Hallo Holger,
[quote="Holger"]
ich habe einen Amanita rubescens gefunden der m.E. unter die Rubrik "Abweichende Hymenophore" gehört.
Wir haben diese Thema schon einmal bei einem Paxillus diskutiert
viewtopic.php?f=34&t=5246
ich habe mich gefreut so etwas auch mal zu finden und zu zeigen, weil ich dieses Unterfórum sehr gut finde auch gerade wegen der

detallierten Bewertungen von Gerd.
Mal sehen was er sagt und ob ich richtig liege. Es war nur ein Fruchtkörper mit der Abweichung sämtliche anderen in der Nähe hatten normal ausgebildete Lamellen.
[quote]
Zuerst einmal herzlichen Dank für's Zeigen dieses Fundes.
- Na klar hast du völlig recht mit der "Einschätzung", diese "Bildungsabweichung (Missbildung)" der Schublade "Abweichende Hymenophore" zuzuordnet.
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- Danke auch für dein Lob bezüglich meiner Beiträge.
---> Das läuft bei mir "wie Öl runter" und spornt mich an, diesen "Missbildungstyp" etwas genauer zu beschreiben. Und wie so oft, fasse ich einmal zusammen, was [1] dazu schreibt:
5. Abweichende Hymenophore:
- Im allgemeinen ist die Form des „Hymenophors“ (salopp: Lamellen, Röhren etc.) der Hutpilze ein sehr konstantes Merkmal.
(1) Wenige Porlings-Arten zeigen allerdings gelegentlich sogar bei Funden vom gleichen Substrat und/oder Fruchtkörper eine erhebliche Variationsbreite, die meist durch „Wachstumsstörungen“ (witterungsbedingt, Regeneration, mechanische Verletzung) verursacht werden, z.B.:
- „Gloeophyllum sepiarium“ (Zaunblättling) mit „Lamellen, länglichen Poren oder runden Poren“
- „Daedalea quercina“ (Eichenwirrling) mit „labyrinthischem bis fast lamelligem oder gar porigem“ Hymenophor.
- „Daedaleopsis confragosa“ (Rötende Tramete) mit „fast röhrenartigem bis labyrinthischen oder fast lamelligem“ Hymenophor.
- „Cerrena unicolor“ (Aschgrauer Porling) mit „labyrinthischem bis zahnförmigem“ Hymenophor.
(2) Interessanter/verblüffender sind ungewöhnliche „Hymenophor-Konfigurationen“ bei Blätterpilzen, die man bei der betreffenden Art nicht erwartet, z.B.:
2.1 Gabelungen oder Anastomosen (Querverbindungen) der Lamellen
2.2 Konzentrisch (ringförmig um den Stiel) angeordnete Lamellen (---> cyclomycoide Form)
---> ein Beispiel, „Rhodocollybia maculata“ (Gefleckter Rübling), zeigt BOUDIER
2.3 Beobachtet wurde „Agaricus campestris„ (Wiesen-Egerling) mit klarem „Röhren-Hymenophor“ (---> polyporoide Form), die voll „fertil“ waren und ein normal gefärbtes Sporenpulver hatten.
Bei „cyclomycoiden und polyporoiden“ Hymenophor-Missbildungen vermutet man eine Mutation und hält einen Parasiten-Befall für unwahrscheinlich.
Übrigens: Am gleichen Standort kann man durchaus neben missgebildeten Fruchtkörpern auch normal ausgebildete Fruchtkörper finden.
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- Den "Krempling" würde ich unter Punkt 2.1 (Gabelungen, Anastomosen") vermuten.
- Dein Fund, da erinnert mich das Hymenophor deutlicher an "Röhrlinge, z.B. Hohlfuß-Röhrling) unter Punkt 2.3 "polyporoid" ablegen.
---> Aber das ist nur meine Vermutung!!!
Literatur:
[1] H. Kreisel (1983): Bildungsabweichungen an Fruchtkörpern (Teratologie); in Handbuch für Pilzfreunde Band V.
Grüße
Gerd