Prolifikation bei Semmel-Stoppelpilz?
Prolifikation bei Semmel-Stoppelpilz?
Hallo Pilzfreunde!
Heuer war es Ende September bei uns ziemlich trocken und dementsprechend mager war auch die Ausbeute! Immer wieder traf ich auf dunkelgelbe, ausgetrocknete Eierschwammerl und an solche dachte ich auch zuerst von Weitem!
Aber dann das: Ich habe so etwas nocht nicht gesehen. Tippe auf einen Rotgelben Semmel-Stoppelpilz (Hydnum repandum var. rufescens) mit Pilzbefall.
Wer kann mir mehr darüber sagen?
Servus
Fedi
Nachtrag:
Tippfehler in der Titelzeile korrigiert
Gerd
Heuer war es Ende September bei uns ziemlich trocken und dementsprechend mager war auch die Ausbeute! Immer wieder traf ich auf dunkelgelbe, ausgetrocknete Eierschwammerl und an solche dachte ich auch zuerst von Weitem!
Aber dann das: Ich habe so etwas nocht nicht gesehen. Tippe auf einen Rotgelben Semmel-Stoppelpilz (Hydnum repandum var. rufescens) mit Pilzbefall.
Wer kann mir mehr darüber sagen?
Servus
Fedi
Nachtrag:
Tippfehler in der Titelzeile korrigiert
Gerd
- caro
- erfahrener Poster
- Beiträge: 157
- Registriert: Mi 1. Dez 2010, 07:55
- Wohnort: Kreis Herzogtum Lauenburg, Schleswig-Holstein
Re: Prolifikation bei Semel-Stoppelpilz?
Hallo Fedi,
und Gerd!
Bei uns sahen die Semmelstoppeln recht häufig so aus.
Ich dachte das wär normal..
LG Caro
und Gerd!
Bei uns sahen die Semmelstoppeln recht häufig so aus.
Ich dachte das wär normal..
LG Caro
-----------------------------------------------
Das Leben ist Veränderung!!!!
Re: Prolifikation bei Semel-Stoppelpilz?
Hallo Fedi,
das ist keine Pilzbefall, sondern einfach nur Verwachsungen, wie sie manchmal eben vorkommen.
Obs H. rufescens ist müsste man mikroskopisch nachprüfen, es könnte evtl. auch H. ellipsosporum sein.
Gruß Harald
das ist keine Pilzbefall, sondern einfach nur Verwachsungen, wie sie manchmal eben vorkommen.
Obs H. rufescens ist müsste man mikroskopisch nachprüfen, es könnte evtl. auch H. ellipsosporum sein.
Gruß Harald
Pilzberatung gibt es nur vor Ort beim Pilzberater. Keine Beratung per Internet oder Telefon! Bilderbestimmung ist keine Essfreigabe!
Re: Prolifikation bei Semel-Stoppelpilz?
Danke für die raschen Rückmeldungen!
Also es sind Verwachsungen (Bildungsabweichungen) genetischen!? Ursprungs, die immer wieder einmal an Pilzen vorkommen.
Und offensichtlich nicht einmal selten sind.
Was mich noch interessieren würde:
1) Kommt das bei allen Pilzarten vor, oder sind manche öfters davon betroffen?
2) Ist das eine Folge der Trockenheit, oder hat das andere Gründe?
Servus
Fedi
Also es sind Verwachsungen (Bildungsabweichungen) genetischen!? Ursprungs, die immer wieder einmal an Pilzen vorkommen.
Und offensichtlich nicht einmal selten sind.
Was mich noch interessieren würde:
1) Kommt das bei allen Pilzarten vor, oder sind manche öfters davon betroffen?
2) Ist das eine Folge der Trockenheit, oder hat das andere Gründe?
Servus
Fedi
Re: Prolifikation bei Semel-Stoppelpilz?
Hallo Fedi,
herzlichen Dank für's Zeigen dieser „Bildungsabweichungen“ („missgebildete Fruchtkörper“), die du völlig korrekt der Schublade „Prolifikation“ (*) zugeordnet hast.
(*) [5] nennt diese Bildungsabweichung „Proliferation“, weist aber darauf hin, das in der Mykologie meist der Begriff „Prolifikation“ bevorzugt wird.------------------------------------------
- Und nun fasse ich einmal ein paar Hintergrundinformationen über diesen "Missbildungs-Typ" zusammen:
[1] bezeichnet die gezeigte Missbildung als Prolifikation; ein deutscher Name wird nicht angegeben.:
-Man versteht darunter +-exzessive Bildungen von Hymenophoren bei Hutpilzen, die sich als lappig-gekräuselte Aufgliederungen des Hutrandes („pleuroide“ Prolifikation“), als Bildung von Lamellen, Stacheln, Röhren auf dem Hutscheitel („inverse“ Prolifikation) oder im Extremfall als Überwachsung der gesamten Hutoberfläche mit einem aus gekräuselten Lamellen bestehenden oder wabenartigen Hymenophor („morchelloide“ Prolifikation) bemerkbar machen.
