Phytoparasit (?) an Salix caprea (oder eine der Hybriden)

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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rickenella
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Phytoparasit (?) an Salix caprea (oder eine der Hybriden)

Ungelesener Beitrag von rickenella »

Hallo,

am Rande eines Parkplatzes am Schwarzwasser in Johanngeorgenstadt, MTB 5542; 3,2 / 750m NN fielen mir diese orangenen Flecken auf den Blättern der o.g. Baumart auf ( Dank an Volker für die Bestimmung).
So etwas ähnlich ausschauendes meine ich schon mal an Blättern des Purgier-Kreuzdorn gesehen zu haben. Die Sporen zumindest erinnern mich ein wenig an den "Kronenrost" (?).
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Volker
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Re: Phytoparasit (?) an Salix caprea (oder eine der Hybriden

Ungelesener Beitrag von Volker »

Hi Peter

Schau mal bei Melampsora salicina ;).

Ciao Volker
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rickenella
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Re: Phytoparasit (?) an Salix caprea (oder eine der Hybriden

Ungelesener Beitrag von rickenella »

Volker hat geschrieben:Hi Peter
Schau mal bei Melampsora salicina ;).

Ciao Volker

Hallo Volker,

die Sporen in meiner 500-er Vergr. sind Aezien (?).
Und die "Keulen" bei der 1000-er Vergrößerung - Teleutosporen ? oder einfach nur Zellen.

VG Peter
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Gerd †
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Re: Phytoparasit (?) an Salix caprea (oder eine der Hybriden

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Peter,
rickenella hat geschrieben:
Volker hat geschrieben:
Schau mal bei Melampsora salicina ;).
die Sporen in meiner 500-er Vergr. sind Aezien (?).
Und die "Keulen" bei der 1000-er Vergrößerung - Teleutosporen ? oder einfach nur Zellen.
(1) Bei der Sammelart "Melampsora salicina" (Weidenrost) handelt es sich um einen "wirtswechselnden Rostpilz" mit "Weide" als "Dikaryontenwirt" und unbekanntem "Haplontenwirt".
---> Wenn der "Haplontenwirt" (Lärche, Tanne, Pfaffenhütchen, sowie diverse krautige Pflanzen aus verschiedenen Familien) bekannt ist, kann man weitere Arten oder Pathotypen unterscheiden.

(2) Deine Deutung bezüglich "Aezien" und "Teleutosporen" kann ich nicht nachvollziehen:

(a) "Aezien" (Sporentyp I) werden auf dem Haplontenwirt gebildet!
(b) "Teleutosporen" (Sporentyp III) werden erst im Herbst auf der Blattoberseite des "Dikaryontenwirt" gebildet.

(3) Ich deute die von dir gezeigten Sporen als "Uredosporen (Sommersporen)" (Sporentyp II; werden auf dem Dikaryontenwirt gebildet)

(4) :interessant ist noch, ---> und ich zitiere dazu [Butin 2011]:
Allerdings kann der Entwicklungszyklus auch ohne Übergang auf den Haplontenwirt ablaufen. In diesem Fall überwintert der Pilz in Myzelform auf befallenden Trieben der Weide.

Literatur: H. Butin (2011): Krankheiten der Wald- und Parkbäume; Ulmer-Verlag
-------------------------------------------

Schlussbemerkung:

- "W. Brandenburger (1994): Die Verbreitung der in den westlichen Ländern der Bundesrepuplik Deutschland beobachteten Rostpilze; Regensburger Mykologische Schriften, Band 3" unterscheidet mehrere Haplontenwirte (HW), denen in Kombination mit dem "Dikaryontenwirt" , ---> Salix capra (Salweide) bzw. Hybriden davon, spezifische "Melampsora-Arten" zugeordnet werden:


(1) Melampsora abieti-caprearum ---> Sporentyp 0, I: Abies alba; II, III: Salix capreaHW = Abies alba
(2) M. caprearum ---> 0, I: Larix spec.; II,III: S. caprea x S. aurita und weitere Salix-Taxa.
(3) M. euonymi-caprearum ---> 0, I: Euonymus europaeus; II, III: S. caprea und weitere Salix-Taxa
(4) M. larici-epitea H. Klebahn ---> 0, I: Larix spec.; II, III: S. caprea und eine Reihe weiterer Salix-Taxa.


Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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Dedimyk
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Re: Phytoparasit (?) an Salix caprea (oder eine der Hybriden

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Peter und alle Phytoparasitenfreunde,

der Rostpilz auf Salix caprea, der Sal - Weide ist eine Melampsora Castagne 1843 im II - Uredostadium.
Wie Gerd schon anmerkte, wird bei Unkenntnis des Aezienwirtes in der Regel die Sammelart Melampsora salicina Léveillé 1847 (Sammelname für nicht näher bestimmte Roste an Salix spp. [Weiden]) in Ansatz gebracht.

Deine Mikrobilder zeigen neben ovalen, rundlichen oder polyedrischen II -Uredosporen auch lange Paraphysen mit runden Köpfen ( von Dir irrtümlich als Teleutosporen angesehen ) die zu der Melampsora caprearum Thümen 1879, einem der häufigsten Rostpilze auf breitblättrigen Salix - Arten, wie z.B. der Salix caprea, der Sal - Weide zu finden sind, passen.

Auch das Befallsbild ist recht typisch dafür.

Hier die Daten aus Gäumann zum Nachlesen und Erkennen bei der Melampsora larici-caprearum beschrieben, die synonym zu der Melampsora caprearum ist:

II - Uredosporenlager auf der Unterseite der Blätter, oben gelbe Flecken hervorrufend, die ersten groß und einzeln( wie im vorliegenden Fall ) , die später klein über die Blattfläche zerstreut, 1 - 2 mm im Ø.
II - Uredosporen oval, rundlich oder polyedrisch 14 - 21 µm lang, 13 - 15 µm breit. Wand 2 - 2,5 µm dick, entfernt stachelwarzig; Warzenabstand 2 - 2,5µm; verdünnte Stellen scheinen Keimporen zu sein.
Paraphysen 50 - 60 µm lang, mit runden Köpfen von 18 - 26 µm Ø und einem 3 - 5 µm dicken Stiel; Membran bis 5 µm dick.

Überprüfe bitte, ob die Maße der II - Uredosporen und Paraphysen mit den vorgenannten Daten korrelieren, dann kannst Du die Melampsora caprearum Thümen 1879 für den Fund einsetzen, sonst die Sammelart Melampsora salicina.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Urban, Zdenek und Marková, Jaroslava: Catalogue of rust fungi of the Czech and Slovak Republics
Published by Charles University in Prague, Karolinum Press 2009
365 Seiten First Edition
ISBN 978-80-246-1664-3

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden 1998
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Brandenburger, Wolfgang: Die Verbreitung der in den westlichen Ländern der Bundesrepublik Deutschland beobachteten Rostpilze ( Uredinales )
Eine Bestandsaufnahme nach Literaturangaben
Kategorie: Schriftenreihe Regenburger Mykologische Schriften Band 3
Erscheinungsdatum: 1994
Seitenanzahl: 381
Verlag: Regensburgische Botanische Gesellschaft
Herausgeber: A.Bresinsky und H. Besl
ISSN: 0944-2820
Anmerkungen: Erfassung der in der Bundesrepublik Deutschland beobachteten Rostpilze
mit ihren Wirtspflanzen mit neuer Nomenklatur, angelehnt an Gäumann "Rostpilze" und seinem Buch "Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen".

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
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