Ganoderma resinaceum Harziger Lackporling

hier kann alles gepostet werden was mit Pilzen zu tun hat. Forumsstart - 22.12.2004

Moderator: Harry

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Gerd †
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Re: Pilz auf Stieleiche

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Kurt,
kurtjegle hat geschrieben: Ich habe mich zuerst gewohnheitsmässig an mein Stammforum "Baumkunde" gewandt. Dort sind einige Generalisten. Als ich dort nicht weiterkam, habe ich mich an Euch gewandt, was sich ja für mich als ergiebig erwiesen hat. Für Euch doch auch, hat sich doch gezeigt, dass die genaue Bestimmung sogar für Euch keine leichte Aufgabe ist.
- Ja, da bin ich ganz gehörig "in's Fettnäpfchen getreten", nach dem du und Harry die Vorgeschichte erläuterst hast.

---> Und dafür entschuldige ich mich ganz gerne.

- Mich hat da einfach eine völlige Fehleinschätzung erwischt:
---> Ich dachte, dass du gleichzeitig in einem anderen Pilzforum eine Anfrage gestellt hast.

- Und dies halte ich in der Tat für "überflüssig" und Zeitverschwendung:
(1) Die Betreiber der Pilzforen, die ich "aktiv" besuche, betrachten ihr FORUM nicht als eingezäuntes Gebiet und beteiligen sich auch "aktiv" in anderen Foren.
(2) Und das gleiche gilt auch für einige "gute" Pilzkenner, die sich "aktiv" in mehreren Foren tummeln.
(3) Und wir alle empfehlen bei Bestimmungsproblemen (nicht einmal selten!) von kritischen Funden auch auf ein anderes Forum, in dem sich Gattungsspezialisten tummeln, die evtl. eine bessere Auskunft geben können.
(4) Und dies wird von HARRY (und auch den Betreibern anderer Foren) voll unterstützt.
----------------------------

- Uns allen kommt es darauf an, jeden (gleichgültig, ob Anfänger oder Fortgeschrittener) bestmöglich zu helfen.
---> Und wenn der Anfragende (wie du), sorgfältig nachrecherchierst und Zweifel anmeldet, dann macht es noch mehr Spass, ein Thema auszudiskutieren.
---> Denn schließlich, das hast du korrekt erkannt, macht es einfach Spass, seine Kenntnisse aufzufrischen und aus jeder Anfrage etwas dazu zu lernen.
----------------------------

Schlussendlich würde ich es sehr bedauern, wenn du dich aus diesem Forum zurückziehst oder gar die Pilze in Zukunft ignorierst.

Liebe Grüße
Gerd

PS.:
Immer daran denken:
- Es gibt keine "dummen" Fragen, ---> höchstens "dumme" Antworten, die gelegentlich auch von mir (nicht böse gemeint) kommen
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
kurtjegle
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Re: Pilz auf Stieleiche

Ungelesener Beitrag von kurtjegle »

Hallo Gerd

Somit hat sich der Rauch des Schlachtfeldes verzogen. Alles o.k..
Ich habe stundenlang heftig gegoogelt und bin wie so oft von vielen (unkompetenten) Links enttäuscht. Im Falle Ganoderma habe ich sogar ein offentsichtlich identisches Foto unter verschiedenen Namen gefunden. Für einen Laien ist es oft schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen. Die Fotos in den beiden Pilze Pilze - Links dienen auch nicht zur Identifikation. Wenn man schon als Headline diese Fotos sieht, blättert man als Laie einfach weiter, ohne sich den Text anzuschauen. Und dann noch diese krassen Unterschiede in verschiedenen Reifestadien. Da bin ich total überfordert. Da kann ich aufgeben oder mich an ein kompetentes Forum wenden. Bei einem Pfifferling, Steinpilz, Fliegenpilz etc. kann man schon im Jugendstadium das Aussehen des Reifen erahnen, bei diesen Porlingen nicht (zumindest ich nicht). Ich kann Euch nur Bilder und Antworten liefern, bestimmen kann ich nicht. Im vorliegenden Fall müssen wir wohl warten, wie er sich weiterentwickelt (einjährig/mehrjährig, Verharzung der Hutoberfläche, etc.). Ich werde die weitere Entwicklung fotografisch festhalten, falls nicht ein Vandale zuschlägt. Und dann noch die uneinheitliche Zuordnung in Amerika und Europa. Ich dachte immer, mit der lateinischen Bezeichnung sei alles einheitlich und eindeutig.
So, genug gequatscht.

