Rostpilz an Alpendost

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Rostpilz an Alpendost

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diesen Rostpilz habe ich in der letzten Juli Woche im Oberallgäu nahe der Enzianhütte auf ca. 1900m an einem Blatt vom Kahlen Alpendost (Adenostyles glabra) gefunden. Später auf dem Weg zur Fiedererpasshütte fand ich noch ein Blatt, dessen Oberseite genau gleich aussah, allerdings waren das Aezien die dort zu sehen waren. Denke dennoch, dass es sich hierbei um den gleichen Rostpilz handelt.

Ups....scheinbar doch nicht:D Ich Trottel:D Also, so wie ich das aus dem Brandenburger lese gibts nur 1 Rostpilz mit Uredien, 1 mit Aezien und 2 mit Telien auf Adenostyles. Den mit Uredien hatte ich schonmal hier vorgestellt. Also, mein Aezienbild zeigt dann wohl den Rostpilz Uromyces veratri und meine Telien zeigen denke ich Puccinia glomerata. Ok, dann muss ich die Aezien noch mikroskopieren, habe nur die Telien mikroskopiert.

Detlef, stimmt meine Erkenntniss?

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mfg Jule
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Julia
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Re: Rostpilz an Alpendost

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Hier nun auch noch die Bilder der Aezien vom Alpendost.

Sporen im Durchschnitt 20 x 22,1


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mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Re: Rostpilz an Alpendost

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde

[quote=Julia,24.08.2008, 13:21]

Hi!

Diesen Rostpilz habe ich in der letzten Juli Woche im Oberallgäu nahe der Enzianhütte auf ca. 1900m an einem Blatt vom Kahlen Alpendost (Adenostyles glabra) gefunden. Später auf dem Weg zur Fiedererpasshütte fand ich noch ein Blatt, dessen Oberseite genau gleich aussah, allerdings waren das Aezien die dort zu sehen waren. Denke dennoch, dass es sich hierbei um den gleichen Rostpilz handelt.

Ups....scheinbar doch nicht:D Ich Trottel:D Also, so wie ich das aus dem Brandenburger lese gibts nur 1 Rostpilz mit Uredien, 1 mit Aezien und 2 mit Telien auf Adenostyles. Den mit Uredien hatte ich schonmal hier vorgestellt. Also, mein Aezienbild zeigt dann wohl den Rostpilz Uromyces veratri und meine Telien zeigen denke ich Puccinia glomerata. Ok, dann muss ich die Aezien noch mikroskopieren, habe nur die Telien mikroskopiert.

Detlef, stimmt meine Erkenntniss?

Hier nun auch noch die Bilder der Aezien vom Alpendost.

Sporen im Durchschnitt 20 x 22,1
mfg Jule
[/quote],

hat länger gedauert mit der Beantwortung, weil da scheinbar einiges gewaltig durcheinander gekommen zu sein scheint.
Die makroskopischen Merkmale sprich Bilder passen nicht zu den Mikrobildern in Verbindung mit dem Wirt.
Die Sporenbilder des ersten Beitrages zeigen klar III-Teleutosporen einer Uromyces und keine Puccinia könnten sogar Uromyces veratri sein, aber der benutzt Adenostyles glabra nur als Haplonten ( Aezienwirt ) und wechselt dann auf den Dikaryophyten ( Telienwirt ) Veratrum.

Dein Bild 3 zeigt klar das III-Teleutosporenlager der Uromyces veratri, wie es in Gäumann beschrieben wird, aber eben nicht auf Adenostyles glabra, hier das Bild nochmal:

http://www.pilzfotopage.de/cgi-bin/uplo ... 392e4a5047

die I-Aeziosporen aus dem 2. Beitrag könnten vom Befallsbild sowie der mikroskopischen Merkmale zu Uromyces veratri passen und würden für Adenostyles glabra als Haplonten zutreffen.

Also bitte nochmal alles genau überprüfen, vor allem wer der Wirt von Bild 3 Blattunterseite darstellt und ob die III-Teleutosporen dazu gehören.

Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
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Julia
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Re: Rostpilz an Alpendost

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Mir ist keine Fehler unterlaufen. Alle makroskopischen Bilder zeigen Adenostyles. Hab mich bloß beim Schreiben in der Art vertan, da es A. alliariae ist.

mfg Jule
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Julia
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Re: Rostpilz an Alpendost

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Und was ist mit Uromyces cacaliae?

mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Re: Rostpilz an Alpendost

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

[quote=Julia,08.09.2008, 22:13]
Hi!

