Hallo Harry und alle Phytoparasitenfreunde,
Harry hat geschrieben:Hallo Phytofreunde,
an unserem Anfang Juni gekauften Tomatenstock macht sich derzeit ein Echter Mehltaupilz zu schaffen. Nach Literatur und Internetstudien könnte es sich um
Oidium neolycopersici syn. Oidium lycopersici handeln. Temperaturverhältnisse und Luftfeuchte passen in den letzten Wochen gut um diesem Mehltaupilz optimale Wachstumsbedingungen zu bieten. Auch das Befallsbild passt prima. Siehe hier:
http://www.gemuese-online.de/Artikel.dl ... A3NzUw.PDF
Hier mal einige Fotos von meinem Tomatenstrauch.
Normalerweise könnte man die Bestimmung anhand der Konidien absichern, wenn man den eine ausreichende Anzahl finden würde. Es ist zum verzweifeln, trotz Anfertigung von ca. 10 Präparaten ist es mir nicht gelungen mehr als zwei Konidien zu finden. Gibt´s das oder bin ich mit Blindheit beschlagen? Die beiden von mir gefundenen Konidien liegen von der Größe her im unteren Bereich der in der PDF - Datei angegebenen Größe. Natürlich sind zwei gemessene Konidien viel zu wenig um die Bestimmung abzusichern. Hier ein Mikrofoto:
Was denken unsere Experten? Könnte es in Richtung Oidium neolycopersici gehen? Sind mehr Konidien zu finden wenn man noch ein paar Tage wartet? Oh je, meine Frau erschlägt mich, sie hat nämlich schon ein Mehltaumittel gekauft und drängt mich seit 2 Tagen den Stock zu spritzen.
Gruß
Harry
Professor Braun beschreibt in seinen "Erysiphales" ( siehe Literaturverzeichnis ) die
Oidium lycopersicum Cooke & Massee 1888 emend. Nordeloos & Loerakker 1989 als Anamorphe mit unbekannter Teleomorphe auf
Lycopersion esvulentum Mill., der Tomate mit etwas weitergefaßten Konidienmaßen, als die oben zitierte Arbeit aus dem Pflanzenschutz und deckt wahrscheinlich Deine Maße ab:
- conidia formed singly ( rarely in short pseudochains ), ( 20- ) 28 - 45 (-50 ) x ( 13-) 15 - 20 (-28 ) µm, ellipsoid-ovoid, doliiform, without fibrosin bodies,--
Beschreibung der conidiophores und germ tubes spare ich mit da sie nicht im Mikrobild zu sehen sind.
Die Form Deiner Konidien paßt zu dem folgenden
Scan Plate 92 Fig. B und wenn die Maße in dieses Schema passen, dann könnte es schon die
Oidium lycopersicum Cooke & Massee 1888 emend. Nordeloos & Loerakker 1989 sein und das Befallsbild entspricht dem zitierten Bericht im Pflanzenschutz
Oidium neolycopersici ( neuere Bearbeitung ), so daß es sich tatsächlich um diese Anamorphe handeln wird.

- Oidium lycopersicum.jpg (94.53 KiB) 3731 mal betrachtet
Da bei dieser Anamorphe noch viel in der Schwebe ist und auch Braun diese Anmerkung macht" Notes: The exact distribution of this species is unknown ", führen wir sie noch unter der
Oidium lycopersicum Cooke & Massee 1888 emend. Nordeloos & Loerakker 1989 in der Datenbank fungiworld.com bis mehr bekannt ist.
Auch Brandenburger gibt Folgendes für Oidium lycopersici Cooke & Massee an:
Myzel ausgebreitet, weiß; Konidien in Ketten, +/- kugelig 8 - 9 µm im Ø
Falls Du die Tomate tatsächlich noch länger wachsen läßt ohne Behandlung ( bitte brav Deine Frau ), könnte sich der Befall noch weiter entwickeln und bei späterem Mikroskopieren dann eventuell neben mehr Konidien auch Konidienträger gefunden werden ( allerdings bin ich mir nicht sicher, daß an dieser Pflanze die Behandlung noch was bringt, die bleibt sicher dauergeschädigt ).
Auf jeden Fall werde ich die Bilder und das Mikrobild erstmal in die Datenbank fungiworld.com übernehmen mit den bekannten Daten.
Mal sehen was sich noch ergibt.
Vielen Dank für die Vorstellung der
Anamophe eines Echten Mehltaupilzes auf
Lycopersion esvulentum Mill., der Tomate.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturhinweis:
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Braun, Uwe: The powdery mildews ( Erysiphales ) of Europe, Gustav Fischer Verlag, Jena,
Stuttgart, New York 1995, 338 Seiten ISBN 3-334-60994-4 ( Jena ), ISBN 1-56081-424-1 ( New York )
-Phylogeny of Erisiphe, Microsphaera, Uncinula ( Erysipheae )
and Cystotheca, Podosphaera, Sphaerotheca ( Cystotheceae ) inferred from rDNA IST sequences- some taxonomic consequences
Autor: Braun, Uwe & Takamatsu, Susumu
Kategorie: Zeitschrift
Seitenanzahl:S.1 - 33
Schlechtendalia 4 ( 2000 ), Veröffentlichungen aus dem Institut für Geobotanik und Botanischer Garten der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg