Geoglossum fallax - die Täuschende Erdzunge
Moderator: Harry
- Harry
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Geoglossum fallax - die Täuschende Erdzunge
Hallo Pilzfreunde,
auch wenn es noch ein paar Pilzchen gibt, im großen und ganzen ist die Saison vorbei. Relativ spät erscheinen Vertreter der Erdzungen bzw. der Erdzungenverwandten. In der Ordnung Geoglossales mit seiner einzigen Familie Geoglossaceae gibt es auch die Gattungen Geoglossum und die 2013 von ihr abgespaltene Gattung Glutinoglossum.
Erdzungen sind alles andere als leicht bestimmbar. Oft genug ist da ohne das scharfe Glas kein Blumentopf zu gewinnen. Eine Ausnahme bildet hier Geoglossum fallax, die täuschende Erdzunge.
Geoglossum fallax - Täuschende Erdzunge Durand
Achtet man auf die Stielbeschaffenheit ist sie von sehr ähnlichen Arten in freiem Felde gut zu unterscheiden. Auf dem Foto oben ist schon zu erahnen was ich meine. Der sterile Stielteil ist gekennzeichnet durch feine, spitzschuppige Wärzchen, die an der Stielspitze in natterförmigen Bändern angeordnet sind. Auf der nachfolgenden Makroaufnahme ist dieses Merkmal gut zu erkennen.
Der Artnahme fallax bedeutet ja soviel wie in die Irre führend, betrügerisch oder eben täuschend. Was kann an dieser Art nun so täuschend sein? Ich denke es sind die Sporen die je nach Alter unterschiedliche Maße und auch eine unterschiedliche Anzahl an Septierungen aufweisen. Erwischt man Fruchtkörper die das volle Reifestadium noch nicht erreicht haben sieht man Sporen die unter Umständen gar keine oder nur 1-2 Septierungen aufweisen und bedeutend kleinere Maße als reife Sporen haben. Vollreife Sporen können bis zu 110 µm lang und 6 µm
breit sein. 12 - 13 Septierungen sind dann erkennbar. Hier ein Mikroskop Foto mit geringer Vergrößerung. Es zeigt zahlreiche Asci in verschiedenen Entwicklungsstadien.
Auf den nächsten beiden Foto sind Asci, in denen die Sporen biseriat liegend angeordnet sind, zu erkennen.
Zu erwähnen wäre noch das die Erdzungen allesamt Saprobionten sind und moosige, feuchte Standorte bevorzugen. Die täuschende Erdzunge kommt gerne gesellig zwischen Gräsern und Moosen auf mageren sandigen Böden vor. Sie ist in Deutschland nur zerstreut zu finden und ist als selten anzusehen. Bei den Pilzen Deutschlands sind für das Saarland gerade mal zwei Fundpunkte vorhanden.
Gruß
Harry
auch wenn es noch ein paar Pilzchen gibt, im großen und ganzen ist die Saison vorbei. Relativ spät erscheinen Vertreter der Erdzungen bzw. der Erdzungenverwandten. In der Ordnung Geoglossales mit seiner einzigen Familie Geoglossaceae gibt es auch die Gattungen Geoglossum und die 2013 von ihr abgespaltene Gattung Glutinoglossum.
Erdzungen sind alles andere als leicht bestimmbar. Oft genug ist da ohne das scharfe Glas kein Blumentopf zu gewinnen. Eine Ausnahme bildet hier Geoglossum fallax, die täuschende Erdzunge.
Geoglossum fallax - Täuschende Erdzunge Durand
Achtet man auf die Stielbeschaffenheit ist sie von sehr ähnlichen Arten in freiem Felde gut zu unterscheiden. Auf dem Foto oben ist schon zu erahnen was ich meine. Der sterile Stielteil ist gekennzeichnet durch feine, spitzschuppige Wärzchen, die an der Stielspitze in natterförmigen Bändern angeordnet sind. Auf der nachfolgenden Makroaufnahme ist dieses Merkmal gut zu erkennen.
