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Ein Porling aus dem Boden?

Verfasst: So 9. Jan 2011, 15:59
von dieser
Entdeckt habe ich dieses Wochenende einiges Neues. Goldgelber Zitterling, Geweihförmige Holzkeule und Kreisel Drüsling - dach zuerst das sind die gesuchten Judasohren. Diese Pilze kann ich recht sicher bestimmen.

Aber was ist das?

Wächst ein Feuerschwamm aus dem Boden an Abhang 1,5 Meter unter einem Holunderbusch, oder ist es ein Glänzender Lackporling (Ganoderma lucidum), bzw. Ochsenzunge (Fistulina hepatica) im Winter? :spr:

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Für Tipps bin ich dankbar, ich kann auch morgen noch einmal zu diesem Pilz gehen, er wächst auf unserem schönen Gelände.

Nenn schönen Sonntag wünscht

dieser

Re: Ein Porling aus dem Boden?

Verfasst: So 9. Jan 2011, 17:31
von Harry
Hallo dieser,

ich denke nicht das es sich bei deinem Pilz um Fistulina hepatica handelt. Für mich kommt da eher schon ein Vertreter aus der Gattung Ganoderma in Frage. Und da Ganoderma immer mit Holz in Verbindung steht muss da im Boden ein größeres Stück vergraben sein. Nur welches? Kannst du da Angaben machen?

Wie problematisch eine Ganoderma - Bestimmung sein kann, kannst du hier nachlesen:

viewtopic.php?f=25&t=3629&hilit=Ganoderma

Ein Riesenthread, der aber äußerst spannend und lehrreich ist. Vielleicht meldet sich ja noch jemand zu deiner Anfrage.

Gruß
Harry

Re: Ein Porling aus dem Boden?

Verfasst: So 9. Jan 2011, 18:54
von kurtjegle
Hallo dieser

Glänzt die Oberfläche deines Pilzes, weil sie regennass ist, oder ist es der natürliche Glanz?
Weisst du, ob er ein- oder mehrjährig ist?

Gruss
Kurt

Re: Ein Porling aus dem Boden?

Verfasst: Mo 10. Jan 2011, 07:34
von dieser
Heute Nachmittag werde ich noch einmal mit Metermaß nachsehen und Fotos machen.

Ein paar Meter von Pilz entfernt steht der Stumpf einer schon seit Jahren toten Linde (?).

Gestern war der Pilz nass, wenn das Wetter hält was der Wetterbericht verspricht bleibt es heute trocken.

Keine Ahnung wie langer der Ganoderma schon an dieser Stelle steht, der Hang wird zwei mal im Jahr mit der Sense gemäht, ansonsten verirrt sich kein Mensch an diese Stelle.

Mit bestem Dank erst einmal, ich bleib dran

Nenn schönen Tag wünscht
dieser

Re: Ein Porling aus dem Boden?

Verfasst: Mo 10. Jan 2011, 19:11
von Gerd †
Hallo dieser,
dieser hat geschrieben: Aber was ist das?

Wächst ein Feuerschwamm aus dem Boden an Abhang 1,5 Meter unter einem Holunderbusch, oder ist es ein Glänzender Lackporling (Ganoderma lucidum), bzw. Ochsenzunge (Fistulina hepatica) im Winter? :spr:

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- "Feuerschwamm" (Phellinus spec.) und "Ochsenzunge" (Fistulina hepatica) kann man m.E. völlig ausschließen.

- Mit "Lackporling" (Ganoderma spec.) liegst du m.E. dagegen völlig richtig. Auf die Schwierigkeit einer Art-Bestimmung hat Harry bereits hingewiesen.

---> Ich behaupte dennoch "frech", dass es sich um eine Art mit harziger Huthaut (beachte die glänzende, nicht matte Hutoberfläche!!!) handelt:

- Und ich wiederhole, was ich in einem Beitrag der von Harry erwähnten Ganoderma-Diskussion geschrieben habe:
Gerd hat geschrieben: Um sinnvoll einengen zu können, schlage ich vor zuerst einmal folgende Frage zu klären:

- Enthält die Hutkruste "Harz" oder "kein Harz"??? Dies kann leicht durch den "Streichholz-Test" überprüft werden:
---> Krustige, harte Huthaut mit "Streichholz- oder Feuerzeug-Flamme erhitze. Wenn die Huthaut wie "Plastik" brodelt enthält sie Harz, sonst (da kokelt sie nur) nicht.

