Uromyces rumicis, endlich die Entwicklungsreihe nachgewiesen

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Dedimyk
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Uromyces rumicis, endlich die Entwicklungsreihe nachgewiesen

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Phytoparasitenfreunde,

wie der Überschrift zu entnehmen ist, will ich einen problematischen häufig zu findenden Rostpilz vorstellen, dessen Zugehörigkeit gerade im I-Aezienstadium äußerts schwierig beweisbar ist.

Auf dem Subgenus Ranunculus ficaria, dem Scharbockskraut werden je nach Autorenauffassung 6 -10 unterschiedliche Rostpilzarten gefunden ( R. ficaria ist dabei Haplont und auch Dikaryophyt ), die im I-Aezienstadium als Haplont ( Aezienwirt ) fast identische, schwer unterscheidbare I-Aeziosporen besitzen.

Besonders schwierig ist die Trennung von Uromyces rumicis, Uromyces poae und Aecidium ranunculi-acris, die auch optisch sehr ähnlich aussehen und ohne genaue Kenntnis des Dikaryophyten (Telienwirtes) fast nicht unterschieden werden können.

Ich habe mich seit mehreren Jahren mit dieser Problematik befaßt gerade bei meinen vielen Ranunculus ficaria-Beständen und habe sowohl Aecidium ranunculi-acris, als auch Uromyces poae zweifelsfrei nachweisen können, da der zugehörige Dikaryophyt im unmittelbaren Umfeld, bzw. im sicheren Infektionsbereich ( 500-1.000m ) gefunden wurde.

Lediglich Uromyces rumicis ( Schumacher 1803) G.Winter 1884 hat mir bisher Schwierigkeiten bereitet, da ich zwar Ranunculus ficaria gefunden habe, welche die typischen stark schwielenförmig deformierten Blätter aufwiesen mit den schönen blattunterseitigen I-Aeziosporenlager, aber leider nie im Infektionsbereich den Dikaryophyten ( Telienwirt ) Rumex.


Hier das Befallsbild Uromyces rumicis auf Ranunculus ficaria:

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Zum Vergleich Aecidium ranunculi-acris auf Ranunculus ficaria:

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Deshalb war ich sehr froh, am 27.10.2007 endlich den Dikaryophyten Rumex obtusifolius agg., Stumpfblättriger Ampfer mit braunen blattunterseitigen II/III-Uredien/Telienlager zu finden, der ca. 150m vom Fundort des obigen Bildbeleges entfernt wuchs.

Hier Uromyces rumis auf Rumex obtusifolius agg.:

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Beim Mikroskopieren erlebte ich die Überraschung, daß trotz des relativ späten Zeitraums Ende Oktober 2007 blattunterseitig nur II- Uredosporenlager gefunden wurden.

Hier die Mikrobilder in 400 facher Vergrößerung:

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Hier die relevanten Daten zur Erkennung aus Brandenburger, Gäumann und Klenke:

II-Uredosporenlager zerstreut auf beiden Blattseiten, bis etwa 1/2 mm groß, rundlich, frühzeitig nackt und staubig. Zuerst größere, ausschließlich II-Uredosporen bildende, hellbraune Lager, dann neben diesen oder sie kreisförmig umgebend dunkelbraune III-Teleutosporenlager ( habe ich keine gefunden ).

II-Uredosporen ellipsoidisch uder rundlich, 22 - 29 µm lang, 19 - 23 µm breit; Wand 1,5 - 2µm dick, hellbraun, entfernt stachelwarzig,Warzenabstand etwa 2 - 3 µm, seitlich und unten oft teilweise kahl; 2 - 4, meist aber 3 Keimporen.

III-Teleutosporen verkehrt eiförmig, gegen die Ansatzstelle verschmälertcoder fast kugelig, mitunter unregelmäßig 22 - 30 µm lang, 18 - 24 µm breit; Wand 2,5 - 3 µm dick, braun, glatt. Keimporus ( ausnahmsweise 2 ) scheitelständig, von einer halbkugeligen, farblosen etwa 7 µm breiten Papille bedeckt; Stiel farblos, Sporen abfallend.

Mit diesen beiden gesicherten Funden von Uromyces rumicis ( Schumacher 1803 ) G.Winter 1884 der I-Aeziosporen auf dem Haplonten ( Aezienwirt ) Ranunculus ficaria und der nach Wirtswechsel gefundenen II-Urediosporen auf dem Dikaryophyten ( Telienwirt ) Rumex obtusifolius agg. im Infektionsbereich konnte endlich die Entwicklungsreihe gesichert belegt werden.

Uromyces rumicis wird sehr verbreitet auf diversen Rumex-Arten gefunden und ist leicht im II/III- Uredo,-/Teleinstadium bestimmbar, aber eben schwierig im I-Aezienstadium auf dem Subgenus Ranunculus ficaria, wie oben zu ersehen.

Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
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