Vier auf eine Streich

nicht eindeutig geklärte bzw. unbekannte Funde können hier gezeigt und besprochen werden. Forumsstart - 05.11.2007

Moderator: Harry

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Vier auf eine Streich

Ungelesener Beitrag von dieser »

Hallo miteinander,
heute habe ich im Brugwald vier auf eine Streich gefunden.
Das Substrat ist eine Buche, noch nicht all zu lange gefällt, im Mischwald (hauptsächlich Buche, Eiche, Kiefer und Fichte).
Ich versuche einfach einmal den Vieren einen Namen zu geben, bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege. Auch habe ich die Pilze noch Zuhause, kann also gerne weitere Details in Erfahrung bringen (außer Mikroskopie). :(

Der Baumstamm
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1. Borstenscheibling ?
2 cm breit 1 cm vom Substrat abstehend
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2. Schichtpilz?
1,5 cm breit, Fruchtkörper hängt an einem kleinen Stiel (?) am Ast runter
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3. (Warziger) Drüsling?
Durchmesser 0,2 bis 1,0 cm
sehr kleine Drüsenwarzen, wenn das die kleinen Kraterchen sind
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4. Rötliche Kohlbeere
Durchmesser bis 3 mm
Fruchtkörper fest hart und nur schwer von Substrat zu lösen
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Noch einmal, alle Viere
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Besten Dank und ein schönes Wochenende
Dieter
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Antonius behüt' ;)
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Schwammjäger
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Re: Vier auf eine Streich

Ungelesener Beitrag von Schwammjäger »

Hallo Dieter,

das ist ja ein nettes mixtum compositum das du zeigst.
Ich habe mir deine Bilder eine Weile angesehen und es knirscht etwas in meinem Oberstübchen. Nicht weil die Schwammerl jetzt so schwierig wären, sondern weil mir die Artzusammensetzung an dem von dir angegeben Buchenstamm ungewöhnlich vorkommt. Aber der Reihe nach.

Bei deinem ersten Pilz handelt es wahrscheinlich nicht um einen Borstenscheibling (Gattung Hymenochaete), sondern viel wahrscheinlicher um den Zottigen Eichen-Schichtpilz (Stereum gausapatum). Lass dich vom deutschen Namen nicht täuschen, denn die Art kommt hin und wieder auch an verschiedenen anderen Laubhölzern vor. In Eichenwäldern wo die Art mitunter sehr häufig ist, springt er gerne mal auf andere Laubhölzer über.

Bei deinem zweiten Pilz handelt es sich leider nicht um einen Schichtpilz (Gattung Stereum), sondern mit sehr hoher wahrscheinlichkeit um den
Krausen Adernzähling (Plicatura crispa, Syn.: Plicaturopsis crispa), der auch als Buchen-Adernzähling in den Buchern steht. Er hat die höchste Zuneigung (Affinität) zur Buche, kommt jedoch regelmäßig an verschiedenen andreren Laubhölzern vor.

Bei deinem dritten Pilz stimme ich dir zu dass es sich um einen Drüsling (Gattung Exidia) handelt. Die Fruchtkörperentwicklung ist noch sehr am Anfang und daher möchte ich mich nicht weiter festlegen ob es sich um den Stoppeligen Drüsling (E. glandulosa (Bull. ex. St. Amans) Fr.) oder den Warzigen Drüsling (E. plana) handelt. Ich tendiere zum Stoppeligen Drüsling, aber ich kann mich täuschen.

Dein vierter Pilz ist für mich das Problem, da er nicht so recht in das Arrangement passt. Es ist sicher eine Kohlenbeerenart (Gattung Hypoxylon) - keine Frage. Aber es ist für mich nicht die an Buche vorkommende Rötliche Kohlenbeere wie in deinem Beitrag mit dem Spaltblättling. Diese sieht für mich klar in Richtung Rotbraune Kohlenbeere (H. fuscum) oder die Zimtbraune Kohlenbeere (H. howeianum). Diese beiden Arten kommen aber eigentlich an Hasel und Erle vor. Evtl. mal an anderen Laubhölzern. Aber an Buche ??
Bist du dir mit der Buche als Substrat sicher ?
Bist du sicher dass die abgebildete Kohlenbeerenart von dem gleichen Stamm ist ?

Ich bin gespannt wass die anderen hier dazu meinen.

Viele Grüße und Danke für deinen interessanten Beitrag.
Peter
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Re: Vier auf eine Streich

Ungelesener Beitrag von dieser »

Hallo Peter,
das ging ja schnell.
Meiner Trefferquote nach ist das mit der Buche nicht mehr so sicher, aber mir fällt nichts anderes ein das in diesem Stück Wald mit glatter Rinde wächst. Doch sieh selber:

Der Stamm wie ich ihn fand, leider regnete es, so dass ich nicht in Ruhe fotografieren konnte.

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Jetzt habe ich mir natürlich verschiedene Rinden im Netz angesehen, aber wirklich weiter komme ich nicht. Die einzigen Baumrinden die noch in Frage kämen währen Grün-Erle und Rot-Eiche, aber beide Bäume habe ich natura nicht bewusst gesehen.

Dass das Wetter so schlecht war und ist ärgert mich, könnte ich doch so den Stamm besuchen und genauer schauen, apropos schauen – wie könnte ich denn das Substrat sicher bestimmen?

Vielen Dank für die bisherige Hilfe.

Grüße aus dem Schnee-Matsch-Burgwald
Dieter
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Antonius behüt' ;)
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Schwammjäger
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Re: Vier auf eine Streich

Ungelesener Beitrag von Schwammjäger »

Hallo Dieter,

das hat nichts mit deiner "Trefferquote" zu tun, oder damit dass ich deine Substratbestimmung anzweifele.
Für mich ist das eigentlich auch ein Buchenstamm. Die andeutungsweise zu sehenden Querstreifen auf dem Stamm sind auch ein Indiz dafür. Mir fällt auch nichts anderes dazu ein als das es ein Buchenstamm ist. Ein Bild mehr aus der Totalen heraus mit mehr "Wald" drumherum könnte einen besseren Eindruck vermitteln. Ansonsten kann man Hölzer auch mikroskopisch untersuchen und anhand bestimmter Merkmale und Merkmalskombinationen bestimmen. Im vorliegenden Fall aber sicher nicht notwendig.

Was ist also nun mit der Kohlenbeere ?
Also entweder liege ich mit meiner Deutung der Kohlenbeerenart daneben oder es kommt eben mal eine andere Kohlenbeerenart außer H. fragiforme an Buche vor. Ich bin nun kein Kohlenbeeren-Fachmann und vielleicht hat noch jemand eine Idee.
Nachdem ich in der gängigen Literatur keine Hinweise von H. fuscum / H. howeianum an Buche finden konnte, habe ich noch einen Blick in den Atlas der Pilze des Saarlandes Teil 2 S. 449 geworfen. Dort ist für H. fuscum ein Fund an Buche angeführt. Dagegen steht eine ca. 4000 (viertausend) mal höhere Affinität zu Hasel. H. howeianum ist nicht aufgeführt und vermutlich in H. fuscum subsumiert.

Die Lösung wäre einfach die Kohlenbeere und ggf. ein Stückchen des Holzstammes genauer zu untersuchen, was ich aber auf die Distanz nicht kann. Vielleicht bringt ja noch jemand eine Idee ein. Schaun wir mal.

Viele Grüße
Peter
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Julia
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Re: Vier auf eine Streich

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Ich hab ja quasi kaum Ahnung von Großpilzen, aber den Buchenstamm bestätige ich zu 100%.

lg Jule
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