mit Endophyllum Léveillé, will ich heute eine Rostpilzgattung vorstellen, die aus dem bekannten Entwicklungsrahmen herausfällt.
Mit Endophyllum sempervivi (Albertini & von Schweinitz 1805) de Bary 1863 auf Sempervivum ciliosum var. borisii einem Hauswurz kann ich sogar bildmäßig einen Vertreter vorstellen:
Der Unterschied in der Entwicklung der Gattung Endophyllum gegenüber den anderen Rostpilzgattungen ist der, daß bei der Verkürzung der Entwicklung nicht die I-Aezidien und II-Uredosporen, wie sonst, sondern die II-Uredo,- und die III-Teleutosporen unterdrückt und die Karyogamie ( Kernverschmelzung zweier verschiedengeschlechtlicher Kerne ) dementsprechend in die I-Aezidiosporen vorverlegt werden.
Das heißt, daß schon die I-Aeziosporen mit einer Basidie auskeimen.
Da mein Befall noch in einem sehr frühen Stadium war, habe ich leider keine keimende und verschmelzende I-Aeziospore gefunden, wie den nachstehenden Mikrobildern in 400 und 1.000 facher Vergrößerung zu entnehmen ist:
Deshalb hab ich aus dem Gäumann die Entwicklung mal gescannt:
Hier die Beschreibung zum Erkennen:
I-Aezien in das Blattgewebe eingesenkt, von einem mehrschichtigen Hyphengeflecht und von einer Pseudoperidie umgeben, die sich am Scheitel zuerst porenförmig, dann becherförmig öffnet. Pseudoperidienzellen gerundet, nur lose miteinander verbunden;
Wand farblos, 4 - 5 µm dick, auf der Außenseite nur wenig dicker als auf der Innenseite, auf letzterer und an den Seitenflächen mit ziemlich unregelmäßiger Warzenstruktur.
I-Aeziosporen stumpf polyedrisch, 24 - 35 µm lang, 21 - 28 µm breit. Wand hell gelbbraun, 2,5 - 3 µm dick, dicht und fein warzig, Basidiosporen länglich.
Die Infektion durch die Basidiosporen kann unmittelbar auf den Laubblättern des Wirtes erfolgen, auf denen dann im folgenden Frühjahr neue I-Aezien hervorbrechen. Da die I-Aeziosporen sogleich wieder nach ihrer Reife keimen, erfolgt die Erhaltung und Überwinterung der Rostpilzart ausschließlich durch das im Inneren der Wirtspflanze perennierende Myzel. Es durchzieht und verformt sie.
Die infizierten Pflanzen unterscheiden sich deutlich von den normalen Hauswurz, indem der innere Teil der Blattrosette aus langen, ganz hellgrünen Blättern gebildet werden. Die Blätter sind oft doppelt so lang und dicker als die normalen, die Aezien sind tief in das Blattgewebe eingesenkt.
Endophyllum sempervivi (Albertini & von Schweinitz 1805) de Bary 1863 ist gar nicht so selten zu finden, mein Exemplar stammt aus einem Gartenmarkt, empfehlenswert sind Gärten und vor allem Friedhöfe aufzusuchen, da dort oft entsprechende Hauswurze wachsen.
Viel Spaß beim Betrachten der Bilder und Erfolg bei der Nachsuche.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6
-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6