- Bei dem Extremfall "morchelloide Form" wird die gesamte Hutoberfläche von mannigfach deformierten Hymenophoren überzogen. Die Lamellen sind oft wabenartig vernetzt, der Hut ist so weit nach unten gebogen, dass er eine Kugelform annimmt und sein Rand den Stiel berührt. Diese Art der Missbildung wurde häufig insbesondere bei Laccaria spec. beobachtet. [1] zeigt noch ein Bild von BOUDIER (1890) einer „modchelloiden „Telamonia scutulatus“.
- [1] vermerkt, dass die o.g. genannten Prolifikations-Typen (invers, pleurotoid, morchelloid) allem Anschein nach nicht prinzipiell verschieden sind und mancherlei Zwischenformen vorkommen.
---> Wenn ich deinen Fruchtkörper korrekt beurteile, handelt sich eine ausgeprägt massive „inverse“ Prolfikation.
--------
[/b]Über die Ursache herrscht Unklarheit:[/b]
[1] diskutiert folgende Ursachen:
(1) Gendefekt durch „Virenbefall(!?)
- Dieser Ursache liegt nahe, wenn im Labor bei bestimmten Myzelien oder Kulturstämmen jahrelang eine „Prolifikation“ beobachtet wurde.
---> Auf einen Standort im Feld projeziert, sollte man dann m.E. aber über Jahre hinweg an dieser Stelle gehäuft derartig missgebildete Fruchtkörper vorfinden.
(2) Witterungseinflüsse
- Z.B. plötzlich einsetzende Regenfälle im Spätherbst, die eine randliche Wiederbelebung des Wachstums bereits vorhandener Fruchtkörper auslösen.
---> Dazu habe ich etwas in meiner Literatur gefunden:
[3] zeigt eine "morchelloide Prolifikation" eines Fruchtkörpers, der sich nach mikroskopischer Bestimmung als Violetter Lacktrichterlings (Laccaria amethistrina) entpuppte. Er berichtet über seinen Versuch, diesen Fruchtkörper über Nacht für A. Bollmann zu retten und legte den Fruchtkörper "auf feuchtem Papier in einer Plastikdose in den Kühlschrank".
---> Doch oh Wunder: Der Fruchtkörper hatte sich über Nacht zu einem "+-normalen Lacktrichterling" umentwickelt. Dies würde die These stützen, dass auch Umwelteinflüsse eine derartige Missbildung verursachen können.
Mein Fazit:
- Als „Feldmykologe“ kann ich zur Ursachenforschung nichts beitragen und erfreue mich einfach an „Profilikationen“ von denen in diesem Unterforum bereits eine ganze Reihe gezeigt wurden, u.A.:
Semmel-Stoppelpilz
Dachpilz
Marone
Pfifferling
Rettich-Helmling, „morchelloid“
Trompetenschnitzling“morchelloid“
------------------------
Jetzt bleibt noch zu klären, welche Art das ist:
- Ganz sicher (*) kein "Semmel-Stoppelpilz" (Hydnum repandum ss. str.)
[*) Beachte "Verhältnis Hutdurchmesser/Stiellänge", "Stachelform, -abstand", "fehlendes Herablaufen der Stacheln am Stiel".
- Ein Blick in's "Scharfe Auge" (Mikroskop) würde schnell klären, ob es sich um "Hydnum rufescens" oder "Hydnum ellipsosporum" handelt.
---> Ansonsten würde uns die beantwortung folgender Fragen "spekulativ" weiterhelfen:
(1) Max. Hutdurchmesser der Fruchtkörper in der Umgebung,
(2) Ist der Boden "sauer und nährstoffarm"?
Literatur:
[1] (ID-05008): Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62
[2] (ID-00144): Krieglsteiner G. J. (1996): Bildungsabweichungen oder eigenständige Taxa ?, Beihefte zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas X
[3] (ID-04837): Staudt E. (2000): Voll daneben; Südwestdeutsche Pilzrundschau 36(2): 42-43
[4] (ID-06369]: Geiter R. (1997): Ungewöhnliche Bildungsabweichungen an Pilzen; Tintling 4:20-21
[5] (2001): H. Dörfelt/G. Jeschke (2001): Wörterbuch der Mycologfie; 2. Auflage; Spektrum
herzlichen Dank für's Zeigen dieser „Bildungsabweichungen“ („missgebildete Fruchtkörper“), die du völlig korrekt der Schublade „Prolifikation“ (*) zugeordnet hast.
