Rostpilz am Gemüse-Lauch

Spezialforum zum Thema phytoparasitische Kleinpilze ( Rost, Brand, Mehltaupilze etc. ) und tierische Gallen an Wild.- und Nutzpflanzen. Forumsstart - 15.07.2006
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Julia
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Rostpilz am Gemüse-Lauch

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Diesen Rostpilz habe ich in Thüringen/Jena auf dem Stängel vom Gemüse-Lauch (Allium oleraceum) gefunden.

Um welchen könnte es sich hierbei handeln?


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mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Rostpilz am Gemüse-Lauch

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

[quote=Julia,17.09.2007, 15:55]
Hi!

Diesen Rostpilz habe ich in Thüringen/Jena auf dem Stängel vom Gemüse-Lauch (Allium oleraceum) gefunden.

Um welchen könnte es sich hierbei handeln?
mfg Jule
[/quote]

auf den gängigen Allium - Arten, also auch auf Allium oleraceum, wie im vorliegenden Fall, werden je nach Artauffassung 5 -7 verschiedene Rostpilze gefunden, die nur mikroskopisch sicher bestimmt werden können.

Mikroskopiere bitte Deinen Beleg und stelle die Mikrobilder hier ein, dann werden wir gemeinsam versuchen, den Rostpilz zu bestimmen.

Herzliche Grüße Detlef

Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959
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Dedimyk
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Re: Rostpilz am Gemüse-Lauch

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

auch zu diesem Rostpilz auf Allium oleraceum, dem Gemüse-Lauch hat mir Julia jetzt einen Herbarbeleg geschickt, den ich heute mikroskopiert habe.

Ich schrieb zwar bei meiner ersten Stellungnahme:

Auf den gängigen Allium - Arten, also auch auf Allium oleraceum, wie im vorliegenden Fall, werden je nach Artauffassung 5 -7 verschiedene Rostpilze gefunden, die nur mikroskopisch sicher bestimmt werden können.

Doch da es sich bei den Sporenlagern um dunkle Teleutosporenlager handelt, konnte mit Durchschlüsseln auf zwei Arten eingeschränkt werden, die sich durch die Ausführung der Teleutosporen gut trennen lassen:
1. alle Teleutosporen einzellig ist Uromyces ambiguus ( De Candolle 1815 ) Léveillé 1847
2. überwiegend nur zweizellige Teleutosporen ist Puccinia mixta Fuckel 1870

Ich habe ein Teleutosporenlager komplett mikroskopiert und nur eingelagerte einzellige Teleutosporen gefunden, wie den beiden folgenden Mikrobildern in 400 facher Vergrößerung zu entnehmen ist:









Bis auf eine einzige zweizellige Teleutospore, waren alle anderen noch eingelagerten Teleutosporen einzellig und somit handelt es sich nach Klenke und Gäumann um den Rostpilz
Uromyces ambiguus ( De Candolle 1815 ) Léveillé 1847
der zerstreut auf einigen Allium-Arten, darunter auch Allium oleraceum, wie im vorliegenden Fall gefundenwerden kann.

Hier die relevanten Daten zur Erkennung aus Gäumann:

III-Teleutosporenlager auf beiden Blattseiten, schwarz, lange von der bleigrauen Epidermisbedeckt, teils klein, rundlich, 1/4 mm groß, teils größer, bis 3mmlang, unregelmäßig gestaltet und in Längsrichtung des Blattes gestreckt, mit vereinzelten braunen Paraphysen.
Teleutosporen ein, sehr selten zweizellig ( weniger als 1 % ), rundlich, elliptisch, ei-, birn- oder keulenförmig, 22 - 32 µm lang, 18 - 21 µm breit.
Wand 1,5 - 2 µm, am Scheitel bis fat 3 µm dick, Kastanienbraun, glatt, ohne Spitzen oder Papillen. Stiel bis 30 µm lang, zart, farblos.

