Cortinarius - aber welcher?

[Harry]

Hallo Pilzfreunde,

heute in einem Buchen, Eichenmischwald über Kalk haben Thomas B. und ich abgebildete Cortinarienart gefunden. Meine Bestimmungsversuche sind bis jetzt kläglich gescheitet. Noch nicht einmal die Zuordnung zu einer Sektion will mir so recht gelingen. Einmal lande ich bei den Cliduchi das andere Mal bei den Multiformis. Hier ein Bild der Burschen:



Die Farben des Pilzes sind auf dem Foto recht gut getroffen. Der Geruch des Pilzes war frisch ungedeutend, nach längerem liegen etwas unangehnem, süsslich. Geschmack ist mild und angenehm pilzig. Eine KOH Reaktion auf Hut und Fleisch ist anfänglich nicht festzustellen.

hier noch ein grösseres Bild ( 280 KB )

hat jemand eine Idee? Andreas vielleicht?

Gruß
Harry

[Harry]

Hallo Pilzfreunde,

nach den ersten gescheiterten Bestimmungsversuchen hat der Bursche über Nacht mal jede Menge Sporen abgeworfen.

Bei neuerlichen Versuchen bin ich nun bei einem Vertreter der Multiformisgruppe gelandet. Ich denke bei den abgebildeten Pilzen handelt es sich um Cortinarius talus dem Falbblättrigen Klumpfuss. Das einzige was mich noch stört ist der bei Brandrud/Melot angegebene starke honigartige Geruch. Honig interpretiere ich ein wenig anders. Er riecht schon etwas süsslich. Aber honigartig ?

Was meint ihr zu meinem Bestimmungsversuch? Könnte C. talus hinkommen? Die Mikromerkmale passen sehr gut dazu. Standort Buche über Kalk würde auch passen.

Gruß
Harry

[Reiner]

Hallo Harry,

bin gerade bei Bernd Oertel zu Besuch und der möchte zu deinem Cortinarius folgendes sagen: Laut Bernd könnte es tatsächlich C. talus sein, es kommt aber genau so gut C. xanthoocraceus (C. langei) oder C. cliduchus in Frage.

Lieber Herr Regin,
vielleicht wird die Bestimmung klarer, wenn Sie den Artikel von Münzmay u. Saar in JEC 7, 25-39, 2005 noch heranziehen. Ich denke, dass es nur einer von diesen drei Phlegmacien sein kann.
In welchem Wald ist die Pilzgruppe gewachsen? (ich bin zur Zeit intensiv dabei, meinen Aufenthalt im Saarland während der JEC-Tagung vorzubereiten und ich war gestern im Bois de Hufelz in Lothringen (bei Perl), dann in einem Wald bei Eimersdorf und noch nördlich von Beckingen).
Viele Grüße
Bernd Oertel
PS: trocknen die Phlegmacien bei Ihnen auch gerade so intensiv weg?

Liebe Grüße von Reiner, ich komm bald mal vorbei.

[Harry]

Hallo Herr Örtel,

Cortinarius cliduchus wäre mir auch sehr sympatisch, gerade wegen der mit gelblichen Velumresten gesäumten Knollenränder. Die Sporenmaße kommen zwar nicht ganz hin, selten haben sie die 9 Mikrometer erreicht. Die Warzigkeit würde ich bei meinem Fund nicht als stark warzig bezeichnen aber vielleicht interpretiere ich das auch falsch.

Die Kollektion haben wir im Plauelwald bei Nünschweiler/Bärenhütte ( Nahe Pirmasens ) gefunden. Er wird bei der Cortinarientagung angefahren.

trocknen die Phlegmacien bei Ihnen auch gerade so intensiv weg?

Es gibt zwar noch Frischmaterial aber das dürfte bei ausbleibendem Regen und dem zum Teil doch recht kräftigen Wind bald vorbei sein.

Gruß
Harry

[Der Juergen]

Hallo Zusammen,

müsste C. cliduchus nicht zart lilafarbene Lamellen besitzen?

Grüßle
Juergen

[Harry]

Hallo Jürgen,

hier ein Auszug aus dem JEC Journal 2005. Thomas Münzmay und Günter Saar beschreiben die Lamellen von Cortinarius cliduchus FR..1838 so:

Lamellen

etwas gedrängt, dünn, gerade bis ausgebuchtet angewachsen, jung creme weißlich, alt beige braun bis blaß tabakbraun, falbbraun, tabak - rostig, Schneide weißlich, manchmal gleichfarben, glatt bis fein gesägt.

also keine Rede von zart lilafarbenen Lamellen. Die Abbildung von Cortinarius cliduchus im Journal des J.E.C. 2005 kommt meinen Cortinarien sehr nahe. Aber wie oben schon erwähnt hat er kleinere Sporen als C. cliduchus.

Gruß
Harry

[Andreas]

Hallo,

ich würde sehr für Cortinarius talus plädieren. Am ehesten käme für mich sonst C. langei in Frage, aber der von Dir erwähnte süßliche Geruch und die kleinen Sporen lassen meiner Meinung nach kaum eine andere Deutung als talus zu.

beste Grüße,
Andreas