Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
Diesen Rostpilz habe ich eben gerade auf gerade mal einem Blatt von dem Europäischen Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) gefunden. Laut dem Brandenburger müsste es sich hierbei um Melampsora euonymi-caprearum Kleb. handeln.
Stimmt das?
Sporen in 1000-facher Vergrößerung im Durchschnitt: 26,6 x 22,5
zunächst erstmal eine Nachfrage: Du zitierst den Brandenburger, bist Du etwa Besitzer dieses Buches geworden, das wäre ja Klasse.
So jetzt zum Rostpilz auf dem Pfaffenhütchen Euonymus europaeus:
Ja Deine Bestimmung mit Melampsora evonymi-caprearum Klebahn 1900, syn. Melampsora epitea var. epitea Thümen 1879 emend U. Braun 1982
ist absolut richtig, es gibt nur diesen einen Rostpilz auf dem Pfaffenhütchen und zwar selten, ich selbst habe ihn noch nicht gefunden.
Dabei ist die Schreibweise M. evonymi-caprearum zu beachten, habe mich auch vertan, weil im Index Fungorum M.euonymi-caprearum steht, aber alle Bearbeitungsunterlagen wie Gäumann, Brandenburger, Klenke, Zwetko weisen das V aus.
Deine Bilder zeigen hellorangefarbene blattunterseitige I-Aeziensporenlager auf orangefarbenen Flecken.
Die I-Aeziosporen, meist oval, weniger rundlich, kaum polygonal sind 18 -23 µm lang, Ø 14 - 19 µm, mit sehr dicker Wand, zwischen den eingezogenen Stellen ( Keimporen ), vielfach sehr stark nach innen vorgequollen bis 5 µm dick ( gut auf Deinen Mikrobildern zu sehen ) in der äußeren Schicht sehr feinwarzig.
Melampsora evonymi-caprearum beginnt seine Entwicklung auf dem Haplonten ( Aezienwirt ) Euonymus europaeus mit 0-Pyknien und I-Aezien und wechselt dann auf Salix aurita, caprea und cinerea um mit II-Uredien und III-Telien dort seine Entwicklung abzuschließen.
Da ist Dir wirklich ein beachtlicher Fund gelungen und ich werde Deine Bilder entsprechend wie gehabt in die Datenbank pilzbestimmung mit Dir als Bildautor einstellen, da der Melampsora-Komplex schon bearbeitet ist.
Vielen Dank für die Vorstellung, des mir bisher noch nicht bekannten Rostpilzes.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6
-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6