Hallo Kurt,
kurtjegle hat geschrieben:
Ich habe stundenlang heftig gegoogelt und bin wie so oft von vielen (unkompetenten) Links enttäuscht.
...
Da bin ich total überfordert.
(1) Tja, im "Internet" wird leider auch viel Unsinn verbreitet und es ist nicht einfach, "die Spreu vom Weizen" zu trennen.
---> Ich halte mich da lieber an meine Literatur im Regal oder besuche bevorzugt Seiten von Spezialisten. Diese Autoren haben "ihren guten Ruf" zu verlieren und bemühen sich (auch wenn sie gelegentlich bei einer Fehlbestimmung erwischt werden, die dann häufig in der Fachliteratur erwähnt wird) ernsthaft um eine korrekte Bestimmung.
(2) Den größten Fehler, den ein Anfänger übrigens machen kann ist ein Bildvergleich, bei dem vorrangig nur die Farben beurteilt werden und makroskopisch rel. +- konstante Merkmale nicht ausreichend beobachtet/bewertet werden.
---> Und bei "holzbewohnenden, nicht in Hut und Stiel gegliederten Pilzen" stimme ich dir zu, dass auch der Habitus sehr unterschiedlich sein kann, da sich diese Pilze recht flexibel an die Lage am Substrat anpassen können.
- Ein Beispiel dazu bringe ich
HIER.
- Oder schau dir einmal
Dieses Baby an und vergleiche es mit dem im Schlussbeitrag gezeigten Bildern. Wenn man diese "bereits im Feld leicht bestimmbare" Art nicht in allen Altersstufen kennt, dann ist man einfach und verständlich überfordert.
----------------------
kurtjegle hat geschrieben:
Da kann ich aufgeben oder mich an ein kompetentes Forum wenden. Bei einem Pfifferling, Steinpilz, Fliegenpilz etc. kann man schon im Jugendstadium das Aussehen des Reifen erahnen, bei diesen Porlingen nicht (zumindest ich nicht).
-
Ich sehe das sogar noch pessimistischer: Z.B. bei einem Knollenblätterpilz = Wulstling (Gattung Amanita)[/u], der "Fliegenpilz" (A. muscaria) gehört dazu: Hat als Baby (wenn man ihn nicht durchschneidet) mit noch geschlossener "Gesamthülle" absolut keine Ähnlichkeit mit einem erwachsenen Pilz dieser Art und könnte "unbedarft" auch mit einem Bovist verwechselt werden. Das ist keine Theorie, sondern habe ich auf einer Pilzführung schon erlebt: Da wollte mir ein "Pilzsammler aus der Ferne" den "Grünen Knollenblätterpilz" (Amanita phalloides) als "Bovist" verkaufen.
- Oder wenige andere „Bauchpilz“-Beispiele (Stinkmorchel und Verwandte; Erdsterne), bei denen man von Babies mit noch geschlossener Außenhülle (wenn man es nicht weiß) kaum auf den Endzustand schließen kann.
- Und sogar kugelrunde (ca. 10-12cm Durchmesser) haben mich schon einmal (aber nur ein Mal) genervt. Erst nach dem Durchschneiden der Fruchtkörper (innen hohl und bereits "innen" typisch wie Kronenbecherlinge gefärbt) war dann klar, um welche Art es sich handelt. Und prompt fand ich dann in der Nachbarschaft auch noch bereits „typisch“ sternförmig aufgerissene Exemplare.
- Ganz extrem wird es bei Bildungsabweichungen ("Missbildungen"): Kannst du z.B.
HIER einen "Rettichhelmling" erkennen?
-
Aufgeben?
--->
Kann ich dir nicht empfehlen. Was nützt dir dein noch so schöner Urwald, wenn du nicht versuchst, die Pilze darin zu bestimmen. Und du wirst dabei feststellen, dass abhängig vom Zersetzungszustand sich nacheinander (man nennt das Sukzession) unterschiedliche Arten wohlfühlen und auch die Lage am Substrat (Stammbasis/Wurzelbereich, höher am Stamm im Bereich von Astgabelungen oder gar im Kronenbereich) durchaus sehr unterschiedliche Pilzarten am gleichen Substrat wachsen können.
--------------------------------------
kurtjegle hat geschrieben:
Ich kann Euch nur Bilder und Antworten liefern, bestimmen kann ich nicht. Im vorliegenden Fall müssen wir wohl warten, wie er sich weiterentwickelt (einjährig/mehrjährig, Verharzung der Hutoberfläche, etc.). Ich werde die weitere Entwicklung fotografisch festhalten, falls nicht ein Vandale zuschlägt. Und dann noch die uneinheitliche Zuordnung in Amerika und Europa. Ich dachte immer, mit der lateinischen Bezeichnung sei alles einheitlich und eindeutig.
-
Gerne: Liefere uns Bilder deiner Funde und wir werden
versuchen, die nach evtl. Rückfragen (
da muss ich dich ausdrücklich dafür loben, dass du unsere Beiträge „kritisch“ überprüfst und auf Abweichungen hinweist) zu bestimmen.