Der Rostpilz Uromyces ambiguus ( De Candolle 1815 ) Léveillé 1847durchläuft seine gesamte verkürzte Entwicklung auf nur II-Uredien und III-Telien auf einigen Allium-Arten, eben auch Allium oleraceum und führt also keinen Wirtswechsel durch.

Damit ist auch diese Bestimmung durchgeführt und mikroskopisch abgesichert worden.

Vielen Dank fürs Zeigen und den Herbarbeleg , der mir die Möglichkeit gab den mir bisher unbekannten Rostpilz zu untersuchen.


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
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ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
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Re: Rostpilz am Gemüse-Lauch

Ungelesener Beitrag von Julia »

Huhu Detlef!

Na, dann hab ich nun wohl den zweiten möglichen Rost gefunden. Glaube ich zumindest. Meine Teleutosporen sind überwiegend zweizellig, demnach müsste es sich um den Rostpilz Puccinia mixta Fuckel 1870 handeln, oder?

Habe ich vor 1 Woche an den Blättern und dem Stiel vom Kohl-Lauch (Alium oleraceum) gefunden.

Sporen im Durchschnitt: 23,75 x 56,6

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mfg Jule
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Dedimyk
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Re: Re: Rostpilz am Gemüse-Lauch

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

[quote=Julia,12.07.2008, 23:40]
Huhu Detlef!
Na, dann hab ich nun wohl den zweiten möglichen Rost gefunden. Glaube ich zumindest. Meine Teleutosporen sind überwiegend zweizellig, demnach müsste es sich um den Rostpilz Puccinia mixta Fuckel 1870 handeln, oder?

Habe ich vor 1 Woche an den Blättern und dem Stiel vom Kohl-Lauch (Alium oleraceum) gefunden.
mfg Jule
[/quote]

jein, das ist echt verzwickt, vermutlich hast Du sogar den 3. möglichen und relativ seltenen Puccinia allii F.K.L. Rudolphi 1829 gefunden.

Die Gegenüberstellung der 3 möglichen Aspiranten
Puccinia allii
Puccinia mixta , syn. Puccinia porri
Uromyces ambiguus
haben mich bei der wirtsbezogenen Betrachtung zu Puccinia allii geführt, da diese Art als einzige Allium oleraceum befällt und ebenfalls auch einzellige Teleutosporen aufweist und zwar 10 - 50 %.

Entscheidend ist aber auch das Vorkommen von Paraphysen, das unbedingt überprüft werden muß.

Puccinia allii sehr reichliche Paraphysen
Puccinia mixta , syn. Puccinia porri- selten Paraphysen
Uromyces ambiguus-sehr selten Paraphysen

Bitte mache noch mal einen Vertikalschnit durch ein III-Teleutosporenlager und überprüfe das Vorkommen von Paraphysen und stelle dann die Mikrobilder mit den Paraphysen erneut ein.

Herzliche Grüße Detlef
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Re: Rostpilz am Gemüse-Lauch

Ungelesener Beitrag von Julia »

Hi!

Ok, ich habe keine Paraphysen gefunden (auch wenn sie selten vorhanden sein sollen). Das sollte meine Bestimmung von oben bestätigen?

lg Jule
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Dedimyk
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Re: Re: Rostpilz am Gemüse-Lauch

Ungelesener Beitrag von Dedimyk »

Hallo Julia und alle Phytoparasitenfreunde,

[quote=Julia,23.11.2008, 01:11]
Hi!

Ok, ich habe keine Paraphysen gefunden (auch wenn sie selten vorhanden sein sollen). Das sollte meine Bestimmung von oben bestätigen?

lg Jule
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ich habe nochmal alles überprüft, sowohl Befallsbild , als auch Größe und Ausführung der III-Teleutosporen und muß jetzt auch trotz Fehlen der wenigen palisadenförmigen Paraphysen ( erhält man nur bei Vertikalschnitt ) der Bestimmung der

Puccinia mixta Fuckel 1870, syn. Puccinia porri ( Sowerby ) Winter

auf Kohl-Lauch (Allium oleraceum) zustimmen.

