Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
zu diesem Rostpilz auf Poa compressa hatte mir Julia ebenfalls einen Herbarbeleg geschickt und auf meine Nachfrage im Chat diesen Beitrag eingestellt.
Rostpilzbestimmungen auf Süßgräsern im Allgemeinen und speziell auf Poa nur im II-Uredostadium, wie im vorliegenden Fall sind äußerst schwierig, da die II-Uredosporen sowohl in Größe , als auch in Form und Ausführung sehr ähnlich sind.
Nachdem diverse reine Sporenuntersuchungen keine ausreichende Bestimmungsbasis erbrachten trotz Zuhilfenahme von Klenke, Gäumann und Brandenburger ( im Brandenburger werden insgesamt 15 Rostpilzarten auf Poa aufgeführt ), habe ich die II-Uredosporenlager einer nochmaligen genauen Untersuchung im Hinblick auf Paraphysen, die als wichtigstes Bestimmungsmerkmal gelten, unterzogen und dort bin ich endlich fündig geworden.
Bei den Sporeneinzeluntersuchungen hatte ich keine freigesetzten Paraphysen oder deren Fragmente gefunden, also mußte nochmals ein ganzes Uredosporenlager überprüft werden.
In dem untersuchten kompletten Uredolager fand ich am Rand und in den Sori
zahlreiche hyaline oder gelbliche zylindrisch kopfige oder kopfige Parphysen, die mich nach dem Klenke Schlüssel zielgerecht zu
Puccinia poae-nemoralis G.H.Otth 1871 führten.
Die nachfolgende Überprüfung aller relevanten Daten bestätigten den Fund der sehr häufig auf diversen Arten der Poa, eben auch Poa compressa, wie im vorliegenden Fall, zu findenden Rostpilzart.
Hier die Mikrobilder in 400 facher Vergrößerung, wobei Bild 1 ein II-Uredosporenlager mit Paraphysen zeigt:
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Hier die relevanten Daten zur Erkennung aus Brandenburger,Gäumann und Klenke:
II-Uredosporenlager auf beiden Blattseiten klein, rundlich oder länglich gelblich oder gelblichbraun, lange von der Epidermis bedeckt; am Rand und in den Sori zahlreiche zylindrisch kopfige oder kopfige hyaline oder gelblich gekrümmte und unter dem Kopf eingeschnürte 50 - 80 X 16 -18 µm
große Paraphysen, Wand stets 2, 5 - 4 oder am Kopf bis 7µm dick.
II-Uredosporen meist rundlich, zum Teil ellipsoidisch oder eiförmig, (20 )22 - 27 µm lang, ( 16 )18 - 23 ( 25 ) µm breit; Wand hyalin bis blaß goldfarben, etwa 1,5 - 2 ( 2,5 ) µm dick, dicht mit Stachelwarzen besetzt; 8 bis 12 zerstreute undeutliche Keimporen;
Puccinia poae-nemoralis G.H.Otth 1871, die jetzt nach Index Fungorumund Brandenburger
neu Puccinia brachypodii var. poae-nemoralis ( G.H. Otth 1871) Cummins & H.C. Green 1966 heißt,
vollendet auf dem Dikaryophyten ( Telienwirt ) Poa compressa ihre Entwicklung mit II-Uredien und III-Telien bis sie
zur Neuinfektion auf den Haplonten ( Aezienwirt ) Berberis wechselt und dort ihre Entwicklung mit 0-Pyknien und I-Aezien wieder beginnt.
Damit ist auch diese Bestimmung jetzt durchgeführt und mikroskopisch abgesichert worden.
Vielen Dank fürs Zeigen und den Herbarbeleg , der mir die Möglichkeit gab diesen im Uredostadium mir bisher unbekannten Rostpilz zu untersuchen.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X