Ein Porling aus dem Boden?

nicht eindeutig geklärte bzw. unbekannte Funde können hier gezeigt und besprochen werden. Forumsstart - 05.11.2007

Moderator: Harry

Benutzeravatar
dieser
erfahrener Poster
Beiträge: 119
Registriert: Mi 1. Dez 2010, 17:33
Kamera: Lumix FZ-150
Kontaktdaten:

Ein Porling aus dem Boden?

Ungelesener Beitrag von dieser »

Entdeckt habe ich dieses Wochenende einiges Neues. Goldgelber Zitterling, Geweihförmige Holzkeule und Kreisel Drüsling - dach zuerst das sind die gesuchten Judasohren. Diese Pilze kann ich recht sicher bestimmen.

Aber was ist das?

Wächst ein Feuerschwamm aus dem Boden an Abhang 1,5 Meter unter einem Holunderbusch, oder ist es ein Glänzender Lackporling (Ganoderma lucidum), bzw. Ochsenzunge (Fistulina hepatica) im Winter? :spr:

Bild
Bild
Bild
Bild

Für Tipps bin ich dankbar, ich kann auch morgen noch einmal zu diesem Pilz gehen, er wächst auf unserem schönen Gelände.

Nenn schönen Sonntag wünscht

dieser
Bist du auch dabei?

Kurs "Pflanzenparasitische Kleinpilze" in Fleckenbühl, 2019

Antonius behüt' ;)
Benutzeravatar
Harry
Administrator
Beiträge: 4714
Registriert: Mi 22. Dez 2004, 09:37
Kamera: Nikon D500
Nikon Z5
Olympus Tough TG-6
Pilzverein: Pilzfreunde Saar - Pfalz e.V.
Wohnort: Bexbach - Saarland
Kontaktdaten:

Re: Ein Porling aus dem Boden?

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo dieser,

ich denke nicht das es sich bei deinem Pilz um Fistulina hepatica handelt. Für mich kommt da eher schon ein Vertreter aus der Gattung Ganoderma in Frage. Und da Ganoderma immer mit Holz in Verbindung steht muss da im Boden ein größeres Stück vergraben sein. Nur welches? Kannst du da Angaben machen?

Wie problematisch eine Ganoderma - Bestimmung sein kann, kannst du hier nachlesen:

viewtopic.php?f=25&t=3629&hilit=Ganoderma

Ein Riesenthread, der aber äußerst spannend und lehrreich ist. Vielleicht meldet sich ja noch jemand zu deiner Anfrage.

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
kurtjegle
treues Mitglied
Beiträge: 488
Registriert: Mo 13. Jul 2009, 17:21

Re: Ein Porling aus dem Boden?

Ungelesener Beitrag von kurtjegle »

Hallo dieser

Glänzt die Oberfläche deines Pilzes, weil sie regennass ist, oder ist es der natürliche Glanz?
Weisst du, ob er ein- oder mehrjährig ist?

Gruss
Kurt
Benutzeravatar
dieser
erfahrener Poster
Beiträge: 119
Registriert: Mi 1. Dez 2010, 17:33
Kamera: Lumix FZ-150
Kontaktdaten:

Re: Ein Porling aus dem Boden?

Ungelesener Beitrag von dieser »

Heute Nachmittag werde ich noch einmal mit Metermaß nachsehen und Fotos machen.

Ein paar Meter von Pilz entfernt steht der Stumpf einer schon seit Jahren toten Linde (?).

Gestern war der Pilz nass, wenn das Wetter hält was der Wetterbericht verspricht bleibt es heute trocken.

Keine Ahnung wie langer der Ganoderma schon an dieser Stelle steht, der Hang wird zwei mal im Jahr mit der Sense gemäht, ansonsten verirrt sich kein Mensch an diese Stelle.

Mit bestem Dank erst einmal, ich bleib dran

Nenn schönen Tag wünscht
dieser
Bist du auch dabei?

Kurs "Pflanzenparasitische Kleinpilze" in Fleckenbühl, 2019

Antonius behüt' ;)
Benutzeravatar
Gerd †
Forums Gott
Beiträge: 1831
Registriert: Fr 31. Dez 2004, 19:34
Wohnort: Alb-Donau-Kreis

Re: Ein Porling aus dem Boden?

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo dieser,
dieser hat geschrieben: Aber was ist das?

Wächst ein Feuerschwamm aus dem Boden an Abhang 1,5 Meter unter einem Holunderbusch, oder ist es ein Glänzender Lackporling (Ganoderma lucidum), bzw. Ochsenzunge (Fistulina hepatica) im Winter? :spr:

Bild
Bild
Bild
Bild
- "Feuerschwamm" (Phellinus spec.) und "Ochsenzunge" (Fistulina hepatica) kann man m.E. völlig ausschließen.

- Mit "Lackporling" (Ganoderma spec.) liegst du m.E. dagegen völlig richtig. Auf die Schwierigkeit einer Art-Bestimmung hat Harry bereits hingewiesen.

