Seite 1 von 1

Rostpilz auf Löwenzahn

Verfasst: Do 14. Mai 2009, 14:47
von DieterB
Hallo zusammen,

heute fand ich in Rosenheim (MTB 8138) auf Löwenzahn Rostpilze. Überwiegend waren die Äzidien auf der Blattunterseite zu finden, selten auch oberseits:
1.JPG
1.JPG (192.82 KiB) 2055 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:05:14 10:11:08
Bild aufgenommen am/um:
Do 14. Mai 2009, 08:11
Brennweite:
5 mm
Belichtungszeit:
1/200 Sek
Blendenwert:
f/2.8
ISO:
125
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Automatischer Modus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon DIGITAL IXUS 110 IS
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
3.JPG
3.JPG (95.48 KiB) 2051 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:05:14 10:41:39
Bild aufgenommen am/um:
Do 14. Mai 2009, 08:41
Brennweite:
5 mm
Belichtungszeit:
1/30 Sek
Blendenwert:
f/2.8
ISO:
400
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Automatischer Modus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon DIGITAL IXUS 110 IS
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
5.jpg
5.jpg (104.25 KiB) 2050 mal betrachtet
Und die Blütenstängel waren stark befallen, hier wuchs der Rostpilz auf einem Polster:
2.JPG
2.JPG (97.97 KiB) 2053 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:05:14 10:12:00
Bild aufgenommen am/um:
Do 14. Mai 2009, 08:12
Brennweite:
5 mm
Belichtungszeit:
1/100 Sek
Blendenwert:
f/2.8
ISO:
100
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Automatischer Modus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon DIGITAL IXUS 110 IS
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
4.jpg
4.jpg (88.67 KiB) 2051 mal betrachtet
6.jpg
6.jpg (122.54 KiB) 2050 mal betrachtet
7.jpg
7.jpg (55.93 KiB) 2048 mal betrachtet
Ich nehme an, das es Puccinia dioicae var. silvatica (J. Schröt.) D.M. Hend. 1961 ist.

Viele Grüße
Dieter

Re: Rostpilz auf Löwenzahn

Verfasst: Do 14. Mai 2009, 17:40
von Dedimyk
Hallo Dieter und alle Phytoparasitenfreunde,
DieterB hat geschrieben:Hallo zusammen,

heute fand ich in Rosenheim (MTB 8138) auf Löwenzahn Rostpilze. Überwiegend waren die Äzidien auf der Blattunterseite zu finden, selten auch oberseits:
Und die Blütenstängel waren stark befallen, hier wuchs der Rostpilz auf einem Polster:
Ich nehme an, das es Puccinia dioicae var. silvatica (J. Schröt.) D.M. Hend. 1961 ist.

Viele Grüße
Dieter
die Bestimmung ist schwierig, wie ich nachfolgend erklären werde, allerdings ist Puccinia dioicae var. silvatica synonym, der Rostpilz heißt jetzt Puccinia silvatica Schroeter 1879 nach der breiter gefaßten Version von Zwetko ( 1993 ) gegenüber der Version von Gäumann.

Der Rostpilz paßt makrokopisch schon vom Befallsbild, als auch mikroskopisch mit der Gäumannschen Beschreibung in etwa überein sowohl mit der Ausführung der Pseudoperidien, der I-Aeziosporen in Ketten bis auf die Sporengröße, die deutlich differiert, denn die Angaben nach Gäumann 12 - 16 µm lang und 10 - 14 µm breit weichen stark von Deinen Messungen mit 20 - 22,5 µm lang und 17 - 18,5 µm breit ab.

Also habe ich auch den 2. möglichen Rostpilz Puccinia variabilis Greville, der I-Aezien auf Tarxacum bildet einbezogen und verglichen, deren I-Aeziosporen bei Brandenburger mit 17 - 35 µm lang und 12 - 20 µm breit schon eher in Dein Maßchema passen.

