Nach einer längeren Sommerpause geht es weiter mit den Trichiida (Tricheales), der letzten Ordnung mit hellen Sporen.
Zur besseren Übersicht hier noch einmal Links zu den bisherigen Teilen meiner Dokumentation:
Teil 1: Allgemeine Einführung und Ceratiomyxaceae viewtopic.php?f=25&t=6714
Teil 2: Echinosteliida viewtopic.php?f=25&t=6718
Teil 3.1: Liceida ( Fam Enteridiidae ) und allgemeine Erklärungen.viewtopic.php?f=25&t=6731
Teil 3.2: Liceida (die übrigen Familien) viewtopic.php?f=25&t=6735
Allgemeine Kennzeichnung:
Wie das Kladogramm zeigt, sind die Trichiida molekulargenetischen Untersuchungen zufolge das Schwestertaxon der Liceida. Die Monophylie gilt als gesichert.
In den meist kräftig gefärbten Fruchtkörpern findet man stets ein echtes Capillitium aus massiven, röhrenförmigen, glatten oder skulturierten Fäden; eine Columella und Kalkknötchen fehlen stets. Die Sporen sind hell, oft gelb oder rot, selten grau oder hellbraun.
Macbride beschrieb 2 Familien mit 14 Gattungen und ca. 100 Arten.
Fam.: Dianemidae
. Calomyxa
. Dianema
Fam.: Trichiidae
* Trichia
. Arcyriatella
. Prototrichia
. Cornuvia
. Oligonema
. Calonema
. Arcyodes
* Arcyria
. Perichaena
. Metatrichia
* Hemitrichia
. Minakatella
In Mitteleuropa sind besonders die mit * gekennzeichneten Familien vertreten.
Baumann et. al. [1] unterteilt in 3 Familien:
Fam.: Dianemataceae (Calomyxa, Dianema) Capillitium aus massiven Fäden, nie netzbildend
Fam.: Arcyriaceae (Arcyodes, Arcyria, Aryriatella, Metatrichia, Perichaena, Prototrichia) Capillitium aus röhrenförmigen Fäden, meist zu einem Netz verbunden, im polarisierenden Licht nicht oder nur schwach leuchtend.
Fam.: Trichiaceae (Calonema, Cornuvia, Hemitrichia, Oligonema, Trichia) Capillitium im polarisierenden Licht leuchtend.
Die Sache mit dem Verhalten im polarisierenden Licht scheint aktuell kein vernünftiges Kriterium für eine Trennung in zwei Familien zu sein.
Nun zu den einzelnen Familien.
Als einzigen Vertreter der Fam. Dianemidae möchte ich Dianema harveyi vorstellen, den ich in Istrien gefunden habe. In Deutschland wurde diese Art erste wenige Male gefunden und gilt als selten:
Eine ausführliche Beschreibung und weiter Detailbilder findet ihr hier:
http://www.pilzforum.eu/board/thema-aus ... yxomyceten
Fam. Trichiidae, Gattung Trichia. (Merkmal: Capillitium aus verzweigten oder unverzweigten frei in der Fruktifikation liegenden Elateren (freie, 10 – 100 µm lange meist zugespitzte Fäden mit arttypischen Spiralbändern. Diese machen hygroskopische Bewegungen und dienen der Sporenausstreuung). Wichtige Merkmale der Elateren sind Dichte der Spiralornamente und Zahl der Spiralbänder (2-6) sowie die Länge der Elaterenenden (kurz, ausgezogen, gepufft).
Im Folgenden stelle ich 5 der bei uns vorkommenden 15 Arten vor:
Trichia scabra
(Capillitium 3-4 Spiralleisten mit feinen Stacheln, Sporen mit kleinmaschigem Netz)
Trichia varia
Trichia decipiens var. olivacea (Capillitium als 70-100µm lange olivgrüne Elateren mit 3-5 glatten Spiralleisten.
Die unreifen Sporocarpe sind weiß)
In Martin / Alexopoulos [3] findet man bei den Artbeschreibungen auch alle vorhergehenden Namen der Art, die zeigen, wie schwer eine korrekte Zuordnung sein kann.
Für T. decipiens findet man hier z.B. Lycoperdon pusillum, Arcyria decipiens, Trichia fallax, Trichia virescens, Trichia cerina, T. fulva, T. furcata, T. Nana, T. Stuhlmannii, T. pusilla
Trichia contorta (Elateren mit kurzen Verzweigungen und u.U. Doppelspitzen, Sporen ø 11-13µm feinwarzig)
[2] Nanenga-Bremekamp stellt sehr übersichtlich nebeneinander die Merkmale von Trichia favoginea, T. affinis und T. persimilis dar.
Trichia affinis (Elateren mit 3-5 dicht gewickelten Spiralleisten, Sporen mit unvollständigem Netz, oft aus kleinen Netzmaschen aufgebaut.)
Mit Trichia verwandt ist die Gattung Oligonema, die bei uns mit 2 Arten vertreten ist. Die häufigste Art ist
Oligonema schweinitzii (nach dem deutsch-amerikanischen Biologen Lewis David von Schweinitz)
Ebenfalls in die Trichia-Verwandtschaft gehört die Gattung Hemitrichia mit ca 10 Arten in unserem Gebiet. Die Gattung steht im Übergangsgebiet zu Trichia, Metatrichia und Arcyria. Das Capillitium besteht aus röhrenförmigen Fäden, die mehr oder weniger ein Netz mit freien Enden bilden. Die Fäden haben 3-6 meist deutlich ausgebildete Spiralleisten.
Vorstellen möchte ich 2 Arten.
Hemitrichia calyculata (Stiel ist deutlich vom Kopf unterscheidbar. Wenn die Peridie im oberen Drittel reißt, quillt das elastische Capillitium heraus. Mich erinnert der Fruchtkörper dann an ein Sektglas mit überschäumenden Sekt. Der Kopf kann manchmal auch deutlich wie ein Weinglas aussehen.)
Diese Art unterscheidet sich von ihrer Schwesterart Hemitrichia clavata äußerlich nur den unterschiedlichen Stielansatz, der bei der H. clavata allmählich in den Kopf übergeht. Außerdem sind dann die Sporen deutlich gesäumt.
Hemitrichia serpula bildet als Fruchtkörperform Plasmodiocarpien, d.h. das Plasmodium zieht sich nur minimal zu einem Netzwerk zusammen in dem die Sporen reifen. Pablo hat hierzu eine sehr gute Dokumentation gemacht
http://www.pilzforum.eu/board/thema-hem ... chleimpilz
Da die Anzahl der pro Artikel hochladbaren Bilder begrenzt zu sein scheint geht es mit der Gattung Arcyria in Teil 4.2 weiter!!
Myxomyceten – Schönlinge des Waldes Teil 4.1
Moderator: Harry
Re: Myxomyceten – Schönlinge des Waldes Teil 4.1
Hallo, Bernd!
Danke für diese schöne Fortsetzung der Reihe!
Da sind wieder mal auch einige wahnsinnig schöne Aufnahmen dabei, vom Informationsgehalt mal ganz abgesehen.
LG, Pablo.
Danke für diese schöne Fortsetzung der Reihe!
Da sind wieder mal auch einige wahnsinnig schöne Aufnahmen dabei, vom Informationsgehalt mal ganz abgesehen.
LG, Pablo.