schwere allergische Reaktion auf Macrolepiota procera.

hier kann alles gepostet werden was mit Pilzen zu tun hat. Forumsstart - 22.12.2004

Moderator: Harry

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Harry
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schwere allergische Reaktion auf Macrolepiota procera.

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Pilzfreunde,

als mich gestern abend die Universitätsklinik in Homburg anrief und von einem Vergiftungsfall berichtete die mit starkem Erbrechen, Durchfall und massiven Kreislaufproblemen einherging habe ich zunächst gedacht: Aha, die ersten Riesenrötlinge sind da. Zumal die ersten Symptome nach sehr kurzer Latenzzeit von etwa 15 min. einsetzten.

Die restlichen Pilze waren dann so ca. 25 Minuten später per Taxi bei mir und ich habe nicht schlecht gestaunt als mir 3 wunderbare Parasolpilze vorgelegt wurden. Macrolepiota procera ist ja roh genossen giftig und verursacht Magen - Darm Probleme die mit Übelkeit, Brechreiz und Durchfall einhergehen. Eine so heftige und schnell einsetzende Reaktion ist aber nur gegeben wenn ein Patient allergisch auf das Pilzeiweiß des Parasols reagiert. Die Patientin war laut Aussage des behandelnden Arztes über einen längeren Zeitraum gar nicht ansprechbar. Mittlerweile geht es der Frau wieder besser. Erfahren habe ich das heute abend bei einem neuerlichen Vergiftungsfall. Dieses mal waren es Karbolegerlinge die verspeist wurden. Der gleiche Taxifahrer wie gestern Abend stand schon vor meiner Haustür als ich von der Arbeit kam.

Tja, auch an solchen Fällen kann man erkennen, dass es nun in unsrer Kante auch los geht mit den Pilzen. :kick:

Gruß
Harry
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Gerd †
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Re: schwere allergische Reaktion auf Macrolepiota procera.

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Harry,

dein Fall wäre etwas für "FLAMMER", der verm. dieses Beispiel in seiner nächsten Ausgabe erwähnen wird.

[quote=Harry,21.08.2008, 23:55]
Macrolepiota procera ist ja roh genossen giftig und verursacht Magen - Darm Probleme die mit Übelkeit, Brechreiz und Durchfall einhergehen. [/quote]

- Das kann ich an folgendem Fallbeispiel bestätigen:

Am 28.08.2008 gab's bei mir junge, gut aufgeschirmte M. procera "unpaniert wie ein Kotelett gebraten, anschließend etwas Salz dazu und als Brotbelag verspeist":

- Ich verspeiste 6 Hüte, meine Frau 3 Hüte.

---> Ich hatte mit dieser Pilzmahlzeit absolut keine Probleme. Aber meine Frau wird diese Pilzmahlzeit wohl nicht mehr vergessen: Nach ca. 15 Min. setzte ein "Magendrücken" ein und nach etwas mehr als 4 Stunden exakt die von dir beschriebenen Symptome und sie verbrachte die halbe Nacht auf der Toilette.

Und warum?

- Allergie, Indisgestion, "Überfressen" oder eingebildete "Pilzvergiftung" kann man ausschließen, da sie den Parasol seit 30 Jahren sicher kennt, mag und bisher auch nie die geringsten Probleme damit hatte.

- Ich hatte sie "wie immer" darauf hingewiesen, dass diese Art roh verspeist den "Magen-Darmtrakt" testet und sie ihn beidseitig jeweils mindestens 5 Minuten gut erhitzen soll.

---> Ja, bei mir hat sie das auch getan.

---> Doch, das hat sie mir dann am nächsten Morgen gestanden: Sie hat ihre Pilze (wurden am Schluss zubereitet) mit der Begründung "mag die nicht so durchgebrutzelt" deutlich kürzer erhitzt.

===> Es ist eindeutig, dass die nicht ausreichende Erhitzung der Grund für diese "durchschlagende Wirkung" war. Denn, sie hat dies (mag den Parasol) zwischenzeitlich getestet; allerdings hat sie da "vorsichtshalber" nur einen ausreichend erhitzten Fruchtkörper verspeist ---> völlig ohne Probleme.


Grüße
Gerd

PS.:
- Da kommt bei mir Schadenfreude :freu: auf, wenn jemand "Hinweise in der Pilzgiftliteratur" ignoriert.
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Der Juergen
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Re: schwere allergische Reaktion auf Macrolepiota procera.