(*) [5] nennt diese Bildungsabweichung „Proliferation“, weist aber darauf hin, das in der Mykologie meist der Begriff „Prolifikation“ bevorzugt wird.------------------------------------------
- Und nun fasse ich einmal ein paar Hintergrundinformationen über diesen "Missbildungs-Typ" zusammen:
[1] bezeichnet die gezeigte Missbildung als Prolifikation; ein deutscher Name wird nicht angegeben.:
-Man versteht darunter +-exzessive Bildungen von Hymenophoren bei Hutpilzen, die sich als lappig-gekräuselte Aufgliederungen des Hutrandes („pleuroide“ Prolifikation“), als Bildung von Lamellen, Stacheln, Röhren auf dem Hutscheitel („inverse“ Prolifikation) oder im Extremfall als Überwachsung der gesamten Hutoberfläche mit einem aus gekräuselten Lamellen bestehenden oder wabenartigen Hymenophor („morchelloide“ Prolifikation) bemerkbar machen.
- Bei dem Extremfall "morchelloide Form" wird die gesamte Hutoberfläche von mannigfach deformierten Hymenophoren überzogen. Die Lamellen sind oft wabenartig vernetzt, der Hut ist so weit nach unten gebogen, dass er eine Kugelform annimmt und sein Rand den Stiel berührt. Diese Art der Missbildung wurde häufig insbesondere bei Laccaria spec. beobachtet. [1] zeigt noch ein Bild von BOUDIER (1890) einer „modchelloiden „Telamonia scutulatus“.
- [1] vermerkt, dass die o.g. genannten Prolifikations-Typen (invers, pleurotoid, morchelloid) allem Anschein nach nicht prinzipiell verschieden sind und mancherlei Zwischenformen vorkommen.
---> Wenn ich deinen Fruchtkörper korrekt beurteile, handelt sich eine ausgeprägt massive „inverse“ Prolfikation.
--------
[/b]Über die Ursache herrscht Unklarheit:[/b]
[1] diskutiert folgende Ursachen:
(1) Gendefekt durch „Virenbefall(!?)
- Dieser Ursache liegt nahe, wenn im Labor bei bestimmten Myzelien oder Kulturstämmen jahrelang eine „Prolifikation“ beobachtet wurde.
---> Auf einen Standort im Feld projeziert, sollte man dann m.E. aber über Jahre hinweg an dieser Stelle gehäuft derartig missgebildete Fruchtkörper vorfinden.
(2) Witterungseinflüsse
- Z.B. plötzlich einsetzende Regenfälle im Spätherbst, die eine randliche Wiederbelebung des Wachstums bereits vorhandener Fruchtkörper auslösen.
---> Dazu habe ich etwas in meiner Literatur gefunden:
[3] zeigt eine "morchelloide Prolifikation" eines Fruchtkörpers, der sich nach mikroskopischer Bestimmung als Violetter Lacktrichterlings (Laccaria amethistrina) entpuppte. Er berichtet über seinen Versuch, diesen Fruchtkörper über Nacht für A. Bollmann zu retten und legte den Fruchtkörper "auf feuchtem Papier in einer Plastikdose in den Kühlschrank".
---> Doch oh Wunder: Der Fruchtkörper hatte sich über Nacht zu einem "+-normalen Lacktrichterling" umentwickelt. Dies würde die These stützen, dass auch Umwelteinflüsse eine derartige Missbildung verursachen können.
Mein Fazit:
- Als „Feldmykologe“ kann ich zur Ursachenforschung nichts beitragen und erfreue mich einfach an „Profilikationen“ von denen in diesem Unterforum bereits eine ganze Reihe gezeigt wurden, u.A.:
Semmel-Stoppelpilz
Dachpilz
Marone
Pfifferling
Rettich-Helmling, „morchelloid“
Trompetenschnitzling“morchelloid“
------------------------
Jetzt bleibt noch zu klären, welche Art das ist:
- Ganz sicher (*) kein "Semmel-Stoppelpilz" (Hydnum repandum ss. str.)
[*) Beachte "Verhältnis Hutdurchmesser/Stiellänge", "Stachelform, -abstand", "fehlendes Herablaufen der Stacheln am Stiel".
- Ein Blick in's "Scharfe Auge" (Mikroskop) würde schnell klären, ob es sich um "Hydnum rufescens" oder "Hydnum ellipsosporum" handelt.
