Hallo ihr Lieben.
für heute habe ich mir die Quecke (Elymus repens) als Wirtspflanze herausgesucht, denn sie ist jetzt noch überall im Feld zu finden, sehr leicht kenntlich, auch vegetativ und hat eine Reihe an nicht seltenen Kleinpilzen aufzuweisen.
Gutes Kennzeichen sind die Blattöhrchen, die am Ansatz der Blätte die Stängel umgeben. Oft muss man mehr als nur einen Blattgrund anschauen. Die Quecke ist weit verbreitet und hat eigentlich keine besonderen Ansprüche an ihre Standorte. Sie steht häufig an Weg- und Straßenrändern und eignet sich deswegen sehr gut, bei einem kleinen Spaziergang oder ähnlichem, einmal näher inspiziert zu werden.
Zuerst einen Vertreter der Töpfchenpilze (Chytridiomycota) - Physoderma graminis (Büsgen) De Wild. Die Art ist leicht kenntlich durch ihr Befallsbild. Die Pflanzen sind wuchsgehemmt, gelblich verfärbt und haben etwas dunklere Streifen in den Blättern.
Wenn man diese gegen des Licht hält kann man mit der Lupe schon die großen Dauersporangien erkennen.
In der Literatur wird dieser Pilz auch noch von zahlreichen anderen Gräsern erwähnt, ich habe ihn bisher aber nur auf Quecke gefunden. Und gerade im Spätsommer bis Herbst ist die Hauptfruktifikation dieses Pilzes.
Nun zu den Schlauchpilzen (Ascomycota).
Einer den glaube ich jeder kennt ist das Mutterkorn - Claviceps purpurea (Fr.) Tul.. Nur hat man dies meist immer viel größer in Erinnerung - das stimmt auch, weil auf Getreide sind die Körner viel größer. Bedenkt man aber die Größe der Samen von Wildgräsern ist es meist nicht verwunderlich, wenn auch das Mutterkorn kleiner ist. Mutterkörner auf diversen Gräsern sind sehr häufig. Jetzt ist es jahreszeitlich eigentlich schon zu spät, denn die meisten Gräser haben ihre Samen bereits verloren. Es handelt sich bei den Mutterkörnern wohl auch um einen Artkomplex von mehreren verschiedenen Arten.
Typisch sind die hornförmig aus den Samen ragenden Fruchtkörper des Pilzes.
Dabei sind diese Hörner das asexuelle Stadium und erst wenn das Korn zu Boden gefallen ist und dann nach der Überwinterung an diesen Sklerotien die eigentlichen Fruchtkörper bildet, dann ist es die Teleomorphe.
Auf Quecke ist der Mutterkorn nicht selten, schaut doch selber mal im nächsten Jahr.
Natürlich gibt es auch einen Echten Mehltaupilz (Erysiphales) auf Quecke. Es handelt sich hierbei um den einzigen Echten Mehltaupilz der auf Gräsern vorkommt - Blumeria graminis (DC.) Speer. Er befällt unterschiedliche Grasgttungen mit wechselnder Häufigkeit. Auf Quecke ist der Echte Mehltau sehr häufig. Dabei sieht man im Frühjar oft ein rosa bis rot angehauchtes Myzel, dies ist das Primärmyzel und später im Sommer Herbst dann ein weißliches bis graues, das Sekundärmyzel. Es treten auch nicht selten die Fruchtkörper darin auf.
Zum Schluss nun zu den Ständerpilzen (Basidiomycota). Davon gibt es eine ganze Reihe auf der Quecke. Fangen wir mit den Rostpilzen (Pucciniomycotina) an. Wie ihr ja wisst, frusten Rostpilze auf Gräsern oft sehr, weil das zählen von Keimporen etc. an den Uredosporen oft eine Geduldsprobe ist. Deswegen rate ich jedem Gräserroste am besten nur mit Uredien und Telien mitzunehmen, es sei denn man hat eine sehr seltene Wirtskombination vor sich. Meist findet man an unteren, etwas gelblich oder bräunlichen Blättern die Telien.
Ich möchte euch gerne zwei sehr häufige Rostpilze auf Quecke vorstellen, die mikroskopisch, der eine auch makroskopisch, leicht kenntlich sind.
Puccinia coronata Corda bildet an den Blättern orange pustelförmige Uredien aus, die Telien sind etwas länglich, lange von der Epidermis bedeckt und recht fest, dunkelbraun.
Mikroskopisch sieht man dann woher der Pilz den Namen hat, denn die Teliosporen haben an der Sporenspitze Auswüchse, die an ein Krönchen erinnern.
Dieser Pilz ist weit verbreitet auf diversen Süßgräsern und wechselt im Frühjahr auf Faulbaum, Kreuzdorn etc. um dort seine Entwicklung mit der Ausbildung von Spermogonien und Aecien wieder aufs neue zu starten.
Puccinia graminis Z. Urb. ist ein Rostpilz, der eigentlich schon makroskopisch sehr leicht kenntlich ist und ebenfalls auf einer Vielzahl an Gräsern gefunden werden kann. Die Uredien sind hier zimtbraun und breit strichförmig, immer von den weißlichen Resten der Epidermis umgeben. Die Telien sind schwarzbraun und sehr früh nackt, länglich und ebenfalls von den Resten Epidermis umgeben.