Prima, damit ist die 2. mögliche Rostpilzart auf Allium durch Dich jetzt belegt.

Hier die Daten aus Brandenburger, Klenke, Gäumann und Zwetko zum Nachlesen und Erkennen:

III-Teleutosporenlager rundlich oder verlängert, lange von der Epidermis bedeckt, schwarz bis 5 mm lang, etwa 1mm breit ( sehr gut auf den Bildern zu erkennen ), von einigen braunen, palisadenartigen Paraphysen umgeben und gelegentlich durch solche in Abteilungen aufgeteilt, in denen sich die III-Teleutosporen befinden ( nicht zu sehen, da kein Vertikalschnitt gemacht ).

III-Teleutosporen ein - oder zweizellig, seltener sogar dreizellig ( auf den Mikrobildern, sind neben den zweizelligen auch einzellige Teleutosporen zu sehen ); die zweizelligen sind keulenförmig 22 - 63 µm, meist 32 - 38 µm lang, am Scheitel meist unregelmäßig abgestutzt oder auch gerundet oder etwas verjüngt, an der Basis in den Stiel verschmälert, an der Querwand zwischen den Zellen schwach eingeschnürt; untere Zelle gewöhnlich etwas länger als die obere. Wand 1 - 2 µm dick, am Scheitel auf 3 - 4 µm verdickt, glatt , braun an der nuteren Zelle heller. Einzellige III-Teleutosporen birnenförmig bis ellipsoidisch, selten fast kugelig, 17 - 46 µm, meist 20 - 24 µm lang, meist 18 -21 µm breit, am Scheitel gerundet oder etwas abgeplattet. Stiel kurz, farblos; Sporen abfallend.

Puccinia mixta Fuckel 1870 durchläuft seine komplette Entwicklung mit 0-Pxknien, I-Aezien, II-Uredien und III-Telien auf der Allium oleraceum, führt also keinen Wirtswechsel durch.

Verbreitungsgebiet: Gesamte nördliche Erdhälfte

Vielen Dank für die Vorstellung dieses neuen Rostpilzes.


Herzliche Grüße Detlef


Literaturnachweise:
-Klenke, Friedemann: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsicher Botaniker. Sammel- und Bestimmungshilfen für phytoparasitische Kleinpilze Sachsens
Verlag: Berichte der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Botaniker Neue Folge Band 16 - Sonderheft Institut für Botanik der Tech. Universität Dresden
ISSN: 1434-1662

-Gäumann, Ernst: Die Rostpilze Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz
Beiträge zur Kryptogamenflora der Schweiz Band XII mit 90 Tabellen und 1075 Abbildungen, 1407 Seiten
herausgegeben von einer Kommission der Schweiz. Naturforschenden Gesellschaft, Kommissionsverlag Büchler & Co. Bern 1959

-Brandenburger, Wolfgang: Parasitische Pilze an Gefäßpflanzen in Europa
Verlag: Gustav Fischer Verlag-Stuttgart-New York Erscheinungsdatum: 1985, 1248 Seiten
ISBN: 3-437-30433-X

-Poelt, Josef und Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 12
2. revidierte und erweiterte Auflage des Catalogus Florae Austriae, III. Teil Heft1 Uredinales, 365 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997
Bandherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2650-6

-Zwetko, Peter: Die Rostpilze Österreichs
Biosystematics and Ecology Series No. 16
Supplement und Wirt-Parasit-Verzeichnis zur 2. Auflage des Catalogus Florae Austriae,III. Teil Heft 1 Uredinales, 67 Seiten
Verlag: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2000
Bandherausgeber: Friedrich Ehrendorfer, Institut für Botanik, Universtät Wien, A-1030 Wien
Serienherausgeber: Wilfried Morawetz & Hans Winkler Institut für Spezielle Botanik, Universtät Wien
ISBN:3-7001-2910-6
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