---> Ich behaupte dennoch "frech", dass es sich um eine Art mit harziger Huthaut (beachte die glänzende, nicht matte Hutoberfläche!!!) handelt:

- Und ich wiederhole, was ich in einem Beitrag der von Harry erwähnten Ganoderma-Diskussion geschrieben habe:
Gerd hat geschrieben: Um sinnvoll einengen zu können, schlage ich vor zuerst einmal folgende Frage zu klären:

- Enthält die Hutkruste "Harz" oder "kein Harz"??? Dies kann leicht durch den "Streichholz-Test" überprüft werden:
---> Krustige, harte Huthaut mit "Streichholz- oder Feuerzeug-Flamme erhitze. Wenn die Huthaut wie "Plastik" brodelt enthält sie Harz, sonst (da kokelt sie nur) nicht.

In der BRD kommen nicht viele Ganoderma-Arten vor, die sich grob wie folgt gruppieren lassen:

(1) Huthaut "ohne" Harz, mehrjährig

- Ganoderma applanatum = G. lipsiense (Flacher Lackporling)
---> Substrate: Laubholz (Hauptsubstrat ist Buche) mit sehr beachtlich breitem Spektrum, seltener an Nadelholz.

- Ganoderma australe = G. adspersum (Wulstiger Lackporling)
---> Substrate: Vorzugsweise Eiche, Linde und Buche, jedoch mit großem Wirtsspektrum.

(1*) Huthaut mit Harz ---> (2)

(2) Huthaut mit Harz; Fruchtkörper pileat (konsolen bildend); mehrjährig

- Ganoderma pfeifferi (Kupferroter Lackporling); mehrjährig

- Ganoderma resinaceum (Harziger Lackporling); einjährig
---> Die Literaturangaben sind nicht einheitlich. Vergl. PdS (mehrjährig); BW-Atlas (einjährig) und SPR 18(1):4-6 (berichtet über 2-jähriges Aussetzen der Fruktifikation)


(2*) Huthaut mit Harz; Fruchtkörper mit zentralem oder lateralem Stiel; einjährig

- Ganoderma carnosum = G. atkinsonii (dunkler Lachporling)

- Ganoderma lucidum (Glänzender Lackporling)

- Ganoderma valesiacum, m.W. in Europa, nicht aber in der BRD nachgewiesen.
-Hmm, du bist am Zug weitere Details zu deinem Fund zu liefern.

Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Benutzeravatar
dieser
erfahrener Poster
Beiträge: 119
Registriert: Mi 1. Dez 2010, 17:33
Kamera: Lumix FZ-150
Kontaktdaten:

Re: Ein Porling aus dem Boden?

Ungelesener Beitrag von dieser »

So ich war gestern und heute am Pilz. Gestern war es leider schon zu dunkel um Fotos machen zu können, aber heute…

Zwischen diesem alten Baumstamm und dem Holunder steht er.
Bild

Unten in der Bildmitte ist er zu sehen.
Bild

Wieder unten Bildmitte.
Bild

Die dem Hügel zugewante Seite ist deutlich härter.
Bild

Die trockenen, nicht glänzenden und besonders die schwarze Stelle (vorne Mitte) sind von "Kokelversuch".
Bild

Die Huthaut brodelt beim erhitzen nicht! Was allerdings passiert: Der Pilz trocknet und verliert seinen Glanz.

Haptik: Die Huthaut hinten ist deutlich härter als die Huthaut vorne, an beiden Stellen ist die Druck ein Knacken zu hören. Die Hutunterseite verfärbt sich bei leichtem Druck hellbraun. Insgesamt fühlt sich der Fruchtkörper holzig/korkig an.

Ich habe versucht den Stiel des Pilzes zu ertasten, kam aber nur zu einer Verjüngung, die sich nicht als Stiel bezeichnen würde, kann aber gut sein, dass sich der selbige noch dahinter verbirgt. Der Fruchtkörper ist 9 cm breit und ich kann ihn 11 cm in der Tiefe ertasten.

Der Pilz wächst auf dem Hofgut Fleckenbühl an einem Nordhang, ca. 225m ü NN der Sonne abgewandten Seite etwa 2m unter der Kuppe, nach unten versetzt zwischen Holunder und einem alten Lindenstamm (?).

Bei allem was ich jetzt über Ganoderma weiß würde ich ihn G. applanatum nennen, oder?

Mit Dank und Gruß
Dieter
Bist du auch dabei?

Kurs "Pflanzenparasitische Kleinpilze" in Fleckenbühl, 2019

Antonius behüt' ;)
Benutzeravatar
dieser
erfahrener Poster
Beiträge: 119
Registriert: Mi 1. Dez 2010, 17:33
Kamera: Lumix FZ-150
Kontaktdaten:

Re: Ein Porling aus dem Boden?

Ungelesener Beitrag von dieser »

Ich habe nachgefragt, der tote Stamm ist von einer Linde. Aus dem totem Stamm wächst eine neue Linde raus.

Kann ich das Verfärben der Hutunterseite als alleiniges Bestimmungsmerkmal nehmen? Bis jetzt habe ich noch von keinem Baumpilz gelesen bei dem das auch zutrifft.

Wenn es ein mehrjähriger Ganoderma applanatum ist werde ich Ihn noch lange besuchen.

Vielen dank für die Hilfe.

Mit Grüßen
Dieter
Bist du auch dabei?

Kurs "Pflanzenparasitische Kleinpilze" in Fleckenbühl, 2019

Antonius behüt' ;)
Antworten