Rostpilz am Zottigen Weidenröschen 2

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Rostpilz am Zottigen Weidenröschen 2

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diesen Rostpilz habe ich am Donnerstag auf einer anderen Pflanze des Zottigen Weidenröschen (Epilobium hirsutum) gefunden, als Puccinia pulverulenta gefunden.

Handelt es sich hierbei um Puccinia epilobii-fleischeri E. Fisch ?

Sporen im Durchschnitt: 25,8 x 20,4

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mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Rostpilz am Zottigen Weidenröschen 2

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde

[quote=Julia,30.06.2008, 13:07]
Hi!

Diesen Rostpilz habe ich am Donnerstag auf einer anderen Pflanze des Zottigen Weidenröschen (Epilobium hirsutum) gefunden, als Puccinia pulverulenta gefunden.

Handelt es sich hierbei um Puccinia epilobii-fleischeri E. Fisch ?
Sporen im Durchschnitt: 25,8 x 20,4
mfg Jule
[/quote]

nein, die Puccinia epilobii-fleischeri, die Du aus dem Brandenburger entnommen hast ist es leider nicht, obwohl sie der Puccinia pulverulenta Greville , um die es sich wieder handelt, sehr nahe steht.
Puccinia epilobii-fleischeri hat Abweichungen in I-Aeziosporen (mit 17 - 21 µm Ø kleiner als bei pulverulenta und passen mit Deinen Messungen nicht überein ) um die es hier geht, denn Du zeigst diese auf den Mikrobildern, II-Uredien fehlen und die III-Telien weichen auch stark in Größe, Form und Farbe ab.

Das direkt ins Auge fallende makroskopische Merkmal, auch blattoberseits vereinzelt angeordnete I-Aeziosporenlager, wie ich sie auf dem abgeänderten Bild zeige, hat nur die P. pulverulenta, die P. epilobii-fleischerii nicht.

Hier das Bild:

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Doch diese Feinheiten in der Unterscheidung konntest Du dem Brandenburger leider nicht entnehmen, nur die Sporenausbildung und,- maße, die Abweichungen hätten allerdings auffallen müssen.

Außerdem ist die Puccinia epilobii-fleischerii hoch spezialisiert und kommt nur auf Epilobium fleischeri Hochst. vor ( weist der Brandenburger leider auch nicht aus, nur Gattung )

Hier die Daten aus Gäumann zum Erkennen und Nachlesen:

I-Aezien über die ganze untere Blattfläche gleichmäßig verteilt sehr gut auf Julias Bilder 3 und 5 zu erkennen, einzeln auch oberseits, schüsselförmig, mit zurückgebogenem zerschliztem Saum. Pseudoperidienzellen auf der Außenseite nach unten übereinandergreifend. Außenwand bi2 5 - 7 µm dick, fein quergestreift, Innenwand 3 - 5 µm dick mit kleinen, derben Warzen besetzt ( Pseudoperidien hat Julia nicht abgebildet, erhält man nur bei Vertikalschnitt durch ein I-Aeziosporenlager ).

I-Aeziosporen polyedrisch bis ellipsoidisch, 18 - 25 µm lang, 15 - 20 µm breit. Wand kaum 1 µm dick, farblos mit sehr feinen Warzen von kaum 1 µm Abstand und außerdem mit einigen großen, mitunter abfallenden plattenartigen Warznebildungen ( alles gut auf den Mikrobildern zu sehen ).

Damit hast Du jetzt mit Deinen beiden Beiträgen die komplette Entwicklung der Puccinia pulverulenta von 0 - III auf Epilobium hirsutum dokumentiert, großartig.
Ich werde sie so in meine Datenbank übernehmen und stelle sie dann komplett mit Dir als Bildautorin in die Datenbank fungiworld.com ein, wenn die Gattung Puccinia bearbeitet ist.

Damit hast Du jetzt den Beginn der Entwicklung mit 0-Pyknien und I-Aezien dieses neuen Rostpilzes gezeigt , nachdem der erste Beitrag mit II-Uredien und III-Telien den Abschluß der Entwicklung dokumentiert hast.

Danke für die Vorstellung dieses interessanten Rostpilzes.


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
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