Es muß jetzt partiell untersucht werden und da die Pseudoperidien eine gravierende Unterscheidung beider Rostpilzarten bedeuten, nämlich Innenwände bei der Puccinia variabilis stark verdickt bis 7 µm, Puccinia silvatica nur 4 - 6 µm, Außenwand bei P. variabilis dünn 2 -2,5 µm dick, bei P. variabilis deutlich dicker mit 8 µm, müssen radiale Längsschnitte durch die Pseudoperidie gemacht werden, wie sie im Gäumann bei beiden Arten gezeigt werden ( Du hast doch den Gäumann nach meinem Wissen, wenn nicht schicke ich Dir die Scans ).

Aus den Befallsbilder ist auch nicht genau erkennbar, ob die Flecken der I-Aeziensporenlager verdickt oder nicht verdickt sind, ebenfalls ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal, die Verfärbungen besitzen beide Rostpilzarten, allerdings etwas abweichende Farben.

Dieter untersuche doch bitte nochmal nach den vorgenannten Kriterien und stelle dann das Ergebnis hier vor, dann will ich noch einen Bestimmungsversuch starten, mit den derzeitigen Merkmalen, reicht es leider nicht zur einwandfreien Bestimmung.


Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6

Re: Rostpilz auf Löwenzahn

Verfasst: Do 14. Mai 2009, 20:51
von DieterB
Hallo Detlef,

probiert habe ich es, aber ich kann keine Schnitte durch die Pseudoperidie machen. Ich schicke Dir einen Beleg.

Auf den Blättern sitzen die Äzidien auf deutlich verdickten "Flecken" (siehe Bild 8), ebenso wie am Stängel (siehe Bild 2 und 4). Oder meinst Du mit "Flecken" etwas Anderes ?
8.jpg
8.jpg (55.68 KiB) 2034 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2009:05:14 20:57:41
Bild aufgenommen am/um:
Do 14. Mai 2009, 18:57
Brennweite:
100 mm
Belichtungszeit:
30 Sek
Blendenwert:
f/27
ISO:
100
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Canon
Kamera-Modell:
Canon EOS 10D
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
Danke zunächst und viele Grüße !

Dieter

Re: Rostpilz auf Löwenzahn

Verfasst: Fr 15. Mai 2009, 07:13
von Dedimyk
Hallo Dieter,
DieterB hat geschrieben:Hallo Detlef,

probiert habe ich es, aber ich kann keine Schnitte durch die Pseudoperidie machen. Ich schicke Dir einen Beleg.

Auf den Blättern sitzen die Äzidien auf deutlich verdickten "Flecken" (siehe Bild 8), ebenso wie am Stängel (siehe Bild 2 und 4). Oder meinst Du mit "Flecken" etwas Anderes ?
Danke zunächst und viele Grüße !

Dieter
okay, ich meinte tatsächlich die Flecken, wo die Lager drauf sind, die sind also verdickt.
Dann werde ich mal mein Glück an dem zugesagten Belegexemplar versuchen, mal sehen was draus wird.

Gruß Detlef

Re: Rostpilz auf Löwenzahn

Verfasst: Di 19. Mai 2009, 16:21
von Dedimyk
Hallo Dieter und alle Phytoparasitenfreunde,

ich habe gestern den mir zugeschickten Herbarbeleg des Rostpilzes auf Taraxacum officinale agg. ( vielen Dank dafür ) mikroskopiert und die kritischen Punkte abgeklärt.

Das Rätsel ist gelöst, die Abweichung der Sporengröße resultiert aus unklaren Angaben im Gäumann, den ich allein zur Erstbestimmung herangezogen hatte.
Gäumann gibt zwar bei den Sporen rundlich bis oval polyedrisch und gibt 12 - 16 µm lang, 10 - 14 µm breit an, aber keine Maße für die runde Form ( 14 - 21 µm Ø ) , wie ich es im Abgleich mit Brandenburger und Klenke nachlesen konnte, denn die Gäumann - Maße beinhalten nur die oval polyedrischen Sporen.

