Rostpilz am Zottigen Weiderröschen

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Rostpilz am Zottigen Weiderröschen

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diesen Rostpilz habe ich am Donnerstag auf den Blättern von dem Zottigen Weidenröschen (Epilobium hirsutum) gefunden.

Es handelt sich wie man anhand der Mikrobilder sehen kann um Uredien und Telien.

Handelt es sich bei diesem Rostpilz um Puccinia pulverulenta?


Uredien im Durchschnitt 30,4 x 27,5
Telien im Durchschnitt 37,5 x 23,75


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mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Rostpilz am Zottigen Weiderröschen

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

[quote=Julia,29.06.2008, 21:46]
Hi!

Diesen Rostpilz habe ich am Donnerstag auf den Blättern von dem Zottigen Weidenröschen (Epilobium hirsutum) gefunden.

Es handelt sich wie man anhand der Mikrobilder sehen kann um Uredien und Telien.
Handelt es sich bei diesem Rostpilz um Puccinia pulverulenta?

Uredien im Durchschnitt 30,4 x 27,5
Telien im Durchschnitt 37,5 x 23,75


mfg Jule
[/quote]

zuerst müssen wir mal die Begriffe klären:
Makroskopisch sieht man die Sporenlager und die nennt man in diesem Beispiel II-Uredien und III-Telien.
Mikroskopisch bildest Du Sporen ab und die heißen dann II-Uredo,- oder Urediniosporen und III-Telio,- oder Teleutosporen und zu denen werden die Maße angegeben, schreibe ich in meinen Erklärungen doch auch immer so.

Doch jetzt zu dem Rostpilz auf Epilobium hirsutum:

Auf Epilobium werden zwar insgesamt 8 verschiedene Rostpilzarten gefunden, aber dank der aussagefähigen Bilder und Mikrobilder ist eine Bestimmung recht gut durchführbar.

Hier die Bestimmung nach Gäumann und Klenke:

Wir sehen blattunterseitig rundliche, bis 1mm große ringförmige um ein zentrales Lager geordnet, polsterförmig, ziemlich feste, heller oder dunkler kastanienbraune II-Uredosporenlager ( sehr schön auf Bild 3 zu erkennen ).

II-Uredosporen rundlich oder ellipssoidisch, 22 - 28 µm lang, 17 - 25 µm breit. Wand 2,5 -3 dick, hellgelb bis braun, mit zwei einander gegenüberligenden Keimporen, über denen flache Papillen liegen, außen entfernt stachelig.

Die III-Teleutosporenlager sind ähnlich wie die II-Uredosporenlager auftretend, dunkelbraun, auf Julias Bilder sind beide vertreten dadurch auch beide Sporenarten gefunden.

III-Teleutosporen 23 - 32 µm lang, 16 - 21 µm breit, ellipsoidisch, unten und oben in der Regel abgerundet, in der Mitte etwas eingeschnürt ( sehr gut auf den Mikrobildern zu sehen ).
Beide Zellen ziemlich gleich groß oder die untere etwas schmaler.Wand dünn oder bis 2 µm dick, am Scheitel etwas dicker ( bis 5 µm ), glatt hellbraun. Keimporus der oberen Zelle scheitelständig, der der unteren neben der Querwand oder bis zur Mitte herabgedrückt, mitunter auch zwei einander gegenüberliegende Keimporen in der unteren Zelle.
Wand über den Keimporen heller, doch keine auffälligen Papillen bildend.
Stiel farblos, sehr zart und vergänglich, mitunter so lang wie die Spore ( auf den Bildern abgebrochen, nur noch Ansatz ).

Diese Merkmale treffen alle auf Puccinia pulverulenta Greville zu, die Du somit richtig bestimmt hast, bravo.

Puccinia pulverulenta vollendet seine gesamte Entwicklung mit 0-Pyknien, I-Aezien, II-Uredien und III-Telien auf fast allen Epilobium-Arten, darunter auch E. hirsutum, wie im vorliegenden Fall, führt also keinen Wirtswechsel durch.


Vielen Dank für die Vorstellung dieses schönen Rostpilzes.



Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:

-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
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