Mir ist keine Fehler unterlaufen. Alle makroskopischen Bilder zeigen Adenostyles. Hab mich bloß beim Schreiben in der Art vertan, da es A. alliariae ist.

Und was ist mit Uromyces cacaliae?

mfg Jule
[/quote]

bravo , das ist die Lösung.
Habe bei meinen Recherchen den Brandenburger sträflich außer Acht gelassen und vorrangig mit dem Gäumann die Abgrenzungen der III-Teleutospoenlager und I-Aeziensporenlager durchgeführt und dabei auf Adenostyles glabra fixiert.

Wirt ist jetzt zwar Adenostyles alliariae, wie Du schreibst, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß der Rostpilz im III-Teleutosporenstadium

Uromyces cacaliae (de Candolle) Unger 1836

ist, der sowohl auf A. glabra , als auch auf A. alliariae in den subalpin-alpinen Hochstaudenfluren gefunden wird.

Der Uromyces cacaliae gleicht mikroskopisch sowohl in Form als auch in den Abmessungen der III-Teleutosporen sehr stark dem Uromyces veratri und ist von mir bei meiner Betrachtung fehlinterpretiert worden, ich habe da quasi gepennt ( Asche auf mein Haupt ).

Umso erfreulicher, daß Du noch den Hinweis auf U. cacaliae brachtest, dessen Untersuchung endlich ein befriedigendes Ergebnis erbrachten.

Hier die Daten aus Brandenburger, Gäumann und Zwetko zur Erkennung und zum Nachlesen:

III-Teleutosporenlager klein, bis gegen 1/2mm Ø erreichend, anfangs epidermisbedeckt, dann frei und staubig, in größerer Zahl dichtstehend, zu größeren Gruppen vereinigt, die über 1/2 cm Ø erreichen und von ziemlich stark verfärbten Höfen umgeben sind. An der entsprechenden Stelle der Blattoberseite ist das Gewebe ebenfalls verfärbt.

Gut zu sehen auf diesen Bildern von Julia die ich nochmals zeige:

http://www.pilzfotopage.de/cgi-bin/uplo ... 312e4a5047

http://www.pilzfotopage.de/cgi-bin/uplo ... 392e4a5047

III-Teleutosporen sind eiförmig bis ellipsoidisch, seltener fast kugelig, häufig von unregelmäßiger, unsymmetrischer Form; Länge 25 -35 µm, Ø 14 -25 µm; Wand glatt, hellbraun, ziemlich dick, gegen den Scheitel hin oft noch etwas an Dicke zunehmend; Keimporus scheitelständig von farbloser, oft stark vorragender Papille bedeckt. Stiel meist kurz, farblos; Sporen leicht ablöslich.
Gut zu erkennen auf den Mikrobildern.

Uromyces cacaliae (de Candolle) Unger 1836 verkürzt seine Entwicklung auf nur III-Telien auf Adenostyles alliariae und glabra und führt keinen Wirtswechsel durch.

Verbreitunmgsgebiet: Eurasien


Meine weitere Stellungnahme:

"die I-Aeziosporen aus dem 2. Beitrag könnten vom Befallsbild sowie der mikroskopischen Merkmale zu Uromyces veratri passen und würden für Adenostyles glabra als Haplonten zutreffen"

bleibt bestehen und gilt auch für Adenostyles alliariae, der ebenfalls Haplont ( Aezienwirt ) für Uromyces veratri ( de Candolle ) Schroeter 1871 ist, um den es sich hier einwandfrei handelt.

Uromyces veratri ( de Candolle ) Schroeter 1871 beginnt seine Entwicklung mit 0-Pyknien und I-Aezien auf den Haplonten ( Aezienwirt ) Adenostyles alliariae und glabra und wechselt zur Bildung von II-Uredien und III-Telien auf den Dikaryophyten ( Telienwirt ) Veratrum und schließt die Entwicklung damit ab.

Verbreitungsgebiet: Eurasien, von den Pyrenäen bis in die Kamtschatka

Damit sind beide Rostpilzarten in den unterschiedlichen Stadien auf Adenostyles alliariae als sicher bestimmt anzusehen.

Vielen Dank für die Vorstellung, dieser auch mir bisher unbekannten Rostpilze.


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
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