnopilus-Art, sie abgesehen von der Lamellenfarbe in allen gezeigten Merkmalen inkl. Habitat perfekt passen würde.
---> Das war der Grund, warum ich diese Art überhaupt erwähnt habe.

(2) Mein größeres Problem ist, dass ich diese Art noch nie in der Hand hatte und mich Pilzbestimmung nach Literatur (ohne Fruchtkörper in der Hand) verunsichert.
---> Bei dem von mir ausgewählten Bild hätte ich mich wohl eher auf diese Art eingeschossen, da man zumindest stellenweise deutlich gelbe Lamellen erkennen. :su:

(3) Ich lass mich überraschen, ob der Fragesteller deine letzte Anmerkung beantworten kann.

Grüße
Gerd
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Beorn
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Re: Gymnopilus?

Ungelesener Beitrag von Beorn »

Hallo, Gerd!

Das ist interessant.
Wenn du die Art noch nicht gesehen hast, dann ist sie in normalen Jahren offenbar tatsächlich nicht häufig. Immerhin bist du schon viel unterwegs gewesen und hast eine Funderfahrung vorzuweisen, von der viele Pilzler nur träumen können.

Eine kleine Ergänzung habe ich noch: KOH 3% reicht nicht. Damit wird das Fleisch bei meinen Fruchtkörpern nur braun. Mit 20% wird's richtig schwarz.
Der Sporenabwurf zeigt dann auch ein gattungstypisches, recht helles Braun mit Gelbton.
Hat man das also geprüft, dürfte es bei dem Erscheinungsbild nicht mehr viel Auswahl geben.

Ich hoffe also auch, daß wir da noch eine Klärung bekommen.


LG, Pablo.
Roel_Ardent

Re: Gymnopilus?

Ungelesener Beitrag von Roel_Ardent »

Vielen Dank für die Hilfe Gerd und Beorn!
Auch ich habe beim Literaturstudium und aufgrund von verschiedenen Bildern aus dem Internet an G. PICREUS gedacht.
Leider kann ich Euch die gewünschten Informationen KOH-Reaktion und Sporenpulverfarbe momentan nicht zur Verfügung stellen und wir müssen einstweilen mit der Ungewissheit leben....
Seit ich hier im Forum unterwegs bin, wurde ich schon mehrmals zu Recht ermahnt, dass zu den eingestellten Bildern immer auch weitere Informationen gehören. Ich denke, ich habe mich in dieser Hinsicht gebessert. Jetzt kommt es aber ab und zu vor, dass man beim spontanen Waldspaziergang etwas interessantes entdeckt und dann nur die Digicam dabei hat, aber keine Behältnisse oder Chemikalien. In solchen Fällen verkneife ich mir in der Regel das Einstellen eines solchen Fotofundes hier im Forum. Diesmal wollte ich aber meine Tendenz bestätigt oder widerlegt sehen. Hat funktioniert. Ich hatte das ja schonmal erwähnt: Durch Eure kritischen Antworten zu den weniger aussagekräftigen Forumsbeiträgen lernt der Fragende, worauf er beim nächsten Mal zu achten hat. Deshalb nochmals dankeschön. Sollte ich an der Fundstelle in nächster Zeit nochmals Fruchtkörper vorfinden, werde ich hier wieder vorstellig!

Beste Grüße
Roland
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rickenella
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Re: Gymnopilus?

Ungelesener Beitrag von rickenella »

Hallo Roland,

...und vor allem mehr Bilder am Fundort machen - besser man hat als man hätte.
Heute, im Zeitalter digitaler Technik kann man kann sich doch die Aufnahmen am PC anschauen und die Besten selektieren. - der Rest wird wieder gelöscht. Nicht jedes Bild gelingt am Fundort und ich z.Bsp. erkenne geringe Unschärfen auf dem Display der Camera meist gar nicht ( Brille nicht zur Hand oder verschmutzt, angelaufen etc. ).

VG
Peter
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Beorn
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Re: Gymnopilus?

Ungelesener Beitrag von Beorn »

Hallo, Roland!

Für mich ist das kein Problem, wenn die Pilze ein Fragezeichen bleiben.
Es geht ja darum, daß du die Funde bestimmen kannst.
Wenn durch die Diskussion hier eine bessere Vorstellung hast, was es beim nächsten Fund zu untersuchen lohnt, dann ist das Ziel erreicht.
Ohne zu wissen auf welche Weißsporer Gerd hinaus wollte: Da gibt es schon sehr ähniche Arten.
Gymnopus ocior (Gelbblättriger Bassporrübling) fällt mir spontan ein.
Oder auch Scheinrüblinge (Callistosporium), die aber ebenfalls selten sind. Da gibt es wohl drei Arten (zumindest zwischen zweien davon sollte eine mikroskopische Absicherung her).
Interessanterweise finde ich in diesem Jahr eine Art im selben Gebiet wie die Flämmlinge.
Das ist Callistosporium luteoolivaceum:
C.luteoolivaceum.JPG
C.luteoolivaceum.JPG (164.54 KiB) 7531 mal betrachtet
Und die sieht durchaus extrem ähnlich.
Hat natürlich weißes Sporenpulver.
Jung ist es leichter, da zeigen die Hüte von C. luteoolivaceum einen deutlichen Olivton:
04 - Callistosporium luteoolivaceum.JPG
04 - Callistosporium luteoolivaceum.JPG (130.76 KiB) 7531 mal betrachtet
Der verschwindet allerdings im Alter (die Kollektion im ersten Bild wurde natürlich auch mikroskopiert), oder beschränkt sich auf die Hutmitte.
Ich habe da auch eine etwas unterschiedliche Wuchsweise beobachtet:
- Gymnopilus picreus auf liegenden, optimalmorschen Stämmen, immer direkt auf Holz
- Callistosporium luteoolivaceum an und auf optimal bis finalmorschen Kiefernstümpfen, wenn direkt am Holz, dann irgendwo recht weit unten am Stumpf. Ansonsten auch auf dem mit abgetragenen Holzstückchen durchsetzten Boden um die Stümpfe herum.
Ob das representativ ist, kann ich nicht sagen, ist mir aber bisher immer so begegnet.
Die Farbe des Sporenabwurfes ist ein besseres Merkmal.