In der BRD kommen nicht viele Ganoderma-Arten vor, die sich grob wie folgt gruppieren lassen:

(1) Huthaut "ohne" Harz, mehrjährig

- Ganoderma applanatum = G. lipsiense (Flacher Lackporling)
---> Substrate: Laubholz (Hauptsubstrat ist Buche) mit sehr beachtlich breitem Spektrum, seltener an Nadelholz.

- Ganoderma australe = G. adspersum (Wulstiger Lackporling)
---> Substrate: Vorzugsweise Eiche, Linde und Buche, jedoch mit großem Wirtsspektrum.

(1*) Huthaut mit Harz ---> (2)

(2) Huthaut mit Harz; Fruchtkörper pileat (konsolen bildend); mehrjährig

- Ganoderma pfeifferi (Kupferroter Lackporling); mehrjährig

- Ganoderma resinaceum (Harziger Lackporling); einjährig
---> Die Literaturangaben sind nicht einheitlich. Vergl. PdS (mehrjährig); BW-Atlas (einjährig) und SPR 18(1):4-6 (berichtet über 2-jähriges Aussetzen der Fruktifikation)


(2*) Huthaut mit Harz; Fruchtkörper mit zentralem oder lateralem Stiel; einjährig

- Ganoderma carnosum = G. atkinsonii (dunkler Lachporling)

- Ganoderma lucidum (Glänzender Lackporling)

- Ganoderma valesiacum, m.W. in Europa, nicht aber in der BRD nachgewiesen.
-Hmm, du bist am Zug weitere Details zu deinem Fund zu liefern.

Grüße
Gerd

Re: Ein Porling aus dem Boden?

Verfasst: Di 11. Jan 2011, 18:25
von dieser
So ich war gestern und heute am Pilz. Gestern war es leider schon zu dunkel um Fotos machen zu können, aber heute…

Zwischen diesem alten Baumstamm und dem Holunder steht er.
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Unten in der Bildmitte ist er zu sehen.
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Wieder unten Bildmitte.
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Die dem Hügel zugewante Seite ist deutlich härter.
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Die trockenen, nicht glänzenden und besonders die schwarze Stelle (vorne Mitte) sind von "Kokelversuch".
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Die Huthaut brodelt beim erhitzen nicht! Was allerdings passiert: Der Pilz trocknet und verliert seinen Glanz.

Haptik: Die Huthaut hinten ist deutlich härter als die Huthaut vorne, an beiden Stellen ist die Druck ein Knacken zu hören. Die Hutunterseite verfärbt sich bei leichtem Druck hellbraun. Insgesamt fühlt sich der Fruchtkörper holzig/korkig an.

Ich habe versucht den Stiel des Pilzes zu ertasten, kam aber nur zu einer Verjüngung, die sich nicht als Stiel bezeichnen würde, kann aber gut sein, dass sich der selbige noch dahinter verbirgt. Der Fruchtkörper ist 9 cm breit und ich kann ihn 11 cm in der Tiefe ertasten.

Der Pilz wächst auf dem Hofgut Fleckenbühl an einem Nordhang, ca. 225m ü NN der Sonne abgewandten Seite etwa 2m unter der Kuppe, nach unten versetzt zwischen Holunder und einem alten Lindenstamm (?).

Bei allem was ich jetzt über Ganoderma weiß würde ich ihn G. applanatum nennen, oder?

Mit Dank und Gruß
Dieter

Re: Ein Porling aus dem Boden?

Verfasst: Do 13. Jan 2011, 16:44
von dieser
Ich habe nachgefragt, der tote Stamm ist von einer Linde. Aus dem totem Stamm wächst eine neue Linde raus.

Kann ich das Verfärben der Hutunterseite als alleiniges Bestimmungsmerkmal nehmen? Bis jetzt habe ich noch von keinem Baumpilz gelesen bei dem das auch zutrifft.

Wenn es ein mehrjähriger Ganoderma applanatum ist werde ich Ihn noch lange besuchen.

Vielen dank für die Hilfe.

Mit Grüßen
Dieter