Gruss
Kurt
kurtjegle
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Re: Pilz auf Stieleiche

Ungelesener Beitrag von kurtjegle »

Habe schon wieder vergessen, eine Frage zu beantworten, nämlich die nach dem Standort. Die Solitärstieleiche steht in F-71480 Cuiseaux, ca. 250m über NN, ausreichend Sonne und Regen, milde Winter.

Gruss
Kurt
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Gerd †
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Re: Pilz auf Stieleiche

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Kurt,
kurtjegle hat geschrieben: Ich habe stundenlang heftig gegoogelt und bin wie so oft von vielen (unkompetenten) Links enttäuscht.
...
Da bin ich total überfordert.
(1) Tja, im "Internet" wird leider auch viel Unsinn verbreitet und es ist nicht einfach, "die Spreu vom Weizen" zu trennen.
---> Ich halte mich da lieber an meine Literatur im Regal oder besuche bevorzugt Seiten von Spezialisten. Diese Autoren haben "ihren guten Ruf" zu verlieren und bemühen sich (auch wenn sie gelegentlich bei einer Fehlbestimmung erwischt werden, die dann häufig in der Fachliteratur erwähnt wird) ernsthaft um eine korrekte Bestimmung.

(2) Den größten Fehler, den ein Anfänger übrigens machen kann ist ein Bildvergleich, bei dem vorrangig nur die Farben beurteilt werden und makroskopisch rel. +- konstante Merkmale nicht ausreichend beobachtet/bewertet werden.
---> Und bei "holzbewohnenden, nicht in Hut und Stiel gegliederten Pilzen" stimme ich dir zu, dass auch der Habitus sehr unterschiedlich sein kann, da sich diese Pilze recht flexibel an die Lage am Substrat anpassen können.
- Ein Beispiel dazu bringe ich HIER.
- Oder schau dir einmal Dieses Baby an und vergleiche es mit dem im Schlussbeitrag gezeigten Bildern. Wenn man diese "bereits im Feld leicht bestimmbare" Art nicht in allen Altersstufen kennt, dann ist man einfach und verständlich überfordert.
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kurtjegle hat geschrieben: Da kann ich aufgeben oder mich an ein kompetentes Forum wenden. Bei einem Pfifferling, Steinpilz, Fliegenpilz etc. kann man schon im Jugendstadium das Aussehen des Reifen erahnen, bei diesen Porlingen nicht (zumindest ich nicht).
- Ich sehe das sogar noch pessimistischer: Z.B. bei einem Knollenblätterpilz = Wulstling (Gattung Amanita)[/u], der "Fliegenpilz" (A. muscaria) gehört dazu: Hat als Baby (wenn man ihn nicht durchschneidet) mit noch geschlossener "Gesamthülle" absolut keine Ähnlichkeit mit einem erwachsenen Pilz dieser Art und könnte "unbedarft" auch mit einem Bovist verwechselt werden. Das ist keine Theorie, sondern habe ich auf einer Pilzführung schon erlebt: Da wollte mir ein "Pilzsammler aus der Ferne" den "Grünen Knollenblätterpilz" (Amanita phalloides) als "Bovist" verkaufen.
- Oder wenige andere „Bauchpilz“-Beispiele (Stinkmorchel und Verwandte; Erdsterne), bei denen man von Babies mit noch geschlossener Außenhülle (wenn man es nicht weiß) kaum auf den Endzustand schließen kann.
- Und sogar kugelrunde (ca. 10-12cm Durchmesser) haben mich schon einmal (aber nur ein Mal) genervt. Erst nach dem Durchschneiden der Fruchtkörper (innen hohl und bereits "innen" typisch wie Kronenbecherlinge gefärbt) war dann klar, um welche Art es sich handelt. Und prompt fand ich dann in der Nachbarschaft auch noch bereits „typisch“ sternförmig aufgerissene Exemplare.
- Ganz extrem wird es bei Bildungsabweichungen ("Missbildungen"): Kannst du z.B. HIER einen "Rettichhelmling" erkennen?

