Echter Mehltaupilz Magnolie

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Echter Mehltaupilz Magnolie

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diesen Echten Mehltaupilz habe ich im oktober in Hannover, Nussriede, Wegrand, Garten auf den Blättern einer Magnolia (Magnolia spec.) gefunden. (Im Frühjahr bekommt die Magnolie auch einen näheren Namen wenn sie denn blüht).

Handelt es sich hierbei um Phyllactinia guttata?

















lg Jule
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Dedimyk
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Re: Echter Mehltaupilz Magnolie

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
Julia hat geschrieben:
Hi!

Diesen Echten Mehltaupilz habe ich im oktober in Hannover, Nussriede, Wegrand, Garten auf den Blättern einer Magnolia (Magnolia spec.) gefunden. (Im Frühjahr bekommt die Magnolie auch einen näheren Namen wenn sie denn blüht).

Handelt es sich hierbei um Phyllactinia guttata?
lg Jule
da ist Dir ein sehr interessanter Fund gelungen, wie ich bereits gestern im Chat mitteilte.

Vom Befallsbild könnte es sich schon um die zwar im Einzelfall recht seltene aber doch polyphage Echte Mehltaupilzart ( viele Pflanzenarten befallend ) Phyllactinia guttata (Wallroth 1819) Léveillé 1851 handeln, denn das blattunterseitige zarte Myzel mit den verstreuten Perithezien auf Bild 3 würde schon passen.
Da ich Deine Scheu vor Mikroskopieren von Echten Mehltaupilzen kenne, würde ich das gern übernehmen, wenn Du mir ein entsprechend befallenes Blatt zuschickst.

Denn der Fund ist in soweit interessant, daß lt. Klenke auf Magnolia ssp. cult. diese Phyllactinia guttata vorkommen soll, aber bisher in Sachsen fehlt.
Brandenburger ist sich nicht sicher und beschreibt eine ? Erysiphe communis s.l. als Befall.
Bei Prof. Braun wird sogar nur die Familie Magnoliaceae und darin nur der Wirt Liriodendron tulipifera ( Tulpenbaum ) und keine Magnolie als von dieser Echten Mehltaupilzart befallen ausgewiesen, wäre damit vielleicht ein neuer Wirt; allerdings datieren die zitierten Unterlagen aus 1985 bzw.1995 und inzwischen ist vielleicht schon ein Nachweis gelungen.

Ich werde Professor Braun diesbezüglich kontaktieren, möchte dies aber nur in Verbindung mit entsprechenden Mikrobildern machen, die klar die meine Bestimmung absichern.

Bitte schicke mir einen Beleg zum Mikroskopieren, damit ich weiter recherchieren kann, dabei wird nur Magnolia ssp. cult als Wirt angegeben, genaue Wirtskennzeichnung, wie von Dir vorgeschlagen im Frühjahr 2009 wenn Blüten da sind.

Herzliche Grüße Detlef


Literaturhinweis:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge
Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Braun, Uwe: The powdery mildews ( Erysiphales ) of Europe, Gustav Fischer Verlag, Jena,
Stuttgart, New York 1995, 338 Seiten ISBN 3-334-60994-4 ( Jena ), ISBN 1-56081-424-1 ( New York )

-Phylogeny of Erisiphe, Microsphaera, Uncinula ( Erysipheae )
and Cystotheca, Podosphaera, Sphaerotheca ( Cystotheceae ) inferred from rDNA IST sequences- some taxonomic consequences
Autor: Braun, Uwe & Takamatsu, Susumu
Kategorie: Zeitschrift
Seitenanzahl:S.1 - 33
Schlechtendalia 4 ( 2000 ), Veröffentlichungen aus dem Institut für Geobotanik und Botanischer Garten der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg
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Dedimyk
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Re: Echter Mehltaupilz Magnolie

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

zu diesem Fund eines Echten Mehltaupilzes auf Magnolia spec. hat mir Julia ein Blatt mit wenigen Perithezien übergeben, das ich inzwischen mikroskopiert habe.

