Beifang: Rostpilz an Lolium perenne

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
EricS
Junior Poster
Beiträge: 61
Registriert: Di 6. Sep 2005, 22:42

Beifang: Rostpilz an Lolium perenne

Ungelesener Beitrag von EricS »

Hallo zusammen,


neben dem Antherenbrand habe ich heute noch einen Rostpilz am Weidelgras Lolium perenne gefunden. Das Gras ist bei uns rund um Maisfelder, Weinberge, Spargelfelder etc. sehr häufig und auch häufig von diesem Rostpilz befallen.

Die Lager sind braun (kommt aus dem Foto nicht gut raus) und befinden sich meist am Stengel, seltener bis in die Ährenregion hochreichend. Vorhanden sind mindestens 2 Sporenarten.

Kann man dazu was definitives sagen oder muss ich nachmikroskopieren oder sogar (schauder) einem Wirtswechsel nachspüren?

[br][br]

[br][br]

Viele Grüße,
Eric
Benutzeravatar
Dedimyk
Forums Gott
Beiträge: 2943
Registriert: Sa 26. Nov 2005, 13:47
Wohnort: Gifhorn - Südostniedersachsen

Re: Beifang: Rostpilz an Lolium perenne

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Eric und alle Phytoparasitenfreunde,

[quote=EricS,18.07.2007, 23:17]
Hallo zusammen,


neben dem Antherenbrand habe ich heute noch einen Rostpilz am Weidelgras Lolium perenne gefunden. Das Gras ist bei uns rund um Maisfelder, Weinberge, Spargelfelder etc. sehr häufig und auch häufig von diesem Rostpilz befallen.

Die Lager sind braun (kommt aus dem Foto nicht gut raus) und befinden sich meist am Stengel, seltener bis in die Ährenregion hochreichend. Vorhanden sind mindestens 2 Sporenarten.

Kann man dazu was definitives sagen oder muss ich nachmikroskopieren oder sogar (schauder) einem Wirtswechsel nachspüren?
Viele Grüße,
Eric
[/quote]

Nein Eric, ich kann Dich beruhigen, Deine sehr aussagefähigen Bilder der II-Uredospore und der III- Teleutospore nebst der Befallanalyse reichen zur Bestimmung diese klassischen Rostpilzes aus.

Analyse:
Wir sehen auf den Halmen von Lolium perenne III- Teleutosporenlager, die sich aus den II-Uredosporenlagern entwickelt haben und deshalb noch vereinzelte II Uredosporen enthalten. Sie bilden lange Streifen, polsterförmig hervorrragend, ziemlich fest, von Anfang an nackt, beiderseits von den Resten der aufgespaltenen Epidermis umgeben.

Siehe die nachfolgende Prinzipsskizze:

[br][br]

Die Beschreibung der Teleutosporen aus Gäumann ( 1959 ) beinhaltet nur die Art Puccinia graminis Persoon, da die ssp. graminicola Urban 1967 später auf Dactylis glomerata beschrieben wurde und auch für Lolium perenne gilt:

[br][br]

Teleutosporen spindel- bis keulenförmig, 22 -77 µm lang, 13 -23 µm breit, am Scheitel gerundet oder zugespitzt, seltener abgestutzt und etwas unsymmetrisch, an der Basis in den Stiel verschmälert, in der Mitte wenig eingeschnürt. Wand etwa 1,5 - 2 µm dick, glatt, unten gelbbraun oben dunkelbraun, am Scheitel stark verdickt ( 5 - 11 µm ), Spitze wieder heller. Keimporen scheitelständig und dicht unter der Querwand, nur bei der Keimung sichtbar. Stiele etwa 50 µm lang, fest, gelblich bis bräunlich.
In der Regel zweizellige Sporen, einzellige Sporen sind selten.

Zur Vollständigkeit hier auch noch die II Uredospore: länglich, 17 bis 40 µm lang, 13 - 23 µm breit, Wand bräunlich, 2 µm dick, entfernt stachelwarzig, mit 4 seltener 3 oder 5 kreuzweise am Äquator angeordneten Keimporen.

Die langen Stiele, Klenke gibt sogar > 50 µm an sind ganz typisch für Puccinia graminis Persoon ssp. graminicolor Urban 1967 und läßt diesen sehr häufigen polyphagen ( viele Pflanzenarten befallend ) Rostpilz mikroskopisch leicht bestimmen.

Im Chat heute haben wir die Stiellänge diskutiert und Eric hat nachgemessen und Stiellängen von 50 µm und mehr bestätigt, neben kürzeren, die durch die polsterförmigen Teleutosporenlager entstehen.

Puccinia graminis ssp. graminicola führt keinen Wirtswechsel durch und verkürzt seine Entwicklung auf Lolium perenne auf nur II- Uredien und III- Telien.


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
EricS
Junior Poster
Beiträge: 61
Registriert: Di 6. Sep 2005, 22:42

Re: Beifang: Rostpilz an Lolium perenne

Ungelesener Beitrag von EricS »

Hallo Detlef,


herzlichen Dank für die Bestimmungshilfe. Zwar kein Knaller, aber dennoch schön anzusehen. Mal schauen, was man am Weinberg noch so auftreiben kann.

Viele Grüße,
Eric
Antworten