Daraus resultierten meine damaligen Zweifel bei den abweichenden Sporenmaßen von Dieter, die jetzt aber durch die voll mit den neuen Daten korrelierenden Maße beseitigt wurden.
Den letzten Beweis brachten dann neben den absolut übereinstimmenden makroskopischne Merkmalen wie: Blattverdickungen im Sporenlagerbereich, auch oberseits I-Aezienlager die mikroskopischen Merkmale wie: die in Ketten angeordneten Sporen und der Aufbau der Pseudoperidienzellen,die fest verbunden, in deutlichen Längsreihen, außen nach unten übergreifend zu sehen waren, die ich bei dem Schnitt erhielt und hier zu sehen sind:
3-Puccinia silvatica-I-M-Pseud1.JPG
3-Puccinia silvatica-I-M-Pseud1.JPG (79.26 KiB) 1992 mal betrachtet
3-Puccinia silvatica-I-M-Pseud2.JPG
3-Puccinia silvatica-I-M-Pseud2.JPG (82.64 KiB) 1988 mal betrachtet
3-Puccinia silvatica-I-M-Pseud3.JPG
3-Puccinia silvatica-I-M-Pseud3.JPG (87.12 KiB) 1986 mal betrachtet
Damit ist die Bestimmung der Puccinia silvatica J. Schröter 1879 ,um die es sich hier also auch handelt gesichert.

Hier die nochmal die Daten aus Brandenburger u, Klenke und Gäumann, jetzt allerdings vervollständigt um die Angaben zu den mikroskopischen Merkmalen der Pseudoperidien zum Nachlesen und Erkennen:

I-Aezien auf angeschwollenen, von einem verfärbten Hof umgebenen und oberseits gelb oder rötlich gefärbten Blattflecken, die zentrale 0-Pykniengruppe meist dicht gedrängt umgebend, größere oder kleinere, rundliche oder unregelmäßige Haufen bildend, unterseits oder selten vereinzelt oberseits hervorbrechend, nicht selten auch an den Blütenschäften.Pseudoperidie becherförmig mit ausgebogenem, zerschlitzten Rand. Pseudoperidienzellen fest verbunden in deutlichen Längsreihen, außen nach unten übergreifend ( sehr gut auf den Mikrobildern zu erkennen ). Außenwand bis 8 µm dick, deutlich quergestreift, auf der Fläche punktiert. Innenwand etwas dünner, 4 - 6 µm, an den Rändern dicker als in der Mitte, durch Stäbchenstruktur gleichmäßig kleinwarzig.

I- Aezidiosporen in langen, deutlichen Ketten, rundlich bis oval polyedrisch, 14 - 21 µm Ø oder 12 - 16 µm lang, 10 - 14 µm breit, Wand dünn 1 µm, sehr dicht und fein warzig, Warzenabstand kaum 1 µm, zwischen den feinen Warzen stellenweise gröbere und größere abfallende Plättchen. Tragzelle lang, Hymenium hoch, zwischen den ausgewachsenen und eben angelegten I- Aezidiosporen besteht ein allmählicher Übergang ( sehr schön bei den Mikrobildern 2 und 4 zu erkennen ).

Puccinia silvatica J. Schröter 1879 beginnt seine Entwicklung mit 0-Pyknien und I-Aezien auf Taraxacum laevigatum agg. und Taraxacum officinale agg. und wechselt auf Carex, speziell Carex brizoides und vollendet dort mit II-Uredien und III-Telien seine Entwicklung.

Damit ist also auch dieser Fund bestimmt und es handelt sich um genau den gleiche Rostpilz Puccinia silvatica J. Schröter 1879 , wie er im Beitrag Löwenzahn 2 gezeigt und bestimmt wurde und beide Beiträge ergeben eine schöne Bilder,- und Mikrobildersammlung für die Datenbank fungi world.com

Vielen Dank für die Vorstellung dieses schönen Rostpilzes


Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6

Re: Rostpilz auf Löwenzahn

Verfasst: Di 19. Mai 2009, 18:45
von DieterB
Hallo Detlef,

für Deine besondere Mühe bedanke ich mich herzlich.

Viele Grüße
Dieter