Mikroskopisch fällt meist der lange Sporenstiel der Teliosporen auf.
Natürlich gibt es auch Brandpilze (Ustilaginomycotina) auf der Quecke.
Ustilentyloma brefeldii (Krieg.) Vánky ist ein sehr seltener Brandpilz und ist quasi ein Entyloma auf einem Gras, wenn man so möchte. Ich habe den Pilz bisher nur einmal gefunden. Über seine systematische Stellung herrschen noch ein paar Unklarheiten. Das Befallsbild erinnert ein bisschen an Physoderma graminis, nur war meine Pflanze nicht gestaucht. Die Blätter waren nur etwas gelblich gefärbt und wiesen kurze braune Streifen auf.
Mikroskopisch sah man dann die recht dickwandigen, farblosen rundlichen Sporen.
Tranzscheliella hypodytes (Schltdl.) Vánky & McKenzie ist im Feld leicht kenntlich und kann zerstreut auf der Quecke gefunden werden. Der Pilz sitzt als ein Schal um den Stängel der Pflanzen, startet meist in der Blattscheide. Der braune Belag ist leicht mit dem Finger abwischbar. Häufiger ist der Pilz auf der Aufrechten Trespe, er kann aber auch an zahlreichen anderen Süßgräsern gefunden werden.
Mikroskopisch hat er sehr kleine, rundliche bis ovale, bräunlich bis olivbraune Sporen.
Und dann gibt es wie auf jedem Süßgras natürlich auch Streifenbrände auf Quecke. Hier muss immer mikroskopiert werden, makroskopisch gibt es keine Unterschiede zwischen den drei Gattungen Ustilago, Urocystis und Tilletia, welche alle drei Streifenbrände verursachen. Lediglich einen olfaktorischen - denn Tilletia stinkt nach Trimethylamin, aber halt auch nicht jedes mal. Sicherheit also nur mit dem Mikroskop.
Der häufigste Streifenbrand schlechthin und der häufigste auf Quecke ist Urocystis agropyri (Preuss) A.A. Fisch. Waldh. Ich glaube ich habe in meiner Kartei schon über 100 Fundorte von dem Pilz. Ich stolper ständig über den. Eigentlich sidn Streifenbrände typischerweise von Mai bis maximal Juli zu finden, aber gerade bei Quecke gibts Ausnahmen. Denn wenn ein Straßenrand, Wiese etc. gemäht wurde und die Quecke dann wieder hochschießt, kann sie auch im Oktober oder November von dem Brandpilz befallen sein, habe einige solcher Funde. Der Pilz sitzt als länglich braune bis schwarze Streifen in den Blättern, seltener auch Blüten und am Stängel. Diese reißen später auf und geben die puderige Sporenmasse frei.
Mikroskopisch ist die Gattung leicht kenntlich, denn um die Sporen sind sterile Zellen ausgebildet.
Ein viel seltener Streifenbrand auf Quecke ist Ustilago serpens (P. Karst.) B. Lindeb. Wie der Name schon sagt, ist er Vertreter einer anderen Gattung als der vorher genannte.
Sterile Zellen fehlen hier, die Sporen sind recht klein und warzig.
Wenn ich meine Kartei abgleiche, so ist jeder 10. Fund eines Streifenbrandes auf Quecke bei mir bisher Ustilago serpens gewesen. Aber es lohnt sich danach Ausschau zu halten. Der Pilz soll auch noch auf anderen Süßgräsern vorkommen, bisher ist mir aber noch kein Nachweis gelungen.
Zusammenfassend gesagt heißt das, aktuell bitte Ausschau halten nach Blumeria graminis, Physoderma graminis, Puccinia coronata, Puccinia graminis, Ustilentyloma brefeldii, Urocystis agropyri und Ustilago serpens. Die anderen beiden Pilze findet ihr im Sommer und nicht mehr so spät im Jahr.
Viel Erfolg bei der Nachsuche!
Liebe Grüße Julia
Häufige pflanzenparasitische Pilze auf Quecke
- Harry
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Re: Häufige pflanzenparasitische Pilze auf Quecke
Hallo Julia,
wow, was für eine Präsentation. Du bist eben eine wahre

Claviceps purpurea (Fr.) Tul.. und Puccinia coronata Corda hab ich schon mehrfach auf Quecken gefunden. Die anderen Phytos stehen noch aus, aber ich denke Dank deines hervorragenden Beitrag´s wird sich das eine oder andere noch finden lassen.
für Zeigen.
liebe Grüße
Harry
wow, was für eine Präsentation. Du bist eben eine wahre

Claviceps purpurea (Fr.) Tul.. und Puccinia coronata Corda hab ich schon mehrfach auf Quecken gefunden. Die anderen Phytos stehen noch aus, aber ich denke Dank deines hervorragenden Beitrag´s wird sich das eine oder andere noch finden lassen.
liebe Grüße
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.