Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
Diesen Rostpilz habe ich vor wenigen Tagen an den Blättern der Hunds-Rose (Rosa canina) gefunden.
Ich denke es handelt sich hierbei um Phragmidium tuberculatum J. Müller. Allerdings sind dafür meine Sporen zu groß....
Achja, noch eine Frage: Detlef, kannst du mir mal mit Kreisen markieren, wo ich da aufquellende Keimporen sehe? Ich hab damit Probleme sowas zu erkennen.
was lange währt wird endlich gut, kann ich in Anlehnung an das Sprichwort nur sagen.
Mit dieser Bestimmung des Rostpilzes auf Rosa canina habe ich mich sehr schwer getan.
Anhand der makroskopischen Befallsbilder und der unterschiedlichen Mikrobilder war eine Abgrenzung der in Frage kommenden Rostpilzarten Phragmidium tuberculatum und Phragmidium mucronatum nicht sicher möglich.
Das Unterscheidungsmerkmal der Keimporenaufquellung bei diesen II-Uredosporen war einfach nicht sicher abtrennbar, also mußte auf ein weiteres Bestimmungsmerkmal zurückgegriffen werden.
Auf meine Bitte hin hat Julia explizit die Paraphysen abgebildet und damit ist endlich die Bestimmung möglich.
Diese oft nach innen gebogenen keulenförmigen dünnwandigen Paraphysen in Verbindung mit den etwas größeren II-Uredosporen gehören einwandfrei zu
Phragmidium mucronatum ( Persoon ) Schlechtendal
wie aus der nachfolgenden Beschreibung aus Gäumann zu entnehmen ist:
II-Uredosporenlager über die Blattunterseite zerstreut, oberseits kleine gelbe Flecken verursachend, klein bis 3/4 mm, rund orangefarbend, von einem Kranze von Paraphysen umgeben; diese oft nach innen gebogen, keulenförmig, 11 - 15 µm im Durchmesser, dünnwandig, oder am Scheitel etwas verdickt.
II-Uredosporen eiförmig oder etwas ellipsoidisch 24 -28 µm lang, 16 - 21 µm breit. Wand etwa 1,5 µm dick mit etwa 1,5µm voneinander entfernten Stachelwarzen besetzt, über den Keimporen nicht oder nur wenig nach innen aufquellend.
Was mir die ganze Bestimmungsarbeit ungemein erschwert hat, sind Julias Angaben der Sporengrößen:
Sporen im Durchschnitt: 35,41 x 28,75µm-1. Beitrag lebende Sporen
Neue Maße: 32 x 22,1 letzter Beitrag Herbarbeleg
diese Maße passen zu keiner der beiden Phragmidiumarten, die deutlich kleiner sind.
Ich habe die Vermutung, daß Julias Justierung nicht richtig ist, wie ich ihr gestern schon im Chat mitteilte, denn in ihren Beiträgen wird bei Sporenangaben immer das oberste Streufeld angegeben, bzw. oft überschritten, was einfach statistisch nicht möglich ist, hier muß dringend eine Überprüfung erfolgen.
Im vorliegenden Fall habe ich die gesamte Gattung Phragmidium untersucht, um annähernd passende II-Uredosporen zu finden, um eine Fehlbestimmung ausschließen zu können, es kam gottseidank nichts in Frage bei dem Wirtsbezug.
Also bitte unbedingt die Meßscalaumrechnung überprüfen.
Auf jeden Fall hat sich die wirklich umfangreiche Arbeit gelohnt, da wir jetzt endlich auch die Phragmidium mucronatum mit aussagefähigen Bildern in der Datenbank fungiworld.de belegen können, denn ich werde sie mit Julia als Bildautorin entsprechend aufbereitet, wie gehabt einstellen.
Vielen Dank für die Vorstellung dieses relativ häfigen, aber im II-Uredostadium schwierig bestimmbaren Rostpilzes.
Bei III-Teleutosporen ist das Ganze deutlich einfacher.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6
-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6