Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,
Julia hat geschrieben:
Hi!
Diesen Rostpilz habe ich im Oberallgäu am Wegrand beim Aufstieg vom Fellhorn auf die Fiedererpasshütte an den Nadeln der Fichte (Picea abies) gefunden.
Handelt es sich hierbei um Chrysomyxa abietis?
Hier nun die Mikrobilder der Aezien. Von den Telien schaffe ich das nicht, ich find da keine sporen (ich schick dir bei Zeiten Material zu, da hab ich dir die dann beigelegt).
Sporen im Durchschnitt 21,7 x 27,1
mfg Jule
wie ich ja schon schrieb, sind hier 2 unterschiedliche Rostpilzarten auf den Fichten-Nadeln zu sehen und Julia hat die I-Aeziensporenlager mikroskopiert, zu denen ich jetzt die Bestimmung durchführe.
Die Mikrobilder haben meine makroskopische Bestimmung, die ich noch nicht veröffentlicht habe, absolut bestätigt.
Es geht um diesen Rostpilz auf Julias Bilder 2 rechts und 4 die ich nochmal hier zeige, damit die Daten und Fakten verglichen werden können:
http://www.pilzfotopage.de/cgi-bin/uplo ... 352e4a5047
http://www.pilzfotopage.de/cgi-bin/uplo ... 392e4a5047
Diese eigenartigen häutigen sackartigen I-Aeziensporenlager auf gelben Flecken der Fichten-Nadeln gehören zu dem
in den Alpen recht häufig vorkommenden Rostpilz
Chrysomyxa rhododendri (De Candolle 1815) de Bary 1879.
Hier die Daten aus Brandenburger, Gäumann, Klenke und Zwetko zum Nachlesen und Erkennen:
I-Aeziosporenlager als häutig-sackförmige, stark zusammengedrückte, in der Längsrichtung des Blattes verlängerte Säcke oder Röhrchen von bis zu 3mm Länge aus gelbverfärbten Querzonen der Nadeln hervorbrechend, bei der Reife unregelmäßig aufreißend. Pseudoperidienzellen von der Fläche polygonal, mit 4 - 5 µm dicken Scheidewänden, im Radialschnitt der Pseudoperidie konvex-konkav; Konkavseite der Wand außen gelegen, dünn glatt; Konkavseite innen, dicker, mit einer Struktur stärker lichtbrechender Stäbchen, die eine echte Warzenbildung hervorruft; Querwände dünn, schief, dachziegeliges Übereinandergreifen der Zellen bewirkend
( Pseudoperidien konnten nicht untersucht werden, da Julia keine Vertikalschnitte durch die I-Aeziensporenlager gemacht hat ).
I-Aeziosporen ellipsoidisch, 17 - 45 µm, meist 21 - 25 µm lang, 12 - 22 µm, meist 17 - 21 µm breit; mittlere Länge 23,4 µm, mittlere Breite 20,0 µm ( Sporenmaße korrespondieren in etwa mit Julia Messungen ). Wand 1,5 -2 µm dick, farblos und mit Ausnahme eines nicht immer sichtbaren glatten Längsstreifens, von kleinen, jedoch kräftigen stäbchenförmigen Warzen, deren Abstand 1 µm beträgt, zeimlich dicht besetzt. Inhalt orangefarben.
Chrysomyxa rhododendri (De Candolle 1815) de Bary 1879 beginnt seine Entwicklung mit 0-Pyknien und I-Aezien auf dem Haplonten ( Aezienwirt )Picea-Nadeln und
wechselt dann auf den Dikaryophyten ( Telienwirt ) Rhododendron ( vorrangig Rhododendron ferrugineum und Rh. hirsutum) und vollendet mit II-Uredien und III-Telien seine Entwicklung.
Verbreitungsgebiet: Eurasien und Nordamerika
Hier ist Dir wieder ein bemerkenswerter Fund gelungen und ich werde natürlich die Bilder und Mikrobilder in die Datenbank fungiworld.com einstellen, da die Gattung Chrysomyxa bereits fertig bearbeitet und eingestellt ist.
Danke für die Vorstellung dieses neuen auch mir unbekannten Rostpilzes.
Den 2. Rostpilz im III-Telienstadium müssen wir dann noch bestimmen, wenn Du mir eine entsprechenden Herbarbeleg zugeschickt hast, den ich dann versuche zu Mikroskopieren.
Herzliche Grüße Detlef
Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662
-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X
-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6
-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6