Hallo Harry,
[quote=Harry,08.08.2008, 13:07]
ich würde deinen Täubling mal ganz banal als Heringstäubling ( Russula xerampelina ) bezeichnen. Die Art ist in der Farbgebung sehr veränderlich was einige Autoren dazu veranlasst hat sie in mehrere Varietäten aufzusplitten. Laut Kränzlin könnte dein Heringstäubling die var. olivasens darstellen. Sie wird mit olivgrünlichen Farben beschrieben , die auf deinen Fotos ja deutlich zu sehen sind. In wie weit diese Namensgebung heute noch Gültigkeit hat vermag ich allerdings nicht zu sagen.
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- Und ich würde diesen Fund nicht als R. xerampelina = X. erythropus (Roter Herings-Täubling) inkl. irgendeiner var. oder forma davon bezeichnen.
[2] widerspricht sich bei den Bemerkungen zu X. xerampelina
- Im von dir ziterten (1. Teil) sugeriert er, dass X. xeramphelina bezüglich der Farben sehr variabel ist und zitiert dabei korrekt "mittelalterliche" Literatur; [1] habe ich überprüft, da wird noch (ebenso in [8]) ziemlich alles, was stark nach Hering riecht als X. xeramphelina - var. angesprochen.
---> Doch bereits in [9] werden in der Sektion "Xeramphelina" eine Reihe von Arten (nicht var. oder forma) gelistet.
- Im 2. Teil wird auf folgendes hingewiesen:
"Um diese alle von ähnlichen Täublingen abgrenzen zu können, ist auf die arttypischen Merkmale zu achten, nämlich das im Schnitt bräunende Fleisch , den "Heringsgeruch" und die grüne Reaktion des Fleisches mit FeSO4.
--->

: das sind Merkmale, die nicht nur R. xeramphelina, sondern alle Arten der Sektion (Viridantinae = Xeramphelina) betrifft:
- Fleisch mit FeSO4 nach einiger Zeit (evtl. über schwach rosa) grün(lich); mit Anilinwasser lachsfarben bis rotbraun; Fleisch im Schnitt bräunend, Fisch-Geruch/Geschmack mild.
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Doch [2] ist besser, als man nach den fehl interpretierbaren Bemerkungen zu X. xeramphelina vermuten könnte:
(1) Die Beschreibung von X. xeramphelina ist ok.:
---> Geringe Variabilität der Farben und strenge Bindung an Nadelbäume (bevorzugt Picea, mit Abstand Pinus und selten andere Nadelbäume).
---> Und dies wird von anderen Autoren zwischenzeitlich auch so gesehen.
----> Bleibt abzuwarten, ob da in Zukunft weiter gesplittet wird!!!
(2) Über den Schlüssel (1*, 2 (Geschmack mild), 3 (Feso4 auf Fleisch ... oliov- bis blaugrün, ...) landet man bei Schlüssel B (S.32), Viidantes, in dem die von Kränzlin beobachteten Heringstäublinge (7 Arten) geschlüsselt werden.
---> Das Problem dabei ist, dass [2] recht "alte" (meist deutlich älter als 10 Jahre) Literatur benutzt hat und insbesondere die in meinem Literaturverzeichnis aufgeführten Artikel von Kärcher weitgehend ignoriert hat.
---> Insofern
bezweifle befürchte ich (auch wenn man die Artikel meiner Literaturliste berücksichtigt) , dass die dargestellte Art ohne exakte Kenntnis der Symbiosepartner und Bodeneigenschaften nur ausgewürfelt werden kann.
Grüße
Gerd
Literatur:
[1] Schaeffer, J. (1952): Russula-Monographie; Klinkhardt 295 S.
[2] Kränzlin, F. (2005): Pilze der Schweiz Band 6
[3] Krieglsteiner, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 2
[3] GF-R0117; ID00879
Kärcher, R.; Seibt, D. (1994): Beitrag zur Kenntnis der Täublinge - Russula-Studien Teil 2. Ergebnisse morphologisch-taxonomischer Untersuchungen von Russula cicatricata Romagn. ex Bon, dem Olivockerbraunen Heringstäubling.; Zeitschrift für Mykologie 60(2):399-421
[4] GF-00142
Kärcher, R. (1996): Beitrag zur Kenntnis der Täublinge. Russula-Studien, Teil 3. Was ist Russula elaeodes?; Beiträge zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas X:65-78
Zusammenfassung: Der allgemein bekannte ?Grüne Heringstäubling? ist bisher kollektiv aufgefaßt worden. Nach dem Ergebnis meiner Untersuchungen muß diese Sippe in eine Nadel- und zwei Laubwaldarten unterteilt werden. --- Erstere muß künftig Russula clavipes Vel. heißen. Von den beiden Laubwaldarten gibt es neben der unstrittigen Russula cicatricata Romagn. ex Bon eine weitere, für die sich die Notwendigkeit ergab, ihr einen neuen Namen zu geben, nämlich Russula schaefferi spec. nov., zu Ehren des deutschen Mykologen Julius SCHÄFFER. --- Die mikroskopischen Elemente, die zur Unterscheidung eine wichtige Rolle spielen, sind auf 5 Tafeln dargestellt.
Stichworte:Russula clavipes, R. schaefferi, R. cicatricata
[5] ID-00157
Kärcher, R. (1997): Beitrag zur Kenntnis der Täublinge: Die gelben und zu Gelb neigenden Heringstäublinge ; Beiträge zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas XI:17-28
[6] GF-R0208; ID02535
Kärcher, R. (2002): Beitrag zur Kenntnis der Täubling ? Russula-Studien, Teil 8: Vorschlag zur Neuordnung der dominant grünen Heringstäublinge unter Laubbäumen; Zeitschrift für Mykologie 68(2):165-182
[7] GF-07266:
Kärcher, R. (2008): Beitrag zur Kenntnis der Täublinge - Russula-Studien Teil 10 (Revision der Russula Studien, Teil 4); Südwestdeutsche Pilzrundschau (Stuttgart) 44(1):13-19
Zusammenfassung: Die langstachelig-sporigen, dominant gelben, zu andersfarbiger Dekolorierung neigenden und die andersfarbigen , zur dominant gelblicher Verblassung neigenden Laubwald-Heringstäublinge, mit Bestimmungsschlüssel, Abb. von R. duportii, R. cookeiana und Mikromerkmalen
Stichworte: Russula duportii, R. gilvescens, R. faginea, R. cookeiana, R. schaefferi, Key, Schlüssel
[8] Moser, M. (1967): Kleine Kryptogamenflora Bd. II/b2
[9] Moser, M. (1983): Kleine Kryptogamenflora Bd. II/b2