Wie ja aus meiner ersten Antwort zu ersehen war, kam an sich nach den Literaturhinweisen nur
Phyllactinia guttata (Wallroth 1819) Léveillé 1851
in Frage und die hätte so ausgesehen:


[br][br]

Und dann mein Mikroskopierergebnis, das sieht so aus:

[br][br]

Das ist ganz klar eine Erysiphe, also habe ich Professor Braun heute morgen die Bilder und mein Mikrobild zugemailt und um Hilfe gebeten und zwar so:

Lieber Herr Professor Braun,
schon wieder gibt es einen neuen Problemfall zu dem ich gerne Ihre Meinung wüßte.
Unsere fleißige Julia hat im Oktober 2008 in Hannover, Nussriede, Wegrand, Garten auf den Blättern einer Magnolia (Magnolia spec.), (Im Frühjahr bekommt die Magnolie auch einen näheren Namen wenn sie denn blüht) einen Echten Mehltaupilz mit wenigen Perithezien gefunden und mir das einzige Blatt zum Mikroskopieren übergeben.
Der Fund ist in soweit sehr interessant, daß lt. Klenke auf Magnolia ssp. cult. nur Phyllactinia guttata vorkommen soll, aber bisher in Sachsen fehlt.

Brandenburger ist sich nicht sicher und beschreibt eine ? Erysiphe communis s.l. als Befall.

Bei Ihnen wird sogar nur die Familie Magnoliaceae und darin nur der Wirt Liriodendron tulipifera ( Tulpenbaum ) und keine Magnolie als von Phyllactinia guttata befallen ausgewiesen, allerdings datieren die zitierten Unterlagen aus 1985 bzw.1995 und inzwischen ist vielleicht schon ein neuer Nachweis gelungen.

Mein Mikroskopierergebnis ergab ganz klar, daß es sich um eine Erysiphe handelt und zwar aus der Sektion Microsphaera, wie Sie bitte aus den beigefügten Bildern und dem Mikrobild entnehmen können.

Können Sie mir weiterhelfen, um was es sich hier handelt?

Vielen Dank im voraus und herzliche Grüße

Detlef Emgenbroich


Eben bekam ich die folgende Antwort, die meine Hoffnung bestätigte, daß wir wieder einen neuen Fund für unsere Region gemacht haben:

Lieber Herr Emgenbroich!

Es handelt sich hierbei um die neu eingeschleppte Art Erysiphe magnifica. Der Bericht über diese Art ist zu unserem Manuskript für Schlechtendalia schon dazugekommen und Julias Fund passt noch dazu (siehe Anhang mit letzter Variante). Da das Manuskript noch nicht gedruckt ist, kann ich es noch ändern. Ich habe den Eintrag gelb markiert. Wenn Sie und Julia so einverstanden sind, werde ich die neue Variante so in Druck geben.

Viele Grüße,

Uwe Braun


Bisher ist die Erysiphe magnifica (U. Braun) U. Braun & S. Takam. (2000) nur bekannt aus Asien und Nord-Amerika.
In der Schlechtendalia werden ein Fund aus der Schweiz und für Deutschland: Bischofswerda und Julias Fund aus Hannover vorgestellt.

Bei der Erstellung der Datenbank habe ich diese Art leider noch nicht berücksichtigt, da kein Hinweis zu erkennen war, daß dieser Exote einmal bei uns heimisch würde ( veranlasse ich natürlich sofort, damit die Bilder und das zugehörige Mikrobild eingestellt werden können).
Das ist aber ein generelles Problem mit dem wir immer wieder konfrontiert werden durch den Klimawandel und den globalen Austausch der Wirte, die eben dann irgendwann auch ihre Phytoparasiten mitbringen, oder die klimatischen Verhälnisse entsprechen den Ansprüchen.

Das zeigt mal wieder, daß wenn die Zusammenarbeit mit den Instituten so hervorragend wie hier klappt, die Amateurmykologen viel für die wissenschaftliche Arbeit beitragen können.

Wieder eine Bestimmung deren Ergebis uns Alle zufrieden stellen kann und zeigt, daß dieses Spezialforum hervorragend arbeitet.

Herzliche Grüße Detlef
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