Der Artnahme fallax bedeutet ja soviel wie in die Irre führend, betrügerisch oder eben täuschend. Was kann an dieser Art nun so täuschend sein? Ich denke es sind die Sporen die je nach Alter unterschiedliche Maße und auch eine unterschiedliche Anzahl an Septierungen aufweisen. Erwischt man Fruchtkörper die das volle Reifestadium noch nicht erreicht haben sieht man Sporen die unter Umständen gar keine oder nur 1-2 Septierungen aufweisen und bedeutend kleinere Maße als reife Sporen haben. Vollreife Sporen können bis zu 110 µm lang und 6 µm
breit sein. 12 - 13 Septierungen sind dann erkennbar. Hier ein Mikroskop Foto mit geringer Vergrößerung. Es zeigt zahlreiche Asci in verschiedenen Entwicklungsstadien.
Auf den nächsten beiden Foto sind Asci, in denen die Sporen biseriat liegend angeordnet sind, zu erkennen.
Zu erwähnen wäre noch das die Erdzungen allesamt Saprobionten sind und moosige, feuchte Standorte bevorzugen. Die täuschende Erdzunge kommt gerne gesellig zwischen Gräsern und Moosen auf mageren sandigen Böden vor. Sie ist in Deutschland nur zerstreut zu finden und ist als selten anzusehen. Bei den Pilzen Deutschlands sind für das Saarland gerade mal zwei Fundpunkte vorhanden.
Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
- willihund
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Re: Geoglossum fallax - die Täuschende Erdzunge
Hallo Harry,
Gratulation zum seltenen Fund. In Sachsen sind auch nur zwei Vorkommen gelistet. Durch den markanten Stiel scheint die ja makroskopisch recht gut ansprechbar zu sein.
Danke fürs Zeigen.
VG Jörg
Gratulation zum seltenen Fund. In Sachsen sind auch nur zwei Vorkommen gelistet. Durch den markanten Stiel scheint die ja makroskopisch recht gut ansprechbar zu sein.
Danke fürs Zeigen.
VG Jörg
- Volker
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Re: Geoglossum fallax - die Täuschende Erdzunge
Hallo Harry und Jörg,
ja das ist wirklich ein schöner Fund und ich hatte vor Jahren ebenfalls diese Art gefunden, ganz in Harrys Nähe.
Gruß, Volker
ja das ist wirklich ein schöner Fund und ich hatte vor Jahren ebenfalls diese Art gefunden, ganz in Harrys Nähe.
Gruß, Volker
- Harry
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Re: Geoglossum fallax - die Täuschende Erdzunge
Hallo Jörg,
manchmal hat man bei solchen Funden einfach nur Glück. Eine größere Anzahl an Fruchtkörpern steht direkt neben dem Haus. Ich hab sie beim Gang zum Kompostierer entdeckt. Hätten die nur ein paar Meter weiter links gestanden hätte ich sie wahrscheinlich nicht entdeckt.
Übrigens: bei den Exif Daten kannst du die Maps Karte aufrufen wo der Standort exakt gekennzeichnet ist.
Gruß
Harry
manchmal hat man bei solchen Funden einfach nur Glück. Eine größere Anzahl an Fruchtkörpern steht direkt neben dem Haus. Ich hab sie beim Gang zum Kompostierer entdeckt. Hätten die nur ein paar Meter weiter links gestanden hätte ich sie wahrscheinlich nicht entdeckt.
Übrigens: bei den Exif Daten kannst du die Maps Karte aufrufen wo der Standort exakt gekennzeichnet ist.
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Harry
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Re: Geoglossum fallax - die Täuschende Erdzunge
Hallo Volker,
sehr schön. Kann es sein dass ich da sogar dabei war?
Gruß
Harry
sehr schön. Kann es sein dass ich da sogar dabei war?
Gruß
Harry
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- Volker
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Re: Geoglossum fallax - die Täuschende Erdzunge
Hallo Harry,
das kann durchaus sein, ich weiß es nicht mehr. Es ist schon viele Jahre her und ich war aber auch desöfteren allein dort.
Gruß, Volker
das kann durchaus sein, ich weiß es nicht mehr. Es ist schon viele Jahre her und ich war aber auch desöfteren allein dort.