---> Bedenke: Wir sind auch keine „unfehlbare“ Päpste und „Autoritätsglauben“ ist nicht angesagt.
---> So nebenbei sind „Pilzbestimmungen“ (sogar, wenn man die Art sehr gut kennt) oft nur (auch bei hervorragenden, detailreichen Bildern) „unter Vorbehalt“ möglich. Und die meisten Mitglieder dieses Forums (ich gehöre auch dazu) sind da sehr „selbstkritisch“ und lehnen sich nicht allzu weit aus dem Fenster bei ihrer Bestimmung, die dann, wenn Alternativvorschläge in den Ring geworfen und diskutiert werden besonders lehrreich/informativ sind.
-
Und noch etwas: Wenn du eine "Gattungsvermutung" hast, liefere die gleich mit.
--->
Blamieren kannst du dich in diesem Forum nicht, sondern höchstens dazulernen, wenn du daneben liegst. Denn dann können wir gezielter darauf eingehen, welche Merkmale du nicht ausreichend beachtet hast.
--->
Und immer daran denken: Nur aus erkannten Fehlern (passiert mir „als mikroskopierfaulem Hund“ auch noch regelmäßig

) sammelt man Erfahrung.
-
Noch etwas kannst du übrigens zu deinem Ganoderma-Fund beitragen:
(a) Schneide einmal einen "jungen" Fruchtkörper durch und beobachte, ob sich dabei ein zu "Harz" erstarrender Saft bildet. Ansonsten weiter beobachten und schauen.
(b) Zeige uns nochmals ein Schnittbild eines "jungen" Fruchtkörpers, damit man die Farben des Fleischs/der Poren beurteilen kann.
(c) Dokumentiere, wie du das vorgeschlagen hast, ob die Fruchtkörper nächstes Jahr weiterwachsen, also mehrjährig sind.
---> Ich bin da sehr optimistisch, dass wir deinen Fund auch nach "makroskopisches Merkmalen" endgültig und ausreichend sicher bestimmen können.
- Zu den "wissenschaftlichen Namen" könnte ich auch noch einen Roman schreiben. Doch ich erspare mir das und bringe nur wenige Anmerkungen dazu:
(1) Da wurde vor ca. 20 Jahren ein Chaos (dem "Sydney Code (!?)" sei gedankt, der die Startpunkte der Prioritätsregeln verändert hat) angerichtet, das zu erheblichen Namensänderungen geführt hat.
(2) Es gibt Fälle, in denen der "Artname" (Epithet) ohne Autorenzitat (Name, Veröffentlichung inkl. Datum) mehrdeutig ist.
(3) Es gibt Fälle, in denen verschiedene Autoren die Art unterschiedlich interpretiert haben.
(4) Was der derzeit gültige "Namen" oder ein "Synonym" ist, ist teilweise noch nicht "einheitlich" geklärt.
(5)
Und das sollte man auch nicht unterschätzen: "Splitten" (eine "plastische Art mit großer Variabilität" wird auf Artrang in mehre „gute“ Arten aufgeteilt) und "Lumpen" (unterschiedliche Arten werden als "konspezifisch" zusammen geworfen und auf Artrang nicht mehr getrennt).
--->
Das m.E. Hauptproblem dabei ist: Es gibt keine allgemein anerkannte "Art-Definition". Da kann derzeit jeder immer noch (je nach persönlicher Einstellung) sein eigenes "Süppchen" kochen. Allerdings, aktuell wird eine Artentrennung, auch wenn weder "makroskopisch" noch "mikroskopisch (Licht-/ Elektronen-Mikroskop trennbar), verstärkt über DNA-Analyse begründet.
===> Schöne Aussichten für mich als "Hobby-Mykologe" (habe kein Elektronen-Mikroskop zur Hand und bin unfähig eine DNA-Analyse durchzuführen): Muss mich wohl in Zukunft bei einer "Pilzbestimmung" verstärkt "auf s.lat. (im weiteren Sinne)" einstellen.
(6)
Schlussendlich: Die Überprüfung von "Material" anderer Kontinente ist auch noch nicht "soooo" alt:
---> Da braucht du dich nicht zu wundern, dass hier noch ein ansehnlicher Nachholbedarf besteht.
Beste Grüße
Gerd
PS.:
- Dein "Ganoderma" (Lackporlings) - Fund ist m.E. derzeit noch nicht eindeutig zu bewerten und mehr als von mir bereits erwähnt fällt mir da nicht mehr ein:
---> Vergleiche die Kommentare im "PilzePilze"-Forum. Die wurden teilweise von mir persöhnlich bekannten "Experten/Profis" abgegeben.
---> Und ich bringe noch wenige, na ja älteren Links von "immerhin auch heute noch weltweit anerkannten Profies", die mit den Ganoderma-Arten dieser Gruppe auch einige Probleme hatten:
(1)
http://wwwuser.gwdg.de/~rjahn/Pilzbrief ... _10_12.pdf
(2)
http://wwwuser.gwdg.de/~rjahn/Pilzbrief ... _10_31.pdf
(3)
http://wwwuser.gwdg.de/~rjahn/Pilzbriefe/PB_Bd_2_19.pdf