Ein schöner Röhrling, den ich endlich auch gefunden habe

hier kann alles gepostet werden was mit Pilzen zu tun hat. Forumsstart - 22.12.2004

Moderator: Harry

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Dedimyk
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Ein schöner Röhrling, den ich endlich auch gefunden habe

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Forumsfreunde,

ich hatte heute das sehr große Glück, einen sehr bekannten, bei mir in den bodensauren Nadel/Laubwäldern aber noch nicht gefundenen Röhrling in einer größeren Menge an einem Fundpunkt zu finden.

Biotop ist der Kiefern bestandene Rand eines Calluna-Heide Schutzgebiet im NSG Gifhorner Heide.

Es handelt sich um den Körnchenröhrling Suillus granulatus, den ich bisher nur aus der Vergangenheit aus den Alpen kannte, aber anhand der wunderschönen Gutationströpfchen recht einfach bestimmen konnte.

Hier die Bilder:





Ich habe mir extra mal die Pilzkartierung Niedersachsen angesehen und dort sind verhälnismäßig wenige Funde erfaßt und tatsächlich in meinem gesamten Erfassungsgebiet bisher kein einziger Eintrag, an sich kein Wunder, da Suillus granulata kalkliebend ist.

So kann auch ein allgemein nicht so seltener Pilz einem alten Hasen wie mir Freude bereiten, wenn er das erste Mal im Kartierungsgebiet gefunden wird. :freu: :freu:

Am angrenzenden Maisfeld mit Futtermais bepflanzt, habe ich noch 8 mit Maisbrand Ustilago maydis befallene Stauden gefunden, die recht verdrehte Fruchtkörper zeigten, die ich in einem Extra-Beitrag noch mal zeigen werde.

Herzliche Grüße Detlef
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Harry
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Re: Ein schöner Röhrling, den ich endlich auch gefunden habe

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Detlef,

herzlichen Glückwunsch zum schönen Fund. Suillus granulatus ist hier im Saarland in bodensauren Kierfernwäldern recht häufig anzutreffen. Dass er vorzugsweise auf Kalk vorkommt kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil, auf Kalk finde ich ihn relativ selten.

Er kommt jedes Jahr in größeren Mengen und wird des öfteren von Chroogomphus rutilans begleitet. Irgendwie kommt es mir vor als ob die beiden eine Art Symbiose eingehen.

Auf dem Bild in meiner Galerie sind die Gutationströpfchen auch sehr gut zu sehen.

Guckst du hier !!

Gruß
Harry
Thomas B.

Re: Ein schöner Röhrling, den ich endlich auch gefunden habe

Ungelesener Beitrag von Thomas B. »

Hallo Detlef,
Glückwunsch zu deinem Fund!

Sicher hast du ihn auch auf eine rosa Stielbasis und rosa Mycelstränge untersucht, damit dir kein Fund von Suillus fluryi, dem Ringlosen Butterpilz, der dem Körnchenröhrling sonst wie ein Zwilling gleicht, durch die Lappen geht?! :rolleyes:

Übrigens: auch ich finde den Körnchenröhrling an fast allen mir bekannten Stellen mit dem Kupferroten Gelbfuß zusammen, und habe den Symbioseverdacht (wie bei Kuhröhrling und rosenrotem Gelbfuß) schon des öfteren ausgesprochen.

Es grüßt euch Thomas
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Dedimyk
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Re: Re: Ein schöner Röhrling, den ich endlich auch gefunden habe

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Thomas B.,27.08.2006, 22:42]
Hallo Detlef,
Glückwunsch zu deinem Fund!
Sicher hast du ihn auch auf eine rosa Stielbasis und rosa Mycelstränge untersucht, damit dir kein Fund von Suillus fluryi, dem Ringlosen Butterpilz, der dem Körnchenröhrling sonst wie ein Zwilling gleicht, durch die Lappen geht?! :rolleyes:
Übrigens: auch ich finde den Körnchenröhrling an fast allen mir bekannten Stellen mit dem Kupferroten Gelbfuß zusammen, und habe den Symbioseverdacht (wie bei Kuhröhrling und rosenrotem Gelbfuß) schon des öfteren ausgesprochen.
Es grüßt euch Thomas[/quote]

Hallo Thomas,

danke für den Hinweis, aber auf die Stielbasis habe ich geachtet, denn der Ringlose Butterpilz Suillus fluryi, syn. S. collinitus, wäre mir genauso lieb gewesen, wie Suillus granulatus, da er noch seltener bei uns gefunden wird und bei mir ebenfalls bisher fehlt.

Suillus fluryi hat bisher nur Nachweise aus dem Elm und weiter im Südniedersächsischen Hügelland.

Was mich allerdings sehr wundert, sind die Angaben der Roten Liste von Niedersachsen und Bremen:

Suillus granulatus nur zerstreut und kein Gefährdungsgrad
Suillus fluryi Gefährdung 4

Meines Erachtens sind diese Gefährdungsgrade viel zu niedrig bei den bisher wenigen nachgewiesenen Funden beider Arten.

Herzliche Grüße Detlef
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Dedimyk
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Re: Re: Ein schöner Röhrling, den ich endlich auch gefunden habe

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

[quote=Harry,27.08.2006, 19:51]
Hallo Detlef,
herzlichen Glückwunsch zum schönen Fund. Suillus granulatus ist hier im Saarland in bodensauren Kierfernwäldern recht häufig anzutreffen. Dass er vorzugsweise auf Kalk vorkommt kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil, auf Kalk finde ich ihn relativ selten.

Gruß Harry[/quote]

Hallo Harry,

den Hinweis auf Kalk habe ich aus PdS: "besonders auf Kalkböden", bzw.
Parey ( Marcel Bon ):"unter Kiefern auf Kalkböden häufig".

Das hat mich sowieso verwundert, da in den Großpilzen Niedersachsen von Knut Wöldecke steht:
"Nadelforsten, flechtenreicher Kiefernwald armer Sandböden, bei Pinus nigra und Pinus sylvestris"

und das traf bei mir in dem Calluna-Heideschutzgebiet voll zu.

Aber da ich mich an meine Funde aus den Alpen ( auch Kalk ) erinnerte, nahm ich das als gegeben an; aber wie man sieht, muß man da doch kritischer die Nachweise der verschiedenen Autoren vergleichen und abwägen.

Wenn ich das Biotop der Calluna-Heide jetzt als Möglichkeit des Fundes von Suillus granulatus ansehe, werde ich bei Gelegenheit das NSG Heiliger Hain, ein vergleichweises noch größeres Calluna-Heide - Schutzgebiet 40 km nördlich von mir an der Kreisgrenze aufsuchen und überprüfen.

Danke für Deinen Hinweis.

Gruß Detlef
Cortinarius

Re: Ein schöner Röhrling, den ich endlich auch gefunden habe

Ungelesener Beitrag von Cortinarius »

In Flattach -Oberkärnten - Hohe Tauern und saurer Podsolboden finde ich den Schmerling auch recht oft. Frage - ihm wird nach Genuß "durchschlagende Wirkung" nachgesagt - kann das jemand betätigen?
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Gerd †
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Merkmale von S. Suillus vs. S. granulatus

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Thomas,
Sicher hast du ihn auch auf eine rosa Stielbasis und rosa Mycelstränge untersucht, damit dir kein Fund von Suillus fluryi, dem Ringlosen Butterpilz, der dem Körnchenröhrling sonst wie ein Zwilling gleicht, durch die Lappen geht?!


- Na ja, beide Arten (immer an zweinadliger Kiefer) sind im Ulmer Raum nicht selten) würde ich nicht als Zwillinge betrachten.

Grüße
Gerd

Nachtrag:



Und hier noch eine Gegenüberstellung, bei der ich auch die Merkmale des Butterröhrlings hinzugefügt habe:

(1) Ringloser Butterröhrling,
Suillus fluryi Huijsm. = S. collinitus (Fr.) O. Kuntze

(2) Körnchenröhrling,
Suillus granulatus (L.: Fr.) O. Kuntze

(3) Butterröhrling,
Suillus luteus (L.: Fr.) S. F. Gray


Hut:
(1) Kastanienbraun
=> mit eingewachsener, dunklerer Radialfaserung
(2) Heller (gelblich-bräunlich bis rotbräunlich),
=> nicht radialgefasert
(3) Dunkel-/schokoladenbraun, ± ohne Rottöne,
=> mit eingewachsener, dunklerer Radialfaserung

Röhrenmündungen:
(1) Jung schwefelgelb, alt olivgelb, auf Druck bräunend
=> jung nicht bis wenig ?tränend?
(2) Anfangs creme bis hellgelb, im Alter olivgelblich,
=> jung milchigweiß ?tränend? (Guttationstropfen)
(3) Anfangs hell- bis schwefelgelb, später olivgelblich
=> jung nicht bis kaum ?tränend?

Stiel
(1) Spitze gelb mit braunen Drüsenpunkten, zur Basis hin bräunend
ohne Ring, rosa gefärbte Stielbasis (da Mycel rosa)
(2) Cremefarben bis hellgelb, Spitze jung tränend,
alt mit bräunlichen Drüsenpunkten besetzt.
ohne Ring, keine rosa gefärbte Stielbasis
(3) Weißlich, mit bräunlichen - dunkelbraunen Drüsenpunkten,
häutiger Ring, keine rosa gefärbte Stielbasis

Ökologie:
(1) Mykorrhiza mit 2-nadeliger Kiefer, fordert Kalk;
bevorzugt lichte, meist südexponierte Wälder, Wacholderheiden, etc.
(2) Mykorrhiza mit 2-nadeliger Kiefer, bodenvag;
bevorzugt relativ trockene, kalkhaltige Böden in lichten Wäldern, Parkanlagen etc.
(3) Mykorrhiza mit 2-nadelige Kiefer, bodenvag;
bevorzugt trockene, basenarme (saure) , ± flach-gründige Sandböden.


Noch wenige Zusatzanmerkungen zum ?Ringlosen Butterpilz?:

(a) Die ?rosa gefärbte Stielbasis? kann nach meiner Erfahrung alle Zwischenstufen von ?deutlich und auffällig? bis hin zu ?kaum sichtbar? annehmen. Im Extremfall hilft es die Stielbasis am unteren Ende anzukratzen,
um das ?Rosa? besser beurteilen zu können.
(b) Die ?vorhandene? bzw. ?nicht vorhandene? Radialfaserung im Hut ist nach meiner Beobachtung bereits ein ?konstantes Merkmal, mit dem sich S. granulatus von S. fluryi trennen lässt.
(c) Die angegebenen ?ökologischen Ansprüche sind der Literatur entnommen, und decken sich gut mit den Fundbeobachtungen im Ulmer Raum.
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Gerd †
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Myhorrhizza, Vergesellschaftung von mehreren Pilzarten

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Harry, hallo Thomas
Zitat Harry:
Er kommt jedes Jahr in größeren Mengen und wird des öfteren von Chroogomphus rutilans begleitet. Irgendwie kommt es mir vor als ob die beiden eine Art Symbiose eingehen.

Zitat Thomas:
Übrigens: auch ich finde den Körnchenröhrling an fast allen mir bekannten Stellen mit dem Kupferroten Gelbfuß zusammen, und habe den Symbioseverdacht (wie bei Kuhröhrling und rosenrotem Gelbfuß) schon des öfteren ausgesprochen.

- Ist mir auch schon aufgefallen.

- Und dies ist mehr als nur ein Verdacht:

(1) Nach "R. Agerer (2002): Die besonderen Beziehungen von Gomphidius roseus und seinen verwandten, oder wie intim können Mykorrhizapilze sein ?, Tintling Heft 30: 12-20" ist eine Beziehung von Chroogomphus rutilus mit Suillus collinitus = S. fluryi, S. granulatus und S. variegatus nachgewiesen.

(2) Die Gomphidiaceen (AGERER bringt weitere Beispiele) zeigen bei dieser Partnerschaft ein eigenartiges Verhalten:

- Die Hyphen dringen mittels "haustorienartigen Strukturen" in die Rhizomorphenhyphen der Partnerpilze ein.

- Es ist auffällig, wie wenige Ektomykorrhizen im allgemeinen Gomphidiaceen bilden. AGERER deutet das als Hinweis (!?), dass die Gomphidiaceen sich schon eher auf die Ernährungshilfe durch den Partnerpilz verlassen und selbst kaum mehr selber mit Bäumen rumschlagen.

- Interessant auch was der Pilzpartner so anstellen kann. Normalerweise ein klassischer "Ektomykorrhiza"- Pilz, der den Stoffaustausch (Baum <---> Myzel) ohne in die Wurzelzellen des Baumes einzudringen durchführt. In Partnerschaft mit Gomphidiaceen wurde beobachtet, dass die Hyphen zunächst wie üblich den Wurzelmantel umspinnen, dann interzellulär wachsen und letztendlich Haustorien in die Wurzelzellen treiben. Ein Merkmal für einen parasiten oder zumindest für jede Mykorrhizen, die als Ektendomykorrhizen (Sonderform der Ektomykorrhiza) bekannt sind.
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So nebenbei (Christoph Hahn mündlich):

- Von dem Schmarotzerröhrling (Xerocomus parasiticus) ist bekannt, dass er auf Scleroderma citrinum (Dickschaliger Kartoffelbovist) parasitiert. Weniger bekannt ist, dass er auch ein Mykorrhizapilz ist, dem der Baumpartner nicht genügend Nahrung zur Fruchtkörperbildung bereitstellt, er also den Kartoffelbovisten anzapft um Zusatzenergie aufzunehmen.

- Es wurden auch Vergesellschaftung von mehr als 2 Pilzarten beobachtet.

- Bei der Partnerschaft Pilz-Baum gibt es Spielarten wie aus dem Leben gegriffen: Friedliche Koexsistent und einseitige Ausnutzung des Partners
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Meine eigenen Gedanken zur Mykorrhiza, die sich leider nicht auf Literaturangaben stützen:

(1) Ursprünglich hat wohl der Pilz versucht die Pflanze parasitisch anzuzapfen und im Laufe der Zeit hat sich ähnlich wie bei Flechten (Pilz-Algen-Symbiose) ein labiles Gleichgewicht zum Wohle beider Partner eingestellt.



Grüße
Gerd
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