Gruß, Volker
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Re: Geoglossum fallax - die Täuschende Erdzunge
Hallo Harry,
sehr schöne Dokumentation, Bilder und mikroskopische Aufnahmen! Diese Art habe ich noch nicht gesehen. Am besten gefällt mir die Nahaufnahme vom sterilen Stiel mit den Wärzchen. Auch auf den Bildern von Volker sieht man deutlich die Zungenform. Der Gang in den Garten hat sich gelohnt.
Liebe Grüße Annerose
sehr schöne Dokumentation, Bilder und mikroskopische Aufnahmen! Diese Art habe ich noch nicht gesehen. Am besten gefällt mir die Nahaufnahme vom sterilen Stiel mit den Wärzchen. Auch auf den Bildern von Volker sieht man deutlich die Zungenform. Der Gang in den Garten hat sich gelohnt.
Liebe Grüße Annerose
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Re: Geoglossum fallax - die Täuschende Erdzunge
Hallo,
Das ist das erste Mal, dass ich solche Pilze sehe. Danke für die geteilten Fotos. Ich finde viele interessante Informationen in diesem Forum.
LG
Das ist das erste Mal, dass ich solche Pilze sehe. Danke für die geteilten Fotos. Ich finde viele interessante Informationen in diesem Forum.
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- alter Hase
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Re: Geoglossum fallax - die Täuschende Erdzunge
Hallo zusammen,
ich möchte an dieser Stelle nur kurz darauf hinweisen, daß Geoglossum fallax nicht makroskopisch anzusprechen ist. Es gibt da eine Verwechslungsart, die makroskopisch sehr ähnlich ist, sich aber durch kleinere Sporen unterscheidet. Hierbei sollte man jeweils Sporen aus einem Sporenabwurf zur Messung verwenden (charakteristisches Merkmal beider Arten: Die Sporen des Abwurfs sind unseptiert, auch wenn die reifen Sporen im Ascus septiert sind). Beide Arten werden von Kees Roobeek in seinem Heftlein "Aardtongen" von 2009 schön portraitiert. Ob es sich bei der Verwechslungsart allerdings wirklich um Geoglossum elongatum handelt, wie von Roobeek behauptet, ist zweifelhaft. Letztere Art wurde mittlerweile in die Gattung Hemileucoglossum umkonbiniert und sieht eigentlich anders aus (siehe z.B. Arauzo Iglesias et al. La familia Geoglossaceae s. str. en la peninsula iberica y la Macaronesia von 2014). Karl Wehr hat aber im letzten Jahr einige Exemplare dieser Art zu einem Experten in die Tschechei geschickt, so daß da hoffentlich bald (genetische) Klarheit ins Dunkel kommt.
Björn
ich möchte an dieser Stelle nur kurz darauf hinweisen, daß Geoglossum fallax nicht makroskopisch anzusprechen ist. Es gibt da eine Verwechslungsart, die makroskopisch sehr ähnlich ist, sich aber durch kleinere Sporen unterscheidet. Hierbei sollte man jeweils Sporen aus einem Sporenabwurf zur Messung verwenden (charakteristisches Merkmal beider Arten: Die Sporen des Abwurfs sind unseptiert, auch wenn die reifen Sporen im Ascus septiert sind). Beide Arten werden von Kees Roobeek in seinem Heftlein "Aardtongen" von 2009 schön portraitiert. Ob es sich bei der Verwechslungsart allerdings wirklich um Geoglossum elongatum handelt, wie von Roobeek behauptet, ist zweifelhaft. Letztere Art wurde mittlerweile in die Gattung Hemileucoglossum umkonbiniert und sieht eigentlich anders aus (siehe z.B. Arauzo Iglesias et al. La familia Geoglossaceae s. str. en la peninsula iberica y la Macaronesia von 2014). Karl Wehr hat aber im letzten Jahr einige Exemplare dieser Art zu einem Experten in die Tschechei geschickt, so daß da hoffentlich bald (genetische) Klarheit ins Dunkel kommt.
Björn
- Volker
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Re: Geoglossum fallax - die Täuschende Erdzunge
Moin Björn,
interessant, vielen Dank für die Info.
Gruß, Volker
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Gruß, Volker