Ungelesener Beitrag von Der Juergen »

Hallo Harry und Gerd,

hatte solch einen Fall heute in der Pilzausstellung in Blaubeuren beschrieben bekommen. Ein junges Paar bereitete Parasole in der Pfanne zu, und nur der Freund bekam nach Genuss anschließend ein heftiges und schnell verlaufendes Gastrointestinal-Syndrom ... die Freundin nicht. Ich vermutete auch, dass eine "Charge" nicht genügend erhitzt wurde. Meines Wissens verläuft eine (Nahrungsmittel-) Allergie wesentlich dramatischer und endet manchmal auch mit einem anaphyllaktischen Schock.

Grüßle
Juergen
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Gerd †
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Re: Re: schwere allergische Reaktion auf Macrolepiota procera.

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Jürgen,

[quote=Der Juergen,20.09.2008, 23:33]
hatte solch einen Fall heute in der Pilzausstellung in Blaubeuren beschrieben bekommen. Ein junges Paar bereitete Parasole in der Pfanne zu, und nur der Freund bekam nach Genuss anschließend ein heftiges und schnell verlaufendes Gastrointestinal-Syndrom ... die Freundin nicht. Ich vermutete auch, dass eine "Charge" nicht genügend erhitzt wurde. Meines Wissens verläuft eine (Nahrungsmittel-) Allergie wesentlich dramatischer und endet manchmal auch mit einem anaphyllaktischen Schock.
[/quote]

- Ich kann deinen Fall nicht richtig beurteilen, da du die "Latenzzeit" nicht angibst. Und auch da ist es nach [1] recht schwierig zwischen "Gastrointestinalem Frühsymdrom (Latenzzeit 15 Minuten bis 4 Stunden), "Indigestions-Syndrom (Latenzzeit 15 Minuten bis 24 Stunden) unhd "Pilzallergie und Intoleranz" (Latenzzeit Minuten bis Stunden) zu unterscheiden.

- Und hinzu kommt noch "eine eingebildete Pilzvergiftung" (1) oder schlicht eine zu große "Pilzmahlzeit" (2):

(1) Meine erste Bekanntschaft (1974) mit selbst gesammelten Pilzen:

- Urlaub mit Bekannten in der Oberpfalz (Kastl bei Neumarkt). Wir sammelten Pilze mit einem Schulfreund meines Bekannten, der eine mindestens 30-jährige Erfahrung hatte. Gesammelt wurden nur völlig unproblematische Pilzarten (Pfifferlinge, Steinpilze, Maronen, Rotkappen und wenige weitere völlig problemlose Röhrlingsarten). Und jeder Pilz wurde, bevor er in unserem Korb landete, nach dem Motto "Schorsch, was ist das" und erst nach dessen Begutachtung (auch, ob die noch einwandfrei sind) eingesammelt.
- Mein damaliges Problem: Selbst gesammelten Pilzen (auch wenn ein langjähriger Pilzsammler die bestimmt hat) misstraute ich. Und ich beschloss ("Schorsch" hatte mir sein Pilzbuch gegeben) vor dem Genuss jeden einzelnen Fruchtkörper nochmals genau anzuschauen. Wohlbemerkt nicht durch "Bildvergleich" sondern anhand der beschriebenen Merkmale.

---> Jetzt kann ich mich kurz fassen:

(a) Ja, ich war davon überzeugt, dass diese Pilze "gute Speisepilze" sind.

(b) Die Pilze wurdenh zubereitet und gegessen.

---> Keiner hatte ein Problem nach dem Genuss außer mir. Kaum 15 Minuten später habe ich die Toilette aufgesucht und +- die gesamte Pilzmahlzeit erbrochen. Ein klassischer Fall einer eingebildeten Pilzvergiftung

---> So nebenbei:

- Nach dieser ersten "selbst gesammelten Pilzmahlzeit" gab's fast jeden Tag "Pilze", die ich ohne Probleme verspeisen konnte.

---> Und ein Jahr später (Dank an meiner ersten Lehrmeister "Helmut Lieb +, Konstanz) rufte auch Schorsch" bei einem ihm unbekannten Pilz "Gerd, was ist das".

(2) Zu üppige Pilzmahlzeit:

- Tja, es sollte bekannt sein, dass das Pilzeiweiß schwer verdaulich ist und individuell auch zu Magenproblemen (meist Erbrechen) führen kann.

Grüße
Gerd
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