---> Ansonsten würde uns die beantwortung folgender Fragen "spekulativ" weiterhelfen:
(1) Max. Hutdurchmesser der Fruchtkörper in der Umgebung,
(2) Ist der Boden "sauer und nährstoffarm"?
Literatur:
[1] (ID-05008): Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62
[2] (ID-00144): Krieglsteiner G. J. (1996): Bildungsabweichungen oder eigenständige Taxa ?, Beihefte zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas X
[3] (ID-04837): Staudt E. (2000): Voll daneben; Südwestdeutsche Pilzrundschau 36(2): 42-43
[4] (ID-06369]: Geiter R. (1997): Ungewöhnliche Bildungsabweichungen an Pilzen; Tintling 4:20-21
[5] (2001): H. Dörfelt/G. Jeschke (2001): Wörterbuch der Mycologfie; 2. Auflage; Spektrum
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Re: Prolifikation bei Semel-Stoppelpilz?
Hallo Caro,
Grüße
Gerd
- Hast du zufällig "Bilder" davon geknipst?caro hat geschrieben: Bei uns sahen die Semmelstoppeln recht häufig so aus.
Ich dachte das wär normal..
Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Re: Prolifikation bei Semel-Stoppelpilz?
Hallo Harald,
- Bei der Art scheint mir "allerdings spekulativ" (beachte Hutdurchmesser, Vertiefung in der Hutmitte) "H. ellipsosporum" am Wahrscheinlichsten.
- Richtig, es ist kein "Pilzbefall"zuehli hat geschrieben: das ist keine Pilzbefall, sondern einfach nur Verwachsungen, wie sie manchmal eben vorkommen.
Obs H. rufescens ist müsste man mikroskopisch nachprüfen, es könnte evtl. auch H. ellipsosporum sein.
- Bei der Art scheint mir "allerdings spekulativ" (beachte Hutdurchmesser, Vertiefung in der Hutmitte) "H. ellipsosporum" am Wahrscheinlichsten.
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
Re: Prolifikation bei Semel-Stoppelpilz?
Hallo Fedi,
- Ich würde diesen Typ von "Bildungsabweichung" eher als "selten" und "morchelloide Missbildungen" sogar als "sehr selten" bezeichnen.
- Laccaria (Lacktrichterlinge), Clitocybe (Trichterlinge), Marasmius (Schwindlinge), Volvariella (Scheidlinge), Hebeloma (Fälblinge), Kuehneromyces (Stockschwämmchen), Cortinarius (Haarschleierlinge), Psilocybe (Kahlköpfe), Russula (Täublinge), Collybia s.lat. (Rüblinge).
---> Diese Liste ist nicht vollständig, wie man an den bereits gezeigten Bildern (z.B. Pfifferling, Stoppelpilz und Marone sehen kann.
(2) Es gibt eine Reihe von Gründen, auf die ich bereits eingegangen bin.
Grüße
Gerd
- Das Wort "Prolifikation" wird abgeleitet von "lat. proles = "Nachwuchs", "Sprößling". Insofern dürfte "Zell-Regenerierung" oder "Wucherung" den Sachverhalt verm. besser treffen.Fedi hat geschrieben: Also es sind Verwachsungen (Bildungsabweichungen) genetischen!? Ursprungs, die immer wieder einmal an Pilzen vorkommen.
Und offensichtlich nicht einmal selten sind.
- Ich würde diesen Typ von "Bildungsabweichung" eher als "selten" und "morchelloide Missbildungen" sogar als "sehr selten" bezeichnen.
(1) [1] zitiert folgende Gattungen, bei denen "Prolifikationen" beobachtet wurden:Fedi hat geschrieben: Was mich noch interessieren würde:
1) Kommt das bei allen Pilzarten vor, oder sind manche öfters davon betroffen?
2) Ist das eine Folge der Trockenheit, oder hat das andere Gründe?
- Laccaria (Lacktrichterlinge), Clitocybe (Trichterlinge), Marasmius (Schwindlinge), Volvariella (Scheidlinge), Hebeloma (Fälblinge), Kuehneromyces (Stockschwämmchen), Cortinarius (Haarschleierlinge), Psilocybe (Kahlköpfe), Russula (Täublinge), Collybia s.lat. (Rüblinge).
---> Diese Liste ist nicht vollständig, wie man an den bereits gezeigten Bildern (z.B. Pfifferling, Stoppelpilz und Marone sehen kann.
(2) Es gibt eine Reihe von Gründen, auf die ich bereits eingegangen bin.
Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.