- Aufgeben?
---> Kann ich dir nicht empfehlen. Was nützt dir dein noch so schöner Urwald, wenn du nicht versuchst, die Pilze darin zu bestimmen. Und du wirst dabei feststellen, dass abhängig vom Zersetzungszustand sich nacheinander (man nennt das Sukzession) unterschiedliche Arten wohlfühlen und auch die Lage am Substrat (Stammbasis/Wurzelbereich, höher am Stamm im Bereich von Astgabelungen oder gar im Kronenbereich) durchaus sehr unterschiedliche Pilzarten am gleichen Substrat wachsen können.
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kurtjegle hat geschrieben: Ich kann Euch nur Bilder und Antworten liefern, bestimmen kann ich nicht. Im vorliegenden Fall müssen wir wohl warten, wie er sich weiterentwickelt (einjährig/mehrjährig, Verharzung der Hutoberfläche, etc.). Ich werde die weitere Entwicklung fotografisch festhalten, falls nicht ein Vandale zuschlägt. Und dann noch die uneinheitliche Zuordnung in Amerika und Europa. Ich dachte immer, mit der lateinischen Bezeichnung sei alles einheitlich und eindeutig.
- Gerne: Liefere uns Bilder deiner Funde und wir werden versuchen, die nach evtl. Rückfragen (da muss ich dich ausdrücklich dafür loben, dass du unsere Beiträge „kritisch“ überprüfst und auf Abweichungen hinweist) zu bestimmen.
---> Bedenke: Wir sind auch keine „unfehlbare“ Päpste und „Autoritätsglauben“ ist nicht angesagt.
---> So nebenbei sind „Pilzbestimmungen“ (sogar, wenn man die Art sehr gut kennt) oft nur (auch bei hervorragenden, detailreichen Bildern) „unter Vorbehalt“ möglich. Und die meisten Mitglieder dieses Forums (ich gehöre auch dazu) sind da sehr „selbstkritisch“ und lehnen sich nicht allzu weit aus dem Fenster bei ihrer Bestimmung, die dann, wenn Alternativvorschläge in den Ring geworfen und diskutiert werden besonders lehrreich/informativ sind.

- Und noch etwas: Wenn du eine "Gattungsvermutung" hast, liefere die gleich mit.
---> Blamieren kannst du dich in diesem Forum nicht, sondern höchstens dazulernen, wenn du daneben liegst. Denn dann können wir gezielter darauf eingehen, welche Merkmale du nicht ausreichend beachtet hast.
---> Und immer daran denken: Nur aus erkannten Fehlern (passiert mir „als mikroskopierfaulem Hund“ auch noch regelmäßig :roll: ) sammelt man Erfahrung.

- Noch etwas kannst du übrigens zu deinem Ganoderma-Fund beitragen:
(a) Schneide einmal einen "jungen" Fruchtkörper durch und beobachte, ob sich dabei ein zu "Harz" erstarrender Saft bildet. Ansonsten weiter beobachten und schauen.
(b) Zeige uns nochmals ein Schnittbild eines "jungen" Fruchtkörpers, damit man die Farben des Fleischs/der Poren beurteilen kann.
(c) Dokumentiere, wie du das vorgeschlagen hast, ob die Fruchtkörper nächstes Jahr weiterwachsen, also mehrjährig sind.

---> Ich bin da sehr optimistisch, dass wir deinen Fund auch nach "makroskopisches Merkmalen" endgültig und ausreichend sicher bestimmen können.

- Zu den "wissenschaftlichen Namen" könnte ich auch noch einen Roman schreiben. Doch ich erspare mir das und bringe nur wenige Anmerkungen dazu:
(1) Da wurde vor ca. 20 Jahren ein Chaos (dem "Sydney Code (!?)" sei gedankt, der die Startpunkte der Prioritätsregeln verändert hat) angerichtet, das zu erheblichen Namensänderungen geführt hat.

(2) Es gibt Fälle, in denen der "Artname" (Epithet) ohne Autorenzitat (Name, Veröffentlichung inkl. Datum) mehrdeutig ist.