LG, pablo.
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Gerd †
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Re: Gymnopilus?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Pablo,

Zitat:
"Das ist interessant.
Wenn du die Art noch nicht gesehen hast, dann ist sie in normalen Jahren offenbar tatsächlich nicht häufig. Immerhin bist du schon viel unterwegs gewesen und hast eine Funderfahrung vorzuweisen, von der viele Pilzler nur träumen können."


- Diese Art ist im Ulmer Raum eine echte Rarität:

Ich zitiere [1]:

"- Funddaten vor 1894, Veesenmeyer in der Friedrichsau bei Ulm

- 26.06.84, zwischen Lh. und Uf., bei der Silberfuchsfarn, büschelig auf einem Fichtenstumpf, MTB 7527, leg M.E. (Bestimmung unsicher), Beleg im Fungarum Kri."


- [2] notiert einen Fund von MTB7527, bei dem er wohl die "unsichere" Bestimmung von E. Enderle bestätigt.

- [3] notiert dann noch zwei weitere Funde (MTB 7825, 7916), die außerhalb des "Ulmer Kartierungsgebiets s.str." [4] liegen und in [2]nicht notiert wurden.

Fazit:

- Im Großraum Ulm (auch außerhalb der Ulmer Kartierung) eine Rarität, die seit 1976 (da bin ich mir sicher) noch nie an einem unserer monatlichen Treffen aufgetaucht ist.
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Zitat:
"Eine kleine Ergänzung habe ich noch: KOH 3% reicht nicht. Damit wird das Fleisch bei meinen Fruchtkörpern nur braun. Mit 20% wird's richtig schwarz.
Der Sporenabwurf zeigt dann auch ein gattungstypisches, recht helles Braun mit Gelbton.
Hat man das also geprüft, dürfte es bei dem Erscheinungsbild nicht mehr viel Auswahl geben."


Danke:
- 3 (max. 5%-ige) KOH wird m.W. nur zum Aufquellen von Herbarmaterial benutzt.

- Bei einer Fleischreaktion wird nach Literatur fast ausschließlich 20%-ige KOH gefordert.
---> Aber, ich habe mir noch eine 10%-ige KOH zusammengemixt, weiß aber nicht mehr, wo die gefordert wurde.
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Zitat:
"Ich hoffe also auch, daß wir da noch eine Klärung bekommen."

(1) Ja, ein Fruchtkörper an dich (die kennst die Art) wäre schön.

(2) Und wenn du zufällig "Frischmaterial" sichtest, würde ich mich dafür natürlich auch interessieren.
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Literatur:

[1] M. Enderle (2004): Die Pilzflora des Ulmer Raumes

[2] G.J. Krieglsteiner et al. (2010): Die Großpilze Baden-Württembergs, Band 5

[3] BRD Online Kartierung

[4] G. Fischer, W. Gehrke (1986): 10 Jahre Arbeitsgemeinschaft Mykologie Ulm (AMU)
---> Hier wird das Ulmer Kartierungsgebiet mit den Eckpunkten MTB7424, 7727 definiert.


Grüße
Gerd
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Beorn
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Re: Gymnopilus?

Ungelesener Beitrag von Beorn »

Hallo, Gerd!

Eine Schwierigkeit bei mir ist:
Auf solche Pilze achte ich noch nicht lange. Daß mir der vorher hier in der Gegend nicht aufgefallen ist, kann also zweierlei bedeuten:
- entweder ich habe ihn bislang übersehen
- oder er hat in anderen Jahren keine Fruchtkörper gebildet.
Da ich ihn nun kenne, wird im nächsten Jahr weiter beobachtet.
Wenn ich auf Frischmaterial stoße, gebe ich dir jedenfalls mal bescheid.

Interessant sind auch die verhältnismäßig vielen Fundmeldungen an Picea. Die Art scheint jedenfalls nicht an ein bestimmtes Substrat gebunden zu sein, aber Fichte klar zu bevorzugen, wenn man der BRD - Online Kartierung glaubt. Der Fund an Buche ist dabei besonders interessant. Und wenn da nicht der Name Peter Karasch stehen würde, würde ich glatt Zweifel bekommen.


LG, pablo.
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Re: Gymnopilus?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Pablo,
Beorn hat geschrieben:Da ich ihn nun kenne, wird im nächsten Jahr weiter beobachtet.
Wenn ich auf Frischmaterial stoße, gebe ich dir jedenfalls mal bescheid.

Der Fund an Buche ist dabei besonders interessant. Und wenn da nicht der Name Peter Karasch stehen würde, würde ich glatt Zweifel bekommen.
- Danke, eine derartig auffällige Pilzart, die ich nicht kenne, würde mich interessieren.

- Ja, ich war mit Peter Karasch mehrere Jahre im Biosphärengebiet um Münsingen unterwegs und kann dir versichern:
---> Bei seinen Bestimmungen hätte ich auch keine Zweifel.

Grüße
Gerd
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