Hallo Hans, Harry und alle Phytoparasitenfreunde,
Hans ist schneller als die Polizei erlaubt.
Heute mittag, als ich aus der Sauna zurückkam, lag schon ein Brief mit einem herrlichen Exsikkat des befallenen Wiesenknöterichs in meinem Briefkasten ( recht herzlichen Dank dafür ).
Ich habe mich sofort rangesetzt und mikroskopiert, da mich das Ganze natürlich sehr interessierte.
Sporensuche war denkbar einfach, da aufgrund der Spoerenreife eine Menge Sporenpulver schon ausgetreten war, wie unschwer auf dem Belegfoto zu shen ist, daß ich nach dem Mikroskopieren machte.
Hier der Herbarbeleg mit deutlichen Sporenpulverspuren:
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Man sieht deutlich, daß an den Stiel,- und Blattstrukturen das Sporenpulver aus den aufgebrochenen Gallen herausgetreten ist.
Ich habe in 400 und 1.000er Vergrößerung mikroskopiert und die typischen Brandpilzsporen gefunden die Ihr hier seht:
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Hier die Beschreibung aus Scholz zum Nachlesen:
Sori ( Sporenlager ) in den Blättern, als meist gerundete, 1 - 3 mm breite, oft etwas zusammenfließende Pusteln in gelblichbraunen bis dunkelroten Flecken ( wie im vorliegenden Fall ), meist auf der Blattunterseite aufbrechend.
Sporenpuder dunkelbraun bis schwarzviolett.
Sporen kugelig bis leicht ellipsoidisch, 12 - 18 µm im Ø;
Sporenwand braun, 0,5 µm dick, dicht mit sehr kleinen, aber deutlichen Warzen besetzt ( kommen auf den Mikrobildern nicht so gut heraus ), im SEM als 0,4 - 0,6 µm hohe, spitze Warzen, die in unregelmäßigen Gruppen oder Reihen stehen ( doch wer von uns hat schon ein SEM=Elektronenmikroskopp, bin froh ein normales Mikroskop zu haben ).
Da sowohl makroskopisch und mikroskopisch der Befall auf Polygonum bistorta, dem Wiesenknöterich, absolut der vorgenannten Beschreibung entspricht, ist es tatsächlich der Brandpilz
Microbotryum pustulatum (De Candolle 1815) R. Bauer & Oberwinkler 1997,
syn. Ustilago pustulata (De Candolle 1815) G. Winter 1880, Ustilago bistortarum var. pustulata (De Candolle 1815) B. Lindeberg 1959 den Hans gefunden hat.
Da sowohl Hans , als auch Harry die Seltenheit dieses Brandpilzes bezweifeln ( sie hatten das Glück entsprechende Vorkommen zu finden ), möchte ich darauf verweisen, daß Scholz in seiner Englera überwiegend Altvorkommen aus dem frühen bis mittleren vorigen Jahrhundert aufführt und sehr wenige Neufunde.
Auch Klenke verweist in seiner Arbeit auf die Seltenheit hin und die "Rote Liste" für Sachsen.
Für mein Bundesland Niedersachsen gibt es bisher nur Nachweise von 1885 -1913, also keine Funde der Gegenwart.
Das kann natürlich auch daran liegen, daß sich sehr wenige Mykologen mit den Phytoparasiten befassen, aber da findet ja gottseidank langsam ein Umdenkenn statt, wie ja auch in der Mitarbeit in diesem Spezialforum festzustellen ist.
Für mich sind auf jeden Fall die Funde von Hans und Harry ( Überprüfung steht noch aus, aber Material kommt ja wie wir gestern abend telefonisch vereinbart haben ) Ansporn genug, ganz gezielt Polygonum bistorta-Bestände zu untersuchen, um diesen seltenen Brandpilz auch in meinen heimischen Gefilden nachzuweisen.
Bin schon ganz gespannt auf Harrys Material zur Untersuchung.
Das Ergebnis teile ich natürlich auch schnellstens mit.
Bis dahin herzliche Grüße und nochmals Dank an Hans, der mir Gelegenheit gab, diesen mir bisher unbekannten Brandpilz untersuchen zu können
Detlef
Literaturverzeichnis:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Scholz, Hildemar & Scholz Ilse:Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales )
Band 8 der Reihe "Englera" des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem 1988, 691 Seiten
ISBN-3-921800-28-5
-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2000, Seitenanzahl: 343 - 398
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.133 S. 343-398, Berlin 2000
-Die Brandpilze Deutschlands ( Ustilaginales ), Nachtrag 2
Scholz, Hildemar & Scholz Ilse
Kategorie: Zeitschrift,Erscheinungsdatum: 2004, Seitenanzahl: 441 - 487
Verlag: Verh.Bot.Ver. Berlin Brandenburg Nr.137 S. 441-487, Berlin 2004
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X