(3) Es gibt Fälle, in denen verschiedene Autoren die Art unterschiedlich interpretiert haben.

(4) Was der derzeit gültige "Namen" oder ein "Synonym" ist, ist teilweise noch nicht "einheitlich" geklärt.

(5) Und das sollte man auch nicht unterschätzen: "Splitten" (eine "plastische Art mit großer Variabilität" wird auf Artrang in mehre „gute“ Arten aufgeteilt) und "Lumpen" (unterschiedliche Arten werden als "konspezifisch" zusammen geworfen und auf Artrang nicht mehr getrennt).
---> Das m.E. Hauptproblem dabei ist: Es gibt keine allgemein anerkannte "Art-Definition". Da kann derzeit jeder immer noch (je nach persönlicher Einstellung) sein eigenes "Süppchen" kochen. Allerdings, aktuell wird eine Artentrennung, auch wenn weder "makroskopisch" noch "mikroskopisch (Licht-/ Elektronen-Mikroskop trennbar), verstärkt über DNA-Analyse begründet.
===> Schöne Aussichten für mich als "Hobby-Mykologe" (habe kein Elektronen-Mikroskop zur Hand und bin unfähig eine DNA-Analyse durchzuführen): Muss mich wohl in Zukunft bei einer "Pilzbestimmung" verstärkt "auf s.lat. (im weiteren Sinne)" einstellen.

(6) Schlussendlich: Die Überprüfung von "Material" anderer Kontinente ist auch noch nicht "soooo" alt:
---> Da braucht du dich nicht zu wundern, dass hier noch ein ansehnlicher Nachholbedarf besteht.

Beste Grüße
Gerd

PS.:
- Dein "Ganoderma" (Lackporlings) - Fund ist m.E. derzeit noch nicht eindeutig zu bewerten und mehr als von mir bereits erwähnt fällt mir da nicht mehr ein:

---> Vergleiche die Kommentare im "PilzePilze"-Forum. Die wurden teilweise von mir persöhnlich bekannten "Experten/Profis" abgegeben.

---> Und ich bringe noch wenige, na ja älteren Links von "immerhin auch heute noch weltweit anerkannten Profies", die mit den Ganoderma-Arten dieser Gruppe auch einige Probleme hatten:

(1) http://wwwuser.gwdg.de/~rjahn/Pilzbrief ... _10_12.pdf

(2) http://wwwuser.gwdg.de/~rjahn/Pilzbrief ... _10_31.pdf

(3) http://wwwuser.gwdg.de/~rjahn/Pilzbriefe/PB_Bd_2_19.pdf
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
kurtjegle
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Re: Pilz auf Stieleiche

Ungelesener Beitrag von kurtjegle »

Hallo Gerd

Ich will mich hier ausdrücklich für Deine Mühe mit der Bestimmung meines Fundes bedanken, auch bei Harry, der bei Baumkunde eingegriffen hat, als die Bestimmungsversuche in die falsche Richtung liefen. Nun zu Deiner letzten Antwort.
- Ich gebe nicht einmal eine Gattungsvermutung, weil ich Euch nicht auf eine falsche Fährte locken will.
- Ich schneide keine jungen Fruchtkörper auf, weil
1. momentan keine vorhanden sind
2. ich dieses "Gesamtkunstwerk" (siehe Foto) nicht zerstören würde, auch wenn welche spriessen sollten, auch auf das Risiko hin, dass ich damit die definitive Bestimmung verzögere oder verhindere.

Frage:
Wie kommen die Sporen auf die Hutoberseite, auch auf den obersten Hut? Solch eine Ansammlung von Sporen (falls es Sporen sind), dicht und weich wie ein Teppich, habe ich noch nie beobachtet. Was darüber in dem Link "Westfälische Pilzbriefe" steht, habe ich gelesen.

In meinem "Urwald" wachsen zur Zeit keine Pilze, alles stocktrocken.
Ausser Birkenporlingen auf noch aufrecht stehenden toten Birken.

Gruss
Kurt
Dateianhänge
P1000479scal600 qual8.jpg
P1000479scal600 qual8.jpg (192.85 KiB) 6331 mal betrachtet
Originalwert Bild aufgenommen am/um:
2008:08:12 11:34:18
Bild aufgenommen am/um:
Di 12. Aug 2008, 09:34
Brennweite:
4.8 mm
Belichtungszeit:
1/100 Sek
Blendenwert:
f/2.8
ISO:
100
Weißabgleich:
Automatisch
Blitz:
Blitz nicht ausgelöst, Erzwungener Blitzmodus
Kamera-Hersteller:
Panasonic
Kamera-Modell:
DMC-FZ28
Belichtungsmodus:
Blendenvorwahl
Belichtungskorrektur:
0 EV
Belichtungsmessung:
Muster
kurtjegle
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Re: Pilz auf Stieleiche

Ungelesener Beitrag von kurtjegle »

Weitere Angaben:
- Die Sporenfarbe ist auf obigem Foto gut getroffen. Ob man die Farbe als kakaobraun oder rostbraun bezeichnen kann, lasse ich mal dahingestellt.
- Die Hutoberseite (nicht der Rand) ist matt, dunkelbraun bis schwarz (wenn man die Sporendecke abkratzt), konzentrisch gefurcht und unregelmässig gewölbt.
- Die Hutunterseite ist kalkweiss, auf Druck braun werdend
- Huthaut ohne Harz, von einzelnen Tropfen abgesehen
- Stiellos
- Hut 2-8cm dick
Wenn es sich noch herausstellt, dass er mehrjährig ist, dann spricht vieles für Ganoderma applanatum.

Gruss
Kurt
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Gerd †
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Re: Pilz auf Stieleiche

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Kurt,
kurtjegle hat geschrieben:Frage:
Wie kommen die Sporen auf die Hutoberseite, auch auf den obersten Hut? Solch eine Ansammlung von Sporen (falls es Sporen sind), dicht und weich wie ein Teppich, habe ich noch nie beobachtet. Was darüber in dem Link "Westfälische Pilzbriefe" steht, habe ich gelesen.
- Ob es Sporen sind kannst du leicht überprüfen:
---> Einfach mit einem Pinsel über die Huthaut streichen und am Hutrand auf ein weißes Papier fallen lassen . Wenn es eine Sporenstaubablagerung ist sollte sich auf dem Papier Sporenstaub ansammeln.

- Um deine Frage zu beantworten weiß ich auch nicht mehr als KREISEL in den WPB geschrieben hat.

Grüße
Gerd
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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Re: Pilz auf Stieleiche

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Kurt,
kurtjegle hat geschrieben: Wenn es sich noch herausstellt, dass er mehrjährig ist, dann spricht vieles für Ganoderma applanatum.
- Oder evtl. Ganoderma australe = G. adpersum (Wulstiger Lackporling), eine Art die "Eiche, Linde, Buche" bevorzugt, aber auch an vielen anderen Laubbäumen nachgewiesen wurde. Diese Art meidet offenbar Schatten und bevorzugt "sommerwarme, lichte Stellen" der planaren bis collinen Stufe (bis 400mNN) und wird oberhalb 500mNN schnell seltener.
---> Könnte recht gut auf deinen Standort passen!
---------------------
kurtjegle hat geschrieben: Falls jemand interessiert ist, kann ich ihm zur näheren Bestimmung ein Stück des Hutes schicken.
- Ich bin interessiert und würde mir gerne ein Stück des Hutes (oder einen der Hüte) anschauenund mikroskopieren.
- Schick mir bitte eine Email, damit ich dir meine Adresse schicken kann.

Grüße
Gerd
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Re: Pilz auf Stieleiche ---> Ganoderma resinaceum

Ungelesener Beitrag von Gerd † »

Hallo Kurt,

bei deinem Fund an Eiche handelt es sich eindeutig um Ganoderma resinaceum (Harziger Lackporling). Warum, da komme ich noch darauf zurück.
-----------------

Das war eine rel. schwierige Geburt:
(1) Die Gattung wurde ja bereits „+-von Anfang an“ korrekt vermutet. Nur bei der „sicheren“ Artbestimmung hatten wir doch einige Probleme, da insbesondere G. pfeifferi und G. resinaceum (beides seltene Arten, die ich bisher nur aus der Literatur kannte) nach Bildern nicht so leicht und sicher „belastbar“ bestimmbar sind.
(2) Ich bin bei einer Pilzbestimmung recht kritisch und werfe gerne Alternativen (ggg G. resinaceum war recht früh dabei) in den Ring und bin erst zufrieden, wenn wir zusammen zu einer gemeinsamen Einschätzung kommen oder notfalls (wie in diesem Fall) der Fund „in der Hand“ begutachtet werden kann und mikroskopiert wird.
------------------

Ich kann dir nur ausdrücklich dafür danken, dass du geduldig (nacheiferungswert!!!) Details nachgeliert und mir schlussendlich auch ein Hutsegment zugeschickt hast:
(1) Beim Auspacken (und Streichholztest) war mir sofort klar, dass es sich nur um eine „harzhaltige“ Ganoderma-Art handeln kann.
---> Die m.E. einzige Alternative Fomitopsis pinicola (Rotrandiger Baumschwamm), die ähnliche Hutfarben aufweisen kann, konnte ich wegen Poren-/Tramafarbe, Harztropfen auf der Porenschicht ausschließen.

(2) Die Artbestimmung G. pfeifferi vs. G. resinaceum war bereits makroskopisch eine leichte Übung:

(a) Substrat Eiche

(b) Tramafarbe deutlich heller als für G. pfeifferi (kastanienbraun) angegeben

(c) Die sich samtig anfassende, blassbraune Trama (Hutfleisch) ist über der Porenschicht deutlich dunkler gefärbt.

(d) Fruchtkörper auffallend leicht

(e) Und wichtig, was du mir zur Anwuchsstelle am Substrat geschrieben hast:
Der Hut ist nur in der Mitte angewachsen, auf 1/4 bis 1/3 der Hutbreite. Der Fuß ist ein "Knubbel", deutlich dicker als der übrige Hut.
(f) Poren meist 3(seltener 4)/mm, bei G. pfeifferi 5-6/mm.

(g) Die Hutkruste ist ziemlich dünn und ist leicht mit dem Fingernagel eindrückbar.

(h) Harzschicht +-glatt und nicht runzlig verknittert wie bei G. pfeifferi.

(i) Die Hutoberfläche ist mehrfach zoniert, wobei die Zonen zum Hutrand hin immer heller werden.

(j) Und jetzt weiß ich auch, warum diese Art den Namen „Harziger Lackporling“ verdient, da nicht nur in der Hutkruste sondern auch im restlichen Fruchtkörper Harzkanäle gebildet werden die sich als schnell verhärtende Guttationstropfen.auf der Porenschicht ablagern können.

Fazit 1:
- Ich bin jetzt überzeugt davon, dass man bei sorgfältiger Beobachtung der Einzelmerkmale des Fruchtkörpers G. pfeifferi und G. resinaceum bereits im Feld hervorragend trennen/bestimmen kann.
- Die oben gelisteten Merkmale stimmen hervorragend mit den von mir eingesehenen Literaturangaben zu G. resinaceum überein und passen mehrheitlich nicht zu den Literaturangaben von G. pfeifferi. Unklar ist mir nur (hatte beide Arten vorher noch nie in der Hand), wie konstant diese Merkmale sind.
- Was mich am meisten überrascht hat ist das Farbenspektrum der Hutoberfläche im Laufe der Fruchtkörperentwicklung.
-----------------------------

Natürlich habe ich noch den Fruchtkörper mit „scharfem Auge (Mikroskop)“ untersucht:
(1) Sporen:
- Die Sporen sind deutlich erkennbar „doppelwandig“ und lassen sich deshalb ganz eindeutig nur der Gattung Ganoderma zuordnen.
- Die statistische Auswertung der Sporenablagerungen (Stichprobe n=20, p=95%) auf dem Hut (ausgereifte Sporen!) in L4 ergab folgende Mittelwerte:
LxD= 10,31x7,09µm; L/D= 1,46; V= 271,5µm^3

Zum Vergleich ein paar Literaturangaben zu G. resinaceum:
[1] Südwestdeutsche Pilzrundschau: 9-11,5x7-7,5µm
[2] Bourdot et Galzin: 9,5 –11-12x5-7,5µm
[3] Pilat: 9,5-10(12)x5-7,5µm
[4] Jahn: 9-11x7-7,5µm
[5] Gerault: 10-12x7-9µm
[6] Jülich: 9-11,5x4,4-7µm
[7] Krieglsteiner: 4,5-7µm breit

Übrigens: Die Sporen sind nach Literatur in Baumwollblau (fehlt leider in meinem Reagenziensatz) fein ornamentiert.

Huthaut
- besteht aus schlank keuligen (schwach kopfig verdickten) Skeletthyphen-Enden
------------------------------

Und jetzt noch ein paar Bilder des Fruchtkörpersegments:
GanodermaResinaceum_DSCN3387_g.jpg
GanodermaResinaceum_DSCN3387_g.jpg (48.25 KiB) 6590 mal betrachtet
GanodermaResinaceum_DSCN3389_g.jpg
GanodermaResinaceum_DSCN3389_g.jpg (82.88 KiB) 6590 mal betrachtet
GanodermaResinaceum_DSCN3390_g.jpg
GanodermaResinaceum_DSCN3390_g.jpg (88.34 KiB) 6590 mal betrachtet
GanodermaResinaceum_DSCN3394_g.jpg
GanodermaResinaceum_DSCN3394_g.jpg (128.6 KiB) 6586 mal betrachtet
Beste Grüße
Gerd

PS.:
- Bleibt jetzt nur noch abzuwarten, ob der Fruchtkörper einjährig oder mehrjährig ist. Denn da widersprechen sich die Literaturangaben.
---> Ich spekuliere auf einjährig.
- Ich mache nur Bestimmungsvorschläge und keine Essensfreigabe.
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Harry
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Re: Pilz auf Stieleiche

Ungelesener Beitrag von Harry »

Hallo Gerd,

na wunderbar, somit wäre die Kuh vom Eis. Ob die Art nun als gute Art anzusehen ist oder nur als eine Standortrasse der äußerst plastischen Ganoderma lucidum ( Großpilze Baden Württembergs Band 1 - Seite 427 ) ist damit noch nicht geklärt. Ich neige nach deinen Untersuchungen am Frischmaterial eher dazu sie als eigenständige Art anzusehen.

@Kurt

war ne tolle und spannende Geschichte. Hast du vielleicht noch mehr dieser " harten Nüsse " zu knacken? :D
Was ist eigentlich mit baumkunde de. los? Ich kann schon seit einiger Zeit nicht mehr darauf zugreifen. Es sieht so aus als wäre die Site vom Netz genommen worden.

Gruß
Harry
Dass man immer noch lernen kann ist herrlich, und auch dass man andere dazu braucht.
kurtjegle
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Re: Pilz auf Stieleiche

Ungelesener Beitrag von kurtjegle »

@ Gerd

So toll finde ich meine eigene Leistung nun auch wieder nicht. Ich bin ja der Bittsteller, auf eure Hilfe angewiesen. Da muss ich doch alles, was mir möglich ist, zur Lösung beitragen. Deinen Aufwand kann ich ich nur erahnen. Er ist bestimmt enorm.
Ich beabsichtige, eine kleine Dokumentation dieses Pilzes im Verlauf seines Lebenszykluses zu erstellen. Falls sich etwas erwähnenswertes ereignet, werde ich darüber informieren.

@ Harry

Betreff Baumkunde.de. Ich bekomme nur den schlauen Spruch: It works auf den Bildschirm. Anfrage per E-Mail an Cryptomeria läuft. Sie treffen sich heute in Eschborn, da wird ja wohl informiert werden, was los ist. Sobald ich was weiss, informiere ich hier.

Gruss
Kurt
kurtjegle
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Re: Pilz auf Stieleiche

Ungelesener Beitrag von kurtjegle »

Hallo Harry

Eine verrückte Geschichte. Hacker haben anscheinend den Server von Baumkunde.de benutzt, um in den USA etwas auszuspionieren. Die amerikanische Seite hat davon Wind bekommen und die sofortige Schliessung und "Dekontaminierung" des Servers verlangt, was auch gemacht wurde. Die Site soll in ein paar Tagen wieder ans Netz gehen. Sachen gibt`s!!

Gruss
Kurt
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