Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
Fahrenheit
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Milbenbefall und vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Ungelesener Beitrag von Fahrenheit »

Guten Abend liebe Pilzfreunde,

ich wurde im Mikroskopie Forum auf das Pilzforum hier hingewiesen und möchte einen Ginster (genaue Art unbekannt) vorstellen, von dem ich vermute, dass er von einem Pilz befallen ist.

Ich würde mich freuen, etwas über den - vermuteten - Pilz zu erfahren, sofern das folgende Bildmaterial das zulässt.

Bild 1: Die Ginsterzweige im Überblick
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Bild 2: befallene Zweige
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Bild 3: Eine befallene Stelle im improvisierten Auflicht (500 W Baustrahler, ich bitte die schlechte Qualität zu entschuldigen, ich bekomme es zur Zeit nicht besser hin) bei 40x mit Leica C-Plan (Stack aus 5 Bildern mit Helicon Focus). Zu sehen ist gesundes Gewebe mit Blattspalten und bereits befallenes braunes Gewebe. Mit Pilzen kenne ich mich nicht aus: handelt es sich bei den die Epidermis des Ginsters durchbrechenden Strukturen um Fruchtkörper des Pilzes?
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Bild 4: Ginsterzweig im Querschnitt (Übersicht bei 40x, Handschnitt, Etzold FCA Färbung)
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Bild 5: Eine Stelle im Mark- und Holzteil des Ästchens (200x, der selbe Schnitt)
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Bild 6: Eine Stelle am Rand des Ästchens (100x, wieder ein Ausschnitt aus dem Schnitt von Bild 4)
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Bild 7: Vermutlich Pilzhyphen aus dem Randbereich der verletzten Stelle (400x, gestacked aus 5 Bildern mit Helicon Focus)
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Herzlichen Dank und schöne Grüße
Fahrenheit

Edit: Überschrift angepasst, um mit der Entwicklung des Threads Schritt zu halten. ;)
Zuletzt geändert von Fahrenheit am Mo 30. Mär 2009, 00:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Dedimyk
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Re: Vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Fahrenheit,

zunächst erstmal herzlich willkommen hier im Forum.
Ich selbst habe diesen Befall am Ginster noch nicht gesehen und kann leider nichts dazu sagen, dabei bin ich mir noch nicht mal im Klaren, ob es überhaupt ein phytoparasitischer Pilzbefall ist, oder nicht was tierisches ( die Nahaufnahme zeigt m.E.irgendwelche Eier ).

Aber Deine Mikrobilder sind einsame Spitze, Gratulation dazu.
:su:

Ich werde aber unseren Spezialisten für solche Fälle, Heinz ( Prof. Butin ) auf diesen Beitrag hinweisen, vielleicht kann er etwas dazu sagen.

Auf jeden Fall kannst Du Dich immer auch zukünftig bei solchen Fragen an uns wenden und wir werden versuchen Dir entsprechend zu helfen.

Jetzt bin ich auf Heinz Antwort gespannt.

Herzliche Grüße Detlef
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
Fahrenheit
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Re: Vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Ungelesener Beitrag von Fahrenheit »

Hallo Detlef,

vielen Dank für Deine Antwort und das Lob! Auch wenn es mich ein wenig verlegen macht - wenn Du Dich mal in das Mikro-Forum verirrst, wirst Du Dort Bilder von Schnitten sehen, die sowohl von den photografischen Aspekten als auch von der Schnitttechnik (Mikrotomschnitte statt Freihandschnitte) in einer ganz anderen Klasse spielen.

Die Eier im Auflicht sind auch so eine Sache. Leider ist die Bildqualität zu schlecht, um den Übergang zwischen dem Ginster und dem eiförmigen Etwas erkennen zu können. Ich will also versuchen, zu beschreiben, was ich gesehen habe.

Die Strukturen durchbrechen die Epidermis des Ginsters von Innen und sie kommen in verschiedenen Entwicklungsstadien vor. Es gibt die beigefarbenen leicht durchscheinenden wie auf Bild 3 aber auch welche mit einer grau-weißen Struktur auf der Oberfläche. Die Epidermis ist rundherum aufgewölbt, daher handelt es sich aus meiner Sicht nicht um angeheftete Eier.

Auch die Verdickung der Zellwände des Ginstergewebes rund um die rot-braune Struktur im Holzteil des Schnittes (Bild 5) sehen für mich nach einer Abwehrreaktion des umliegenden Gewebes aus. Eine Knospe ist es nicht, die sieht anders aus (Bild 4 unten auf 6 Uhr).

Allerdings habe ich in den einjährigen Ginsterzweigen Stellen gefunden, bei denen das Gewebe rund um ein Loch gänzlich schwarz-braun war (z.B. Bild 2 der erste Ast von links, oben). Da habe ich zuerst auch an Insektenfraß gedacht. Aber von Insekten war nichts zu sehen und Bild 7 zeigt m. E. ziemlich eindeutig Pilzhyphen. Möglich wäre vielleicht auch eine nachträgliche Pilsinfektion aufgrund eines Insektenbefalls.
Andererseits könnte es wohl auch eine Stelle sein, an der im Vorjahr ein Fruchtkörper des Pilzes durchgebrochen ist.

Vielleicht kann Herr Prof. Butin das Geheimnis lüften.

Ich versuche, die Tage leihweise ein Stereomikroskop zu bekommen, um bessere Auflichtaufnahmen machen zu können. Wenn alles klappt, werde ich diese auch hier zeigen.

Danke für den herzlichen Empfang und einen schönen Abend!
Fahrenheit
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Dedimyk
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Re: Vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Fahrenheit,

ich habe Professor Butin am 24.3. per email auf diesen Beitrag aufmerksam gemacht und um Bestimmungshilfe gebeten, mal sehen was draus wird.

Herzliche Grüße Detlef
Detlef, der Freund der Phytoparasiten
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mguwak
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Re: Vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Ungelesener Beitrag von mguwak »

Hallo

Jörg hat mir mal ein Paar Proben geschickt. Unter der Stereolupe habe ich mir das angesehen.
Für mich sieht das eher nach einem Milbenbefall aus. Das stellt sich so dar.

einige die ich gesehen habe, sind noch weiß, andere dunkler oder bräunlicher. Ich bin in Sachen Milben kein Experte, aber kann es sein, das sie an dieser Stelle die Pflanze anzapfen und dort verharren, bis zu einem nächsten Stadium? Das würde erklären, warum es helle und dunkle Flecken gibt.

Leider kann ich an meiner Stereolupe keine Bilder machen. Wenn mir jemand einen Tipp geben kann, wie ich mir das unter dem Mikroskop ansehen kann ohne das Objekt zu zerdrücken, wäre super. Ich habe es chon versucht, aber danach, quetsch :-D
Ciao
Mike
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mguwak
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Re: Vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Ungelesener Beitrag von mguwak »

Einen Nachtrag noch. Habe eben mal unter der Stereolupe so ein Gebilde, was Jörg in seinen Bildern zeigt, bearbeitet. Mit einer Nadel, bestochen. Das obere ist wie eine Haut. Darunter ist eindeutig ein Insekt zu sehen. Beschreiben geht schlecht, weil ich es ziemlich schlecht getroffen habe. Es hat eine rötlich/braune Farbe. Und hängt wirklich in dem Ginster drinnen, aber nicht ganz. Nur ein Teil, was wohl der Kopf sein wird.

Vielleicht hilft das weiter. Was ich aber noch gesehen habe, sind kleine schwarze Flecken, die bestimmt nichts damit zu tun hat. aber das muss ich mir genauer ansehen.
Ciao
Mike
Fahrenheit
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Re: Vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Ungelesener Beitrag von Fahrenheit »

Hallo Mike,

auch an dieser Stelle noch mal vielen Dank für Deine Analyse!

Schöne Grüße
Fahrenheit
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mguwak
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Re: Vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Ungelesener Beitrag von mguwak »

Habe mal ein wenig was ab gemacht und in Ethanol gelegt.
Das raus holen ist nicht so einfach. Wenn man mit der Nadel an der Falschen Stelle sticht, Platz das Gebilde und es tritt eine rot/braune Flüssigkeit aus.
Ciao
Mike
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mguwak
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Re: Vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Ungelesener Beitrag von mguwak »

So noch ein Paar weitere Informationen.
Das Zeug liegt im Ethanol. Jetzt sehe ich durch meine Stereolupe ein wenig mehr.

Wenn ihr euch das dritte Bild vom Jörg anschaut, handelt es sich bei diesen Gebilde beim obersten, um eine Art Haut. Wenn diese weg ist, sieht man was rundes braunes. Auf der Oberseite, nenne ich es mal Rücken, ist eine Kenzeichnung zu sehen. Ein dunkel brauner Fleck und in der Mitte geht ein etwas helleres braun durch. Somit sieht das aus wie ein brauner Fleck mit zwei Hälften.

An dem Ende, was raus schaut auf dem Bild, sehe ich jetzt rechts und links zwei schwarze, na ja, kleine Hörner. Einer rechts, der andere links. Oder Beinchen. Und jetzt sieht man auch so in der Mitte, rechts und links jeweils einen kleinen roten Fleck.

Den unteren Teil kann ich nicht sehen, weil der in der Pflanze steckt.

ich hoffe mit der Beschreibung kann jemand was anfangen. Aber ich sage mal, für eine Milbe, einfach zu wenig Beine. Und so ein Insekt, habe ich auch noch nie gesehen.
Ciao
Mike
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mguwak
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Re: Vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Ungelesener Beitrag von mguwak »

So ich habe mal ein Bild gemacht. Die schlechte Qualität bitte ich zu entschuldigen.
Ich konnte das Objekt nur unter einem Deckglas mit einer Mulde Mikroskopieren.
Da ist es mit meinen Apocromaten und dem Abstand zum Objekt leider nicht so besonders.

Vielleicht wies ja jemand was das sein kann. Zumindest Wissen wir, es ist kein Pilz.
Aber was ist es?

http://www.mikroskopie-main-taunus.de/i ... nt_40x.jpg
Ciao
Mike
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Harry
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Re: Vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo muguwak,

warum sollte das keine Milbe sein? Du hast ja selbst geschrieben dass das Tierchen zur Hälfte im Ginsterzweig steckte. Möglicherweise sind dort auch die fehlenden Beinpaare zu finden.

Bei dieser Größe fällt mir nix anderes als Milbe ein. Um welche Art es sich dabei handelt kann ich dir leider nicht sagen.

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
Fahrenheit
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Re: Vermuteter Pilzbefall an einem Ginsterzweig

Ungelesener Beitrag von Fahrenheit »

Guten Abend zusammen,

so, nun noch ein paar Milbenbilder. Teils mit dem Stereomikroskop MBL 10 und teils im Hellfeld bei vorsichtig aufgelegtem Deckglas aber ohne Flüssigkeit, daher die flauen Bilder.

Bild 12: Der Kopf einer Milbe schaut durch die Epidermis eines Ginsterästchens. Darüber befindet sich in der Regel eine Kappe aus abgestorbenen Zellen, diese habe ich hier entfernt. MBL 10, 33x mit Canon A520 und Universalokular.
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Bild 13: Die herauspräparierte Epidermis mit Milbe von unten. Leider sehr unscharf ...
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Bild 14: Hier die freipräparierte Milbe von der Bauchseite gesehen. Nun im Hellfeld bei 200x unter dem Leica DM E.
Der Kopf ist oben (2 Stummelfühler mit je zwei Filamenten sind außerhalb der Schärfenebene noch als Schatten erkennbar), der Hinterleib unten. Man erkennt 6 Beine mit schaufelförmigen Enden.
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Bild 15: Noch mal in einer anderen Schärfenebene. Zwischen den Beinen beginnt eine Art Saugrüssel (?). Dieser ist sehr lang, er verläuft zwischen dem 2. und 3. Beinpaar auf der Rechten Seite und endet irgendwo am Hinterleib. Ob die Milbe damit das Phloem des Ginsters anzapft? Der Rüssel ist übrigens auch auf Mikes Bild zu sehen. Da schlängelt er sich links an den Beinen vorbei.
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Bild 16: hier noch mal die Oberseite des Milbenkopfes bei 400x
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Die Ginsterästchen sind voll mit diesen Milben. Ich würde vermuten, dass es sich dabei um ein Larvenstadium handelt, die letzte Milbengeneration also ihre Eier in den Ginster gelegt hat. Diese haben sich dort über den Winter entwickelt.
Hat jemand eine Idee, um welche Milbenart es sich handeln könnte und wo man etwas über die Entwicklungsstadien der Milben nachlesen kann?

Somit leidet der Ginster also unter zwei Parasiten: den Milben und wohl aufgrund der von diesen stammenden Verletzungen auch noch an einem Pilz (Hyphen in Bild 8 dieses Threads).

Schöne